„Marc Ullrich (parteilos, SPD-unterstützt)“ – so stand es in den vergangenen Jahren häufig im Oeffentlichen Anzeiger. Spätestens seit vergangenem Montagabend ist klar: Der aktuelle Bürgermeister der Verbandsgemeinde (VG) Bad Kreuznach ist nur noch parteilos. Der SPD-Gemeindeverband hat sich in seiner Mitgliederversammlung in Pfaffen-Schwabenheim einhellig dagegen entschieden, Ullrich bei der Bürgermeisterwahl am 14. September erneut den Rücken zu stärken. Zu viel war in den vergangenen sieben Jahren vorgefallen.
„Es ist schade, dass wir da so blank sind. Aber es ist so.“
Gemeindeverbandsvorsitzender Michael Simon über einen eigenen Kandidaten der SPD
Zum Hintergrund: Marc Ullrich (parteilos) ist seit 2018 Chef der Verwaltung, damals hatte er die Stichwahl gegen Mitbewerberin Andrea Silvestri (CDU) knapp gewonnen. Derzeit sieht es nach einer Neuauflage des Duells aus: Beide Kommunalpolitiker bewerben sich bei der Wahl im Herbst erneut um den Posten. Zuletzt war Ullrich in die Kritik geraten, weil Anträge und Beschlüsse aus dem VG-Rat teils nur langsam oder gar nicht umgesetzt wurden. „Wir würden uns wünschen, dass das schneller geht“, unterstrich Michael Simon, SPD-Kreischef und neu gewählter Vorsitzender des Gemeindeverbands. Daher haben sich die Sozialdemokraten von Ullrich abgewandt.

Andrea Silvestri will im Herbst Bürgermeisterin werden
Andrea Silvestri (CDU) will es noch einmal wissen: Die Ortsbürgermeisterin von Feilbingert kandidiert am 14. September bei der Wahl des VG-Bürgermeisters. Ihr Parteibuch soll dabei aber keine Rolle spielen.
„Es ist nicht persönlich gegen die Person gerichtet“, differenziert Simon; auch Ratsmann Karl Heil unterstrich: „Die Person Marc Ullrich muss man trennen von dem, was er als Behördenleiter tut.“ Für die SPD sei es allerdings „keine gute Option“, den Amtsinhaber noch einmal zu unterstützen. „Ich glaube nicht, dass wir mit Marc Ullrich weiterkommen. Das, was er in vielen Bereichen gemacht hat, war keine Führung“, stellte Heil dem Behördenleiter ein schlechtes Zeugnis aus. Simon bekräftigte derweil, „in der Verwaltung fehlen Stellen und Fachkräfte“, und bedankte sich ausdrücklich bei den Mitarbeitern.
„Ich glaube nicht, dass wir mit Marc Ullrich weiterkommen. Das, was er in vielen Bereichen gemacht hat, war keine Führung.“
Karl Heil (SPD)
Die Bad Kreuznacher Sozialdemokraten zeigten sich während der Sitzung auch mit den Geschehnissen im VG–Parlament unzufrieden. „Wir versuchen, Themen und Akzente zu setzen“, erklärte Fraktionschef Simon. Allerdings würden Anträge abgelehnt, weil sie von der „falschen Partei“ gestellt würden, wie Karl Heil berichtete. Als Beispiel nannte er die wiederholten Bemühungen, in der VG-Verwaltung den Posten eines Klimaschutzmanagers zu etablieren.

Und einen eigenen Kandidaten für die Bürgermeisterwahl? Den hat die SPD nicht. „Es ist schade, dass wir da so blank sind. Aber es ist so“, räumte Simon ein. Daher beschlossen die Sozialdemokraten einstimmig (zwei Enthaltungen), keine Wahlempfehlung abzugeben – Stand jetzt. Sollte sich noch ein geeigneter, möglicherweise externer Kandidat finden, könnte das jedoch wieder anders aussehen, wie Simon sinngemäß sagte. So wurde der neu gewählte Vorstand beauftragt, sich weiterhin mit der Wahl und potenziellen Bewerbern auseinanderzusetzen. Die Stelle des Verbandsgemeindebürgermeisters soll offiziell ausgeschrieben werden.
Doppelspitze im Vorstand
Der Bad Kreuznacher SPD-Gemeindeverband hat in seiner Mitgliederversammlung am Montag einen neuen Vorstand gewählt, den jetzt eine Doppelspitze anführt. Die neuen Vorsitzenden sind Michael Simon (53), Landtagsabgeordneter, Kreisverbands- und VG-Fraktionsvorsitzender der SPD aus Pfaffen-Schwabenheim, und Marie Haag (25) aus Tiefenthal. Die Lehramtsstudentin ist bereits als Sprecherin der Jusos im Kreis Bad Kreuznach aktiv. Beide erhielten das einhellige Votum der 30 stimmberechtigten Mitglieder. Zu ihren Stellvertretern wurden Jennifer Henn und Achim Rhein gewählt.