Mehr als 25 Jahre ist es her, da ging am Gründonnerstag 1998 eines der beliebtesten Ausflugslokale der Region, die Gaststätte Huttental, für immer unter. Ein Feuer, vermutlich durch Brandstiftung gelegt, vernichtete den Birkensaal und die Kegelbahn sowie das Dach des Wohnhauses. 25 Jahre später ist die Brandruine längst abgetragen, und nur die Bodenplatte des Restaurants kündet heute noch von der großen Zeit des Hauses.
Viele Einheimische erinnern sich noch gut an die Nacht, die das Kleinod für immer zerstörte. Um 2.15 Uhr am 9. April 1998 hatten Anwohner des Bäderweges den Brand im Huttental bemerkt. Während 90 Feuerwehrleute das Feuer bekämpften, sahen vom anderen Ufer Münsterer und Ebernburger Bürger, darunter das Pächterpaar Inge und Helmut Ott, zu, wie deren Lebenswerk ein Raub der Flammen wurde. Zwar blieben bei dem Brand das Theater des Kehrebacher Knüppchens und das Gelände des Märchenhains verschont, aber die Märchenfiguren, die in der Gaststätte über den Winter lagerten, wurden durch die Hitze des Feuers zerstört.
Figuren zerbrechen zu Tausenden Scherben
Als man die Brandruine betreten konnte, machte sich der damalige Stadtbürgermeister Stefan Köhl daran, die Scherben der Tonfiguren aufzusammeln, um sie später einmal wieder zusammenzusetzen. Dieser Aufgabe nahmen sich die Fährleute Christel und Wilhelm Franz an, die die Figuren aus Tausenden von Scherben zusammensetzten und Fehlstellen mit Gips neu modellierten. Abgeschafft wurden nach dem Brand die lebendigen Tiere, die zuvor den Märchenhain bevölkerten.
Leider blieb die Hoffnung auf den Wiederaufbau zumindest des teilzerstörten Haupthauses ein frommer Wunsch. „Mit dem Brand hat Bad Münster am Stein ein wichtiges Kleinod verloren“, sagt Köhl rückblickend. Die gastronomische Bedeutung sei enorm gewesen. Nicht nur der frühere Stadtbürgermeister erinnert sich gern an die große Tradition des Hauses, die sich einerseits aus der exponierten Lage am Ausgang der Kehrenbachschlucht ergab, andererseits auch durch die früher hier verlaufende Grenze zwischen Preußen und Bayern eine besondere Bedeutung hatte.
Bayerischer Biergarten, preußisches Restaurant
Der „Grenztisch“ auf der Landesgrenze, die der Wiener Kongress gezogen hatte, war bei Einheimischen und Gästen legendär. Rolf Schaller (Bad Kreuznach) hat zur Historie des Huttentals und dortiger Gastronomie intensiv geforscht. Er erinnert daran, dass es August Ott sen. 1906 gelang, zu seinem bayerischen Biergarten auch das preußische Restaurant zu übernehmen.
Er brauchte für die nur durch den Kehrenbach getrennten Lokale allerdings zwei Konzessionen. Kurioserweise durfte auf preußischer Seite nur preußisches und auf der bayerischen Seite nur bayerisches Bier ausgeschenkt werden. Das bayerische Bier musste, bevor es von Ebernburg nach Münster und zum Huttental gelangte, zwei Grenzkontrollen passieren. Eine weitere Kuriosität war der Birkensaal, der in der Nacht zum Gründonnerstag ebenfalls ein Raub der Flammen wurde. Der Saal war vollständig mit sibirischen Birken dekoriert, die natürlich leicht Feuer fingen.
Pächter müssen Schicksalsschläge hinnehmen
Mehrfach hatte die Pächterfamilie Ott mit Schicksalsschlägen zu tun. So löste Dienstag, dem 23. Mai 1978, ein Unwetter eine Geröll- und Schlammlawine aus, die den Märchenhain zerstörte. Erst 1994 – die meisten Märchenfiguren hatte man aus dem Schlamm bergen können – wurde er wiedereröffnet.
Rolf Schaller erinnert in seinem Aufsatz „300 Jahre Huttentalfähre“ daran, dass 1993 eine Gruppe um Steffen Lang, Bürgermeister Stefan Köhl, Albert Gattung, Dieter Held und Jörg Fechner die „Puppeninitiative Huttental“ gründeten. Das Puppentheater sollte im historischen „Waldersee-Asbesthaus“ untergebracht werden. Zehn Tage vor Weihnachten, am Abend des 13. Dezember 1994, brannte das „Asbesthaus“ – verursacht durch Arbeiten mit einem Trennschleifer – völlig aus.
Dank Köhls Engagement konnte bereits im Folgejahr an gleicher Stelle das heutige Kehrebacher Knüppchen Theater als Holzbau wiedererrichtet werden. 2006 hat sich der Förderverein „Das Huttental lebt“ gegründet. Er widmet sich dem Märchenhain, lädt aber auch gemeinsam mit dem Verein „KultUhrZeit“ am Stein zu Konzerten ein. Bei der Belebung des Huttentals ist Fährmann Hajo Gellweiler sprichwörtlich stets mit im Boot. Denn der Brand des beliebten Ausflugslokales hat nicht zuletzt den Fährbetrieb schwer getroffen.