Trotz anfänglicher Anspannung am Sonntag, ob auf die Nahegemeinden und die Anlieger der Nahezuflüsse nach dem Schneefall von Sonntagnacht ein Hochwasser zukommt, entspannte sich schon Montagvormittag die Lage, als alle relevanten Pegel sinkende Stände meldeten. So Brand- und Katastrophenschutzinspekteur (BKI) Werner Hofmann entspannt im Kreishaus die sinkenden Wasserstände beobachten. Hofmann, erfahren in Sachen Nahehochwässer, wusste, dass man Glück hatte, weil der Regen nach der Schneeschmelze eine Pause eingelegt hatte. Hofmann hat die Erfahrung gemacht, dass beides zusammen durchaus zu einer brenzlichen Situation führen kann.
Einen starken Anstieg gab es zunächst am Pegel Martinstein . Hier wurde am Sonntagabend laut der Hochwasservorhersagezentrale Rheinland-Pfalz die Meldehöhe von 2,80 Meter überschritten. Das Wasser stieg in der Nacht auf Montag schließlich auf 3,60 Meter an. Damit kam der Wasserstand nicht ganz an den Pegelkennwert eines zweijährlichen Hochwassers (3,96 Meter). Seit Montagfrüh ist der Wasserstand am Pegel Martinstein leicht sinkend. Um 10 Uhr waren es 3,44 Meter.
„Wir wissen nicht, was auf uns zu kommt, wenn es in den nächsten drei Tagen wieder beginnt zu regnen.“
Kreisfeuerwehrinspekteur Werner Hofmann
Der Pegel Martinstein, der in der Nacht von Montag auf Dienstag unter die Meldehöhe von 2,80 Meter fallen soll, ist für Hofmann ein sicheres Signal, dass die Lage zunächst entspannt bleibt. Auch, weil die Hunsrückbäche wie der Ellerbach, der Gräfen- und Hahnenbach, die in der Vergangenheit Probleme machten, fallende Wasserstände melden. Eine Einschränkung macht der BKI indes: „Wir wissen nicht, was auf uns zu kommt, wenn es in den nächsten drei Tagen wieder beginnt zu regnen.“
Für die Entspannung der Hochwasserlage war wichtig, dass der gefallene Schnee von Sonntagnacht am Sonntagnachmittag, spätestens aber am Montag bereits Schnee von gestern war. Zudem ist er in den Höhenlagen, wo in der Regel mehr Schnee liegt, früher geschmolzen und abgelaufen. Hier wurde es früher warm, was an der Inversionswetterlage lag. Nicht die Wetterlage, jedoch der Zeitpunkt dieser, überraschte Hofmann. Wollte er sich doch Sonntagmittag vom verschneiten Hargesheim zu einer Schneewanderung auf dem Lemberg machen, musste er feststellen, dass auf dem 421 Meter hohen Berg im Gegensatz zu seinem Heimatort im Gräfenbachtal bereits Tauwetter eingesetzt hatte. „Nach dem Schnee ist vor dem Regen, sodass wir in den nächsten Tagen wegen des angekündigten Regens Gewehr bei Fuß stehen und ständig auf die Pegel achten", informierte Hofmann. 45.000 Sandsäcke stehen für einen möglichen Einsatz bereit. Sorgen brauche sich laut Hofmann niemand, denn die Feuerwehren seien auf solche Wetterlagen mit möglichen Hochwässern vorbereitet.

Bei der Feuerwehr Bad Kreuznach gab man sich Montagmittag ebenfalls entspannt. Nachdem die Hochwasserprognose zunächst nach oben korrigiert wurde, wurde sie zwischenzeitlich wieder nach unten revidiert. Der städtische Bauhof hatte im Vorfeld eines möglichen Hochwassers dennoch Vorsichtsmaßnahmen getroffen. So wurde der naheseitige Radweg zwischen Bad Münster am Stein und Bad Kreuznach gesperrt und über den parallel verlaufenden höheren Weg umgeleitet. Auch blieb am Montag wegen Hochwassers der Wertstoffhof gegenüber der Michelin geschlossen.
An den Zuflüssen der Nahe sind die Wasserstände zunächst auch deutlich angestiegen. Am Pegel Kallenfels am Hahnenbach stieg der Wasserstand in der Nacht auf Montag auf 1,41 Meter. Der Kennwert für ein zweijährliches Hochwasser liegt hier bei einem Pegelstand von 1,53 Meter. Auch hier ist der Wasserstand am Montagmorgen wieder leicht sinkend.
Pegelstände steigen auch am Glan zunächst an
Thomas Jung, Bürgermeister der Verbandsgemeinde (VG) Kirner Land, berichtet im Gespräch mit unserer Zeitung, dass in der VG sensibel mit dem Thema Hochwasser umgegangen werde. Denn gerade in der Stadt Kirn gibt es einen Zufluss des Hahnenbachs in die Nahe. Mitarbeiter hatten die Meldungen im Auge, sagt er. Eine Maßnahme, die routinemäßig getroffen wird, ist die Schließung des Weihers, „um einen Rückfluss vom Hahnenbach ein Stück weit zu begrenzen“, erklärt Jung. Da der Pegelhöchststand laut Vorhersage in der Nacht von Sonntag auf Montag erwartet wurde, seien zunächst keine weiteren Maßnahmen angedacht.
Auch am Glan gab es am Sonntag einen deutlichen Anstieg der Wasserstände. Am Pegel Odenbach wurde die Meldehöhe von 3,20 Meter mit 3,38 Meter überschritten. Auch hier sinken die Pegelstände seit Montagmorgen (10 Uhr: 3,21 Meter).
Pegelstand bleibt weit unter dem vom Dezember 1993
Zurück an die Nahe: Lag der Pegelstand in Boos am Montag gegen 5 Uhr noch bei 2,76 Meter fiel er bis mittags um 13.15 Uhr auf 2,58 Metern. Auch am Pegel Bad Kreuznach war am Montagmorgen gegen 7 Uhr der Scheitel mit knapp 5 Metern erreicht. Bis Mittwochmorgen 0 Uhr wird ein Wasserstand von 4 Metern erwartet. In der Kurstadt blieb man diesmal weit unter dem Pegelstand des verheerenden Hochwassers vom 21. Dezember 1993 mit 8,39 Metern. Werner Hofmann hofft, dass das vorhandene Wasser rechtzeitig abfließt, ehe neuer Regen einsetzt. „Dann sind wir heil davon gekommen", sagt er.