Ganz von Null kam der Sprung freilich nicht. Waren doch Dennis Martini und Philipp Geib, die den Kern der neuen Gruppe bilden, bei den letzten Wahlen zunächst als SPD-Bewerber angetreten, um sich dann jedoch als freie Fraktion von der SPD zu trennen. Beide gehörten deutlich zu den Aktivposten im Rat. Engagement, das offenkundig wahrgenommen worden ist. Dafür sind beide, wie sie auf der „Martini“-Werbetafel beim gemeinsamen Foto der Kandidaten und Unterstützer zeigen, sehr dankbar. Keinesfalls sei ihr Bestreben gewesen, Unzufriedene zu sammeln. Im Gegenteil. Ausdrücklich wollte die Liste Staudernheimern, die für sich bei den beiden anderen Parteien in der Ortspolitik keinen Platz sahen, Raum zu aktiver politischer Entfaltung geben.
Neue Impulse gesetzt
Mit Slogans wie „Auf geht’s“, „Politikverdrossenheit war gestern“ hatten sie um Stimmen geworben. „Eine neue Mannschaft macht sich in Staudernheim auf den Weg, um Impulse für die Entwicklung des liebenswürdigen Ortes zu setzen.“
Dass aufgrund der schlechten Finanzausstattung der Kommunen durch das Land einige Projekte nur mit ehrenamtlicher Unterstützung der Dorfbewohner realisiert werden können, gehört zu den Grundeinsichten der Gruppe. Ein Pragmatismus, der bei den Staudernheimern angekommen ist.
Doch auch der Blick auf die „alten Hasen“ der Dorfpolitik, die sich der Liste angeschlossen hatten, dürfte in der aktuellen Situation der Gemeinde einen besonderen Ausschlag gegeben haben. Mit dem gesundheitsbedingten Ausscheiden Rolf Kehls (CDU) als Bürgermeister, das gibt Christdemokrat Jürgen Sperling zu bedenken, sei ein erhebliches Vakuum entstanden, das auch zu dem Ergebnis der Wahlen beigetragen haben dürfte. Wichtig war es der neuen Wählergruppe, „dass erfahrene Gemeinderatsmitglieder und neue Akteure eine inspirierende Gruppe bilden, um neue und auch umsetzbare Ideen einzubringen.“
Bürgermeister fehlt noch
Ein Blick auf die jeweiligen Zahlen bestätigt Sperlings Einschätzung. Mit 497 Stimmen, dem nach 561 Stimmen für Karl Heinz Grimm (SPD) zweitbesten Einzelergebnis überhaupt, haben die Staudernheimer ihren früheren Bürgermeister Franz Seiß an die Spitze der Wählergruppe gehoben. Noch gibt es keine Antworten auf die Frage nach einem neuen Bürgermeister für Staudernheim.
Teamlösung in Sicht?
Dass jedoch eine Gemeinde dieser Größenordnung ein eigenes Gesicht braucht, statt von der Verbandsgemeinde verwaltet zu werden, weiß nicht allein Seiß aus langer Erfahrung. Ein Vorschlag des Abends lautete, das mit kaum weniger Stimmen gewählte Duo Martini (495) und Geib (479) könnte doch ein treffliches Bürgermeisterteam bilden – wenn so etwas ginge.Gepunktet hat bei den Wählern wohl auch das Versprechen, einiges selbst in die Hand zu nehmen. Beste Beispiele gibt es da bereits – auch über Parteigrenzen hinweg.
Da ist etwa die Initiative von Dennis Martini, mit einer Gruppe Staudernheimer das Dach des Sandsteinschuppens am Bahnhof in Eigenregie und ohne Kosten für die Gemeinde zu sichern. Aber auch der neue Schwung in Sachen Dorfgeschichte, mit dem Franz Seiß als Schriftführer, Jacquelin Martini als Vorsitzende, Martin Kehrein als Vize und Karl Heinz Grimm als Kassierer den fast aufgelösten Verein Staudernheimer Geschichte wiederbelebt haben, mag manchem imponiert haben.