Anrainer-VGs setzen Bäume entlang der Strecke
Pflanzaktion entlang der 137 Kilometer langen Strecke: Speierling am Hildegard-Pilgerweg
Ein Speierling wie den Urobstbaum kannte schon die heilkundige Universalgelehrte Hildegard von Bingen. Ihr zu Ehren wurde jetzt im Park auf Schloß Dhaun am Hildegard-Weg ein Pilgerbaum gepflanzt. Wunsch der Initiatoren: Weitere Pflanzungen sollen entlang der Strecke folgen. Foto: Bernd Hey

Schloss Dhaun. Im Land der Heiligen Hildegard wurde am Montag auf Schloss Dhaun von VG-Bürgermeister Thomas Jung und Honoratioren aus der Touristikbranche ein recht seltener Speierling gepflanzt. Jede der sieben Anrainerverbandsgemeinden des Pilgerwegs setzt als besondere Wertschätzung an der 137 Kilometer langen Trasse einen oder mehrere Urobstbäume als Pilgerbaum.

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Mehr Urobstbäume etablieren

Im „Herrenzehntel“ zwischen Weiler und Martinstein wachsen am Hildegard-Weg seit Mai 2019 drei Dutzend Urobstbäume. Die VG Rüdesheim beispielsweise wird ihren Baum am Kloster Sponheim setzen, die VG Langenlonsheim-Stromberg in Schöneberg, und das „EdelSteinLand“ wird den Urobst-Pilgerbaum an Hildegards Geburtskirche in Niederhosenbach pflanzen. In Idar-Oberstein steht eine Esskastanie. Zu den Sorten zählen Speierling, Esskastanie, Mispel, Mandel, Maulbeere.

Schloss Dhaun ist ein faszinierend-magischer Ort. Die historische Freiheitslinde als Naturdenkmal eingangs der Gesamtanlage wurde 2010 nach 212 Jahren aus Sicherheitsgründen gefällt, dennoch stehen Jahrhunderte alte Prachtexemplare im Park. Und nun haben neben der am 3. Oktober 1990 anlässlich der Wiedervereinigung Deutschlands die Winter-Linde (Tilia cordata) und die am 14. Mai 2017 gepflanzte Partnerschaftslinde (Tilia tomentosa) als Zeichen der 2016 gegründeten Partnerschaft der VG Kirn Land und Lenauheim in Rumänien mit dem Speierling (Sorbus domestica) in unmittelbarer Nachbarschaft Gesellschaft bekommen.

Warum gerade ein Speierling, der bis zu 400 Jahre alt werden kann und dessen Früchte an kleine Äpfel oder Birnen erinnern? „In der Physica der Hildegard von Bingen kommt der Speierling als Heilbaum mit seinen adstringierenden Früchten vor“, erläuterte der Duchrother Gartenbauingenieur Thomas Braun. Die Nahe-Region sei neben dem mittleren Neckartal und Würzburg in Unterfranken einer der drei Hotspots, wo der Speierling als sehr seltener Baum mit etwa 2500 Exemplaren vorkommt.

Auf kargen Böden anspruchslos

Der Baum sei um den 45. Breitengrad mit Nordhessen als nördlichstem Fundpunkt ein Zukunftsbaum, er liebe wie die Mehlbeere und die Elsbeere Wärme und Trockenheit und sei auf kargen Böden anspruchslos, so Braun weiter.

Der Experte hält Douglasien auf lange Sicht nicht für den großen Wurf, plädierte vielmehr für die Artenvielfalt wie Schwarzkiefer oder Esskastanie und eben den Speierling. Und jetzt im Winter sollte kein Torf oder Rindenmulch verwendet werden, lediglich desinfizierende, rötlich-braune Pinienrinde, riet er beim Anpflanzen, als vom VG-Bauhof auch Mona Sesterhenn, Manfred Schumacher und Sebastian Kilian zur Hand gingen.

Im Zuge der gesellschaftlichen Umstrukturierung der Naheland-Touristik war die Idee, dass sich die VGs generell verstärkt lieber an Projekten beteiligen, die in ihrem Einzugsbereich liegen, als in einen „Pott“ einzuzahlen. „Deshalb finanzieren die sieben Anrainer-VGs, zunächst für drei Jahre dieses Projekt eigenständig und setzen es in Wert“, bekräftigte Katja Hilt, die Geschäftsführerin der Naheland-Touristik.

Pilgerspruch: „Gehe deinen Weg“

Und Anke Budde (Bretzenheim), die das Projektbüro Hildegard von Bingen leitet, erinnerte an einen Pilgerbrauch: „Gehe deinen Weg, lass deine Gedanken fallen und an einem Ort zurück.“ Deshalb gibt es am Baum Bändchen, Tage- oder Wunschbänder mit Hildegard-Zitaten, die flächig verteilt werden und an denen Gebete am Pilgerbaum angehängt oder unterwegs Segenswünsche gesammelt werden können. „Schloss Dhaun ist mit der restaurierten Kapelle, dem Kräutergarten nach Hildegard und der schönen Parkanlage ein äußerst beliebter und stark frequentierter Ort bei Pilgern“, informierte Anja Brandenburg, Vizefachbereichsleiterin Wirtschaftsförderung und Tourismus bei der VG Kirner Land. Daher war es für die Verbandsgemeinde selbstverständlich, sich an der Baumpflanzaktion zu beteiligen und einen Pilgerbaum auf Schloss Dhaun zu pflanzen.

Die Benediktiner-Äbtissin Hildegard (1098 bis 1179) lebte im Naheland und mit dieser Aktion wird verstärkt auf ihr Leben und segensreiches Wirken aufmerksam gemacht. Gleichzeitig trägt die Aktion dazu bei, den Bekanntheitsgrad des Nahelandes zu steigern, war der Tenor.

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