Bad Sobernheim
Paukenschlag in Bad Sobernheim: Roland Ruegenberg ist neuer Stadtbürgermeister
Er kann das Wahlergebnis noch gar nicht fassen: Roland Ruegenberg von der Gruppierung LOS ist neuer Stadtbürgermeister von Bad Sobernheim und zieht bald in das Amtszimmer im Rathaus hinter ihm.
Silke Jungbluth-Sepp

Roland Ruegenberg (LOS) hat die Stichwahl zum Stadtbürgermeister in Bad Sobernheim mit 52,1 Prozent der Wählerstimmen gewonnen. Gegenkandidat und Amtsinhaber Michael Greiner (SPD) kam auf 47,9 Prozent. Die Wahlbeteiligung der Stichwahl lag in der Felkestadt bei 45,5 Prozent.

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Paukenschlag in Bad Sobernheim: Roland Ruegenberg ist neuer Stadtbürgermeister der Felkestadt. Der Unternehmer, der als Spitzenkandidat der neu gegründeten Gruppierung LOS (Lebendig offenes Sobernheim) mit einer eigenen Liste angetreten war, hat die Stichwahl zum Stadtchef am Sonntag mit 52,1 Prozent der Wählerstimmen gewonnen. Gegenkandidat und Amtsinhaber Michael Greiner von der SPD kam auf 47,9 Prozent der Stimmen und muss nach 14 Jahren das Amt abgeben. Die Wahlbeteiligung lag bei 45,5 Prozent.

Roland Ruegenberg von der Gruppierung LOS ist neuer Stadtbürgermeister von Bad Sobernheim.
Silke Jungbluth-Sepp

Aufregender Wahlabend

Es war ein in jeder Hinsicht aufregender Wahlabend, zu dem sich Anhänger beider Kandidaten im Rathaus versammelt hatten. Bis zum Schluss des Wahlkampfs war unsicher, wer das Rennen der beiden Kandidaten machen würde. Denn Greiner hatte in der ersten Wahlrunde 46,7 Prozent der Stimmen eingeheimst, Ruegenberg war auf 34,0 Prozent gekommen. Der dritte Kandidat der ersten Runde, CDU-Mann Bernd Krziscik war vor 14 Tagen mit nur 19,3 Prozent der Stimmen ins Ziel gekommen. Allerdings hatte sich die CDU im Schlussspurt auf die Seite Ruegenbergs gestellt. Dies hat nach Ansicht vieler Wahlbeobachter das Ergebnis entscheidend beeinflusst.

„Ich bin überwältigt.“

Roland Ruegenberg

Ruegenberg konnte das Resultat zunächst kaum glauben: „Ich bin überwältigt“, sagte er. Natürlich habe er schon auf seinen Erfolg gehofft, sonst hätte er nicht kandidiert. Aber damit gerechnet habe er bis zum Schluss nicht unbedingt. Er dankte seinen Unterstützern der ersten Stunde, seinen Mitstreitern der erst im vergangenen Herbst gegründeten Gruppierung LOS. Und seiner Frau. „Ich weiß dass das eine große Aufgabe ist und sehr viel Arbeit“, betonte er.

Ruegenberg geht ebenfalls davon aus, dass die Unterstützung durch Landrätin Bettina Dickes (CDU) und die Stadt-CDU Einfluss auf das Ergebnis hatte. „Das hat den CDU-Wählern signalisiert, dass die CDU mir nähersteht als Michael Greiner.“ Grundsätzlich habe er aber noch nie Berührungsängste mit irgendeiner Gruppierung gehabt und sei sicher, dass es immer wieder auch Themen gebe, wo er der SPD näherstehen werde als der CDU, so der neu gewählte Stadtbürgermeister, der bis Sommer 2023 noch Mitglied der Grünen war.

„Man wird mir abnehmen, dass ich mir ein anderes Ergebnis gewünscht hätte.“

Michael Greiner

Michael Greiner von den Sozialdemokraten war seit 2014 an der Stadtspitze in Bad Sobernheim.
Silke Jungbluth-Sepp

Sozialdemokrat Michael Greiner, seit 14 Jahren Stadtchef, war die Enttäuschung über den Ausgang der Stichwahl, aber auch über den Verlauf des Wahlkampfs anzusehen. „Man wird mir abnehmen, dass ich mir ein anderes Ergebnis gewünscht hätte“, sagte er. „Die Enttäuschung ist groß.“ Die Wähler hätten entschieden und dies so gewollt, daher hadere er nicht mit deren Entscheidung. „Das ist Demokratie.“ Er werde am Montag sein Büro räumen.

Greiner gratulierte seinem Kontrahenten, nachdem der letzte der neun Stimmbezirke ausgezählt war. Woran es letztlich lag, dass Newcomer Ruegenberg die Nase vorn hatte, das könne er jetzt nicht analysieren, sagte Greiner. „Das muss ich jetzt erst einmal alles setzen lassen.“

Wie es für ihn persönlich weitergeht, das konnte er am Wahlabend ebenfalls noch nicht sagen. Auch die Frage, ob er sein Stadtratsmandat annehmen wird, könne er noch nicht beantworten. „Auf jeden Fall werde ich jetzt mehr Freizeit haben“, sagte er.

Konfrontativer Wahlkampf hinterlässt Spuren

Dass die Art des von Ruegenberg recht konfrontativ geführten Wahlkampfs Greiner zugesetzt hatte, war schon in den vergangenen Wochen zu spüren. Dazu gesagt hatte er bisher wenig, und will das auch weiterhin so halten: „Ich habe vorher keine bösen Worte verloren und mache das auch jetzt nicht“, betonte er. Wie der Umgang miteinander in den vergangenen 14 Tagen war, darüber müssten andere nachdenken. Tatsächlich gab es von Anfang an immer wieder Kritik an Ruegenbergs teils recht aggressiv geführtem Wahlkampf, den er vor allem über seinen Facebook-Auftritt befeuert hat.

Dickes-Unterstützung heftig diskutiert

Ein Novum im Wahlkampf, das in Bad Sobernheim heftig diskutiert wurde, war die Positionierung von CDU-Politikerin Bettina Dickes, die sich als Unterstützerin an Ruegenbergs Seite gegen den Amtsinhaber und Sozialdemokraten Michael Greiner gestellt hatte. Ruegenberg hatte nämlich nicht für die Christdemokraten kandidiert, sondern war als unabhängiger Einzelkämpfer mit eigener Liste angetreten, nachdem er die Grünen verlassen hatte. Dass eine Landrätin einen Kandidaten einer anderen Liste so deutlich unterstützt, auch wenn sie dies als Privatperson macht, ist ein zumindest ungewöhnliches Vorgehen.

Teile der Bad Sobernheimer Christdemokraten zählten zuletzt ebenfalls zu Ruegenbergs Unterstützterteam – nachdem die CDU zuvor den Wahlkampf für ihren eigenen Kandidaten Bernd Krziscik eher halbherzig geführt hatte.

Rückblick auf den Wahlkampf

Was bleibt zum Wahlkampf noch zu sagen? Die Hilfe von Dickes und ihrem Ehemann Axel Hill für ihren Nicht-Parteifreund Ruegenberg ging über die umstrittene Wahlwerbung am Ratshof und im Internet hinaus. Hill hatte in den Sozialen Medien in den Tagen vor der Wahl sogar einen Fahrservice angeboten, damit Senioren, die den Greiner-Kontrahenten Ruegenberg wählen wollten, ins Wahllokal kamen.

Axel Hill, Ehemann von Landrätin Bettina Dickes und CDU-Stadtrat, freute sich mit Roland Ruegenberg über den Wahlsieg.
Silke Jungbluth-Sepp

Hill und Greiner sind schon länger in Bad Sobernheim nicht gerade als Freunde bekannt. Nach diesem Wahlkampf dürfte sich diese Distanz noch vergrößert haben. Hill war bereits im alten Rat vertreten und ist nun auch im neu gewählten Gremium Teil der sechsköpfigen CDU-Fraktion. Mit dabei in der Fraktion ist nun auch Felix Dickes, Sohn der Landrätin.

Märchen und Diskussionen

Sehenswert war in diesem Wahlkampf stets Ruegenbergs Facebook-Auftritt. Dort kritisierte er viel und heftig, diskutierte mit seinen Unterstützern und vereinzelt auch mit Greiner-Anhängern. Sein konfrontativer Wahlkampf wirkte manches Mal irritierend. Am irritierendsten waren zuletzt wohl die beiden „Märchen“, die Ruegenberg kurz vor der Stichwahl dort postete und in denen er gegen Stadtbürgermeister Greiner als „Wohltäter“ stichelte, der Wohnungen versprochen, stattdessen aber Alte Schule und das Museum renoviert habe. Auch das ein Novum in der Bad Sobernheimer Kommunalwahlkampf-Historie.

Im Wahllokal im Rathaus wurden nur wenige Stimmzettel ausgezählt. Denn viele Wähler hatten per Briefwahl abgestimmt.
Silke Jungbluth-Sepp

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