Weingut ist 450 Jahre alt
Niederhäuser Spitzenwinzer-Familie setzt Maßstäbe
Laura, Johanna, Julia und Jakob Schneider (von links) stöbern in alten Unterlagen. Ihr Weingut in Niederhausen baut auf inzwischen 450 Jahren familiärer Weinbautradition.
Norbert Krupp. Nofrbert Krupp

Das Niederhäuser Weingut Jakob Schneider feiert 450-jähriges Bestehen. Heute zählt es nicht nur zu den traditionsreichsten, sondern auch mit zu den besten Betrieben an der Nahe. Drei Generationen arbeiten dort Hand in Hand.

Ein seltenes Jubiläum feiert das Niederhäuser Weingut Jakob Schneider: Seit 450 Jahren betreibt die Familie Weinbau. Ihr Weingut zählt zu den besten und traditionsreichsten Weinbaubetrieben an der Nahe.

Jakob Schneiders Vorfahren, von denen sechs weitere ebenfalls Jakob (oder Jacob) hießen, führten seit 1575 einen landwirtschaftlichen Mischbetrieb, in dem auch Rinder und Schweine aufgezogen wurden. Seit den 1980er Jahren konzentrierte sich die Familie auf den Ausbau hochwertiger Weine. Die dafür verwendeten Trauben wachsen auf knapp 30 Hektar Fläche, größtenteils Steillagen rund um Niederhausen, Norheim und Hüffelsheim.

Schwerpunkt sind Rieslinge

Jakob Schneider erklärt: „Ich bin das ganze Jahr über sehr viel draußen und tue viel dafür, dass wir im Herbst gesundes und vollreifes Lesegut ernten können, überwiegend in Handlese.“ Die Produktion, die bei 180.000 bis 200.000 Flaschen im Jahr liegt, konzentriert sich auf Riesling (85 Prozent), ergänzt durch Burgunder-Sorten (10 Prozent) und andere Rebsorten (5 Prozent). 52 verschiedene Gesteinsformationen vulkanischen Ursprungs sowie Schiefer und Flusssedimente sind auf Schneiders Parzellen anzutreffen.

Das Weingut hat sich bei Weinfreunden im In- und Ausland den Ruf erarbeitet, hochwertige Weine zu fairen Preisen anzubieten. „Trotz gestiegener Kosten, die uns zu höheren Preisen zwingen, ist es uns wichtig, dass die vielen Stammkunden, die unserer Familie schon seit Jahrzehnten die Treue halten, sich auch in Zukunft unsere Weine leisten können“, sagt Schneider. Er denkt da genau wie sein Vater, der im Frostjahr 2017 gestorben ist. Im Frostjahr 2024 musste Familie Schneider weitere Verluste verkraften: den Tod von Oma Liesel, die wegen ihrer Gastfreundschaft, Weingedichte und -lieder geschätzt war, sowie Frostschäden in dramatischem Umfang.

Drei Generationen arbeiten Hand in Hand

Drei Generationen arbeiten Hand in Hand: Jakob (42) und Laura Schneider (40) mit ihren Töchtern Johanna (9) und Julia (7), die gern Gabelstapler oder Raupenschlepper fahren, sowie Großmutter Moni, die ihre Enkelinnen betreut und im Weingut anpackt. Sie pflegt die Kontakte zu den Kunden via Telefon oder E-Mail und ist erster Ansprechpartner bei Weinverkauf, Buchhaltung, Versand und Logistik. Die Kinder besitzen einen eigenen Weinberg, der ihnen von der Ur-Oma Liesel vermacht und gerade neu bestockt wurde.

Jakob Schneider und seine Familie bauen auf 450 Jahren familiärer Weinbautradition auf. Das Foto zeigt (von links) Laura, Johanna, Julia und Jakob Schneider. Die Kinder besitzen bereits einen eigenen Weinberg.
Laura Schneider

„Wir alle engagieren uns gemeinsam dafür, dass die hohen Erwartungen, die an unsere Weine gestellt werden, Jahr für Jahr aufs Neue erfüllt und möglichst übertroffen werden“, erklärt Laura Schneider. Die gebürtige Pfälzerin, die in Geisenheim Internationale Weinwirtschaft studiert und als Weinbetriebswirtin abgeschlossen hat, ist verantwortlich für Marketing, Handel, Vertrieb und Export (Skandinavien, Europa, Japan und USA). Zudem moderiert sie die Weinproben mit Experten und Kunden.

Ebenfalls in Geisenheim absolvierte ihr Mann den Studiengang „Weinbau und Önologie“. Seit 2014 zeichnet er für den Familienbetrieb verantwortlich. Bei der Pflege seiner Weinberge befolgt Jakob Schneider nicht einfach gängigen Standards, sondern arbeitet auf Grundlage aktueller Erkenntnisse, die er mit den variierenden Herausforderungen jedes Jahrgangs abstimmt. Dank seiner Erfahrung gelingt es ihm, die Besonderheiten jeder Einzellage herauszuarbeiten. Mit Fingerspitzengefühl entscheidet Schneider sorgfältig, wann welche Arbeiten durchzuführen sind, damit die Weinberge optimal und nachhaltig gepflegt sind.

Anbaumethoden an Klimawandel angepasst

In Urlaub fährt der leidenschaftliche Winzer ungern. Denn er will jederzeit wissen, was gerade passiert, um rechtzeitig handeln zu können. „Vor dem Hintergrund des Klimawandels und der damit verbundenen Trockenheit haben wir die Anbaumethoden angepasst. So mache ich mir keine Sorgen, dass es uns auch in Zukunft gelingen wird, an der mittleren Nahe hochwertigen Riesling zu erzeugen“, ist er überzeugt.

Die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft des Familienbetriebs sind gestellt. Seit 2018 wurden ein neues Flaschenlager, ein modernes Kelterhaus und ein geräumiges Edelstahltanklager gebaut, das durch eine unterirdische Leitung mit dem Holzfasskeller im Haupthaus verbunden ist. Das sind optimale Rahmenbedingungen.

Jakob Schneider engagiert sich auch politisch für seinen Berufsstand. An der Seite von Weinbaupräsident Rainer Klöckner (Guldental) tritt er als dessen Stellvertreter für die Interessen der Winzer und der Weinbauregion Nahe ein.

Stuart Pigott: Weine „erstaunlich erschwinglich“

Die Qualität der Schneider-Weine wird auch durch Fachleute anerkannt. Der renommierte Weinautor Stuart Piggott berichtete jüngst von einem Besuch bei Schneiders, bei dem er Weine des Jahrgangs 2023 mit 90 bis 98 (von 100) Punkten sowie als „erstaunlich erschwinglich“ bewertete. Im aktuellen „Vinum“-Weinguide zählt der Betrieb mit vier (von fünf) Sternen zu den zehn besten Gütern an der Nahe. „Jakob Schneider setzt mit seiner Arbeit Maßstäbe und ist zweifelsfrei einer der Spitzenwinzer der Region“, steht dort zu lesen.

Jubiläum wird gefeiert

Gefeiert wird das Jubiläum von Freitag bis Sonntag dem 9., 10. und 11. Mai. Jeweils von 13 bis 18 Uhr lädt die Familie zur Jahrgangspräsentation ein. red

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