. Inzwischen dürften auch die letzten Breitband-Optimisten die Hoffnung aufgegeben haben, dass die mit dem Glasfaserausbau in Bad Kreuznach beauftragte UGG (Unsere Grüne Glasfaser) ihren vertraglichen Versprechungen in der Kurstadt nachkommen kann. Dazu sind die Nachrichten, die man derzeit über die UGG liest, zu alarmierend. Branchenblätter berichten darüber, dass die in München ansässige Firma ihre Vermarktung eingestellt, das Expansionsteam komplett entlassen habe.
Die im April 2025 in der Sitzung des Stadtrates reportierten Daten nahmen diese Entwicklung vorweg: Für die Erschließung von 25.000 Haushalten (Stand April) in der Stadt waren bis dato lediglich knapp 700 Anschlüsse gebaut. 150 Kilometern an Tiefbau sind notwendig, ganze 13 Kilometer wurden bis April geleistet. Die Prognose damals: Ende 2025 könnten die ersten Kunden ans Netz gehen. Die Frage, die sich alle stellen: Warum dauert das so lang? Innerhalb von maximal 24 Monaten hätte man durch sein wollen – die waren im April 2024 abgelaufen.
Keiner glaubt mehr an die UGG
Dass die UGG Bad Kreuznach doch noch ans Netz bekommt, ist nun noch einmal unwahrscheinlicher geworden. In der Sitzung des Stadtrates am vergangenen Donnerstag hat die Politik einstimmig entschieden, eine Absichtserklärung mit der Firma Glasfaser Plus zu unterzeichen – bei vier Enthaltungen. Das Ganze läuft wie folgt: Wer zuerst baut, gewinnt. Einen doppelten Ausbau werde es nicht geben, so Glasfaser-Plus-Vertreter Harald Weber und Wirtschaftsdezernent Markus Schlosser, der sich sehr für den neuen Partner stark machte, unisono.
„Ich werde nichts sagen, was geschäftsschädigend ist. Bisher hat die UGG Ippesheim ausgebaut und ein bisschen etwas im Gewerbegebiet. Mehr ist nicht passiert.“
Markus Schlosser, Wirtschaftsdezernent von Bad Kreuznach
Und da von UGG derzeit keine Signale detektierbar sind, wann es denn mal weitergehen könnte, dürfte ziemlich klar sein, dass Glasfaser Plus die deutlich besseren Karten besitzt. Markus Schlosser war in der Sitzung vorsichtig: „Ich werde nichts sagen, was geschäftsschädigend ist. Bisher hat die UGG Ippesheim ausgebaut und ein bisschen etwas im Gewerbegebiet. Mehr ist nicht passiert.“
„Bei diesem privatwirtschaftlichen Ausbau trägt die Glasfaser Plus GmbH sämtliche Kosten, es entstehen keine direkten Kosten für die Stadt Bad Kreuznach. Jedoch wird der Ausbau in Hinblick auf die Überwachung zeitliche Ressourcen seitens der Fachabteilung Tiefbau erfordern. Ein weiterer Vorteil des Ausbaues durch die Glasfaser Plus GmbH ist die kurze Ausführungs- und Bauzeit. Das Ausbauvorhaben von Glasfaser Plus ist nicht an die Erreichung einer Mindest-Vermarktungsquote geknüpft“, ist in der Absichtserklärung formuliert.
Glasfaser Plus hat zwei große Gesellschafter
Die Glasfaser Plus hat zwei Eigner: Die Telekom Deutschland und die Australier von IFM, die als Pensionsfond auf langfristige Rendite ausgerichtet sind. In der Präsentation bekräftigt man: „Kein Insolvenzrisiko während der Bauphase.“ Man setzt sich ehrgeizige Ziele: Bis 2030 sollen 4 Millionen Haushalte in Deutschland sein, die man angeschlossen haben will.
Konkret agiere man so, so die Versprechen des Unternehmens: Man arbeite mit keiner Vorvermarktungsquote, der Ausbau hänge davon also nicht ab. Nach dem Ausbau herrsche freie Anbieterwahl, man stehe für eine moderne Bauweise mit höchsten Standards und verlege Glasfaser bis in die Immobilie. Außerdem verlege man in Regeltiefe und in offener Bauweise. So sollen in Bad Kreuznach 24.562 Haushalte (7570 Adressen) ans Netz gehen, 141 Kilometer Trassenlänge benötige man dafür. Mindestens 20 Millionen Euro müsse man dafür investieren, sagte Harald Weber von der Glasfaser Plus.
Kernstadt im Eigenausbau, Stadtteile im Förderverfahren
Läuft alles nach Plan, würden die Bauarbeiten Frühjahr 2026 starten, 2029 will man durch sein. 69 Prozent der Objekte können man selbst ausbauen, bei 31 Prozent müsse man einem Förderverfahren teilnehmen. „Ziel ist es, mit beiden Säulen Bad Kreuznach zu 100 Prozent auszubauen“, kündigte Harald Weber an. Auf der an die Wand geworfenen Karten war aber nur die Kernstadt, ohne die Stadtteile zu sehen. Klar wurde später: Die Kernstadt will die Glasfaser Plus eigenwirtschaftlich ausbauen, die Stadtteile sollen dann im Förderverfahren (an den Kosten ist die Stadt dann mit 10 Prozent beteiligt) geschehen. In Winzenheim und Bad Münster am Stein-Ebernburg sei aber die Firma Westconnect kurz davor auszubauen, so Schlosser.
„Ich habe ein sehr gutes Gefühl, gerade, weil die Telekom mit an Bord ist“, gab sich Markus Schlosser zuversichtlich. „Klingt alles wunderbar, aber so etwas haben wir schon mal gehört. Stimmen Sie sich mit der UGG ab?“, wollte Norbert Welschbach (CDU) wissen. Es dauerte ein Weilchen, bis er darauf eine klare Antwort bekam. „Es gibt im Vorfeld keine Abstimmung, weil es aufgrund des Kartellrechts keine Gebietsabsprachen geben darf. Nur: Wenn wir zu einem Koordinationsgespräch eingeladen werden, stehen wir bereit“, so Weber.