Kreuznacher Jugendzentrum
Offenes Tonstudio: Wer mag, kann einen Song produzieren
Jan Bäcker begleitet Jugendliche, die im Tonstudio des Jugendzentrums Mühle Songs augnehmen möchten.
Bandhana Hauser

Im Tonstudio der „Mühle“ der Stadtjugendförderung in Bad Kreuznach können Jugendliche eigene Songs aufnehmen – kostenlos und begleitet von dem Praktikanten Jan Bäcker. Ein kreativer Raum für Beats, Texte und Selbstvertrauen.

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 Im Keller der Stadtjugendförderung „Die Mühle“ wird es wieder laut – aber auf kreative Weise. Seit Kurzem öffnet dort montags ein neues altes Angebot seine Türen: Das offene Tonstudio für Jugendliche ist zurück. Möglich macht das Jan Bäcker, Praktikant der Stadtjugendförderung und Student der Sozialen Arbeit aus Koblenz, der das Projekt im Rahmen seines Praxissemesters auf die Beine gestellt hat.

„Ich bin selbst seit über zehn Jahren Musiker und sehe in Musik ein enormes Potenzial für die ganzheitliche Entwicklung junger Menschen“, sagt Jan Bäcker. Sein Ziel: Jugendlichen nicht nur einen kreativen Ort zur musikalischen Entfaltung zu bieten, sondern auch einen Raum für Selbstwirksamkeit, Beratung und persönlichen Ausdruck zu schaffen.

Ein Praktikum, das Türen öffnet

Das Tonstudio in der Mühle war längere Zeit ungenutzt – bis Bäcker gemeinsam mit Adrian Kroll, dem stellvertretenden Leiter der Stadtjugendförderung, die Idee entwickelte, das professionell ausgestattete Studio wiederzubeleben. Mit Erfolg: Jugendliche können nun nach Anmeldung eigene Songs aufnehmen, Beats bauen, Instrumente ausprobieren oder einfach mal reinschnuppern.

„Jugendliche können bei der Anmeldung je nach Vorhaben Zeitslots von ein bis vier Stunden buchen“, erklärt Bäcker. Wer spontan vorbeischaut, kann bei freier Kapazität das Studio kennenlernen und ausprobieren. Als Software kommen FL Studio und Cubase zum Einsatz – beides Programme, die auch professionelle Produzenten nutzen. Ergänzt wird das Angebot durch eine Gesangskabine, Mikrofone und verschiedene Instrumente. Vorkenntnisse? Nicht erforderlich. „Neugier und Interesse reichen völlig aus“, so Bäcker. Für viele sei es sogar der erste Kontakt mit Tontechnik, Musikproduktion oder dem Schreiben eigener Texte.

Musik als sozialpädagogisches Werkzeug

Musik wird dort als pädagogisches Werkzeug verstanden. Der ausgebildete Erzieher beschreibt es so: „Musik ist eine völlig eigene, kreative Ausdrucksform, die es Jugendlichen ermöglicht, alles, was sie gerade beschäftigt, in Worte zu verpacken. Sie zwingt einen dazu, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen.“ Für viele Jugendliche sei es einfacher, schwierige Themen über Songtexte zu verarbeiten, gerade wenn sie diese aus der Perspektive einer Kunstfigur schreiben. Dabei dürfen auch große Themen Raum haben – von Zukunftsängsten bis hin zu familiären Konflikten.

Gleichzeitig gelten klare inhaltliche Grenzen: Gewaltverherrlichung, Drogenromantisierung und menschenfeindliche Inhalte haben im Studio keinen Platz. Innerhalb dieser Leitplanken aber sind die Jugendlichen frei in der Gestaltung – musikalisch wie thematisch. Diese Grenzen werden zu Beginn jeder Session gemeinsam besprochen.

Vertrauen aufbauen – und Jugendlichen eine Stimme geben

„Ich sehe das Projekt auch als Türöffner für Beziehungsarbeit“, betont Bäcker. „Wenn Vertrauen entsteht, öffnen sich Jugendliche eher auch bei persönlichen Themen. Dann wird aus einem Studiotermin manchmal ein Beratungsgespräch.“ Manchmal rücke die Musik dann sogar in den Hintergrund – und das sei völlig in Ordnung.

Gerade in der offenen Jugendarbeit geht es darum, Angebote zu schaffen, die niedrigschwellig, freiwillig und lebensweltorientiert sind. Das Tonstudio ist dafür ein ideales Beispiel: Hier erleben Jugendliche, dass ihre Stimme zählt – im wörtlichen wie im übertragenen Sinn. Zwar steht das Projekt noch am Anfang, doch erste Rückmeldungen aus dem Team und von Jugendlichen sind positiv. Die größte Herausforderung? „Das Vertrauen der Jugendlichen zu gewinnen und einen Teilnehmerstamm aufzubauen“, sagt Bäcker. Natürlich gilt: „Es werden keine Aufnahmen in der Mühle gespeichert oder von uns veröffentlicht. Was die Jugendlichen also damit machen und in welchem Rahmen sie damit an Freunde, Bekannte oder die Öffentlichkeit herantreten, ist ihnen überlassen“, so der Musiker.

Mitmachen erwünscht – Anmeldung und Infos

Bis zum Beginn der Sommerferien ist das Tonstudio montags ab 14 Uhr geöffnet. Das Angebot richtet sich an Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 12 und 21 Jahren, die in Bad Kreuznach oder den Vororten wohnen. Anmeldungen sind per E-Mail an praktikant.JUZ@bad-kreuznach.de sowie adrian.kroll@bad-kreuznach.de oder direkt in der Mühle während der Öffnungszeiten möglich.

„Ich freue mich, wenn die Jugendlichen diesen Raum nutzen – um Musik zu machen, sich auszuprobieren oder einfach zu zeigen, wer sie sind“, sagt Jan Bäcker. Und wer weiß – vielleicht entsteht im Mühlenkeller bald der nächste Hit.

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