Thomas Barth (CDU) hat die Stichwahl zum Landrat im Kreis Mainz-Bingen klar gewonnen. 54,5 Prozent der Wähler wollen den Christdemokraten auf dem Stuhl des Verwaltungschefs sehen. Sein Kontrahent Steffen Wolf (SPD) kam auf 45,5 Prozent der abgegebenen Stimmen. Die Wahlbeteiligung lag bei 38,7 Prozent. Beifall von den Anhängern der CDU brandete auf, als Thomas Barth den Sitzungssaal der Kreisverwaltung betrat, noch bevor das Endergebnis bekannt war. Dagegen gab es bedrückte Mienen auf der Seite der Genossen. Die beiden Kandidaten verfolgten den Eingang der Wahlergebnisse aus den 64 Gemeinden des Kreisgebietes im vierten Stockwerk des Verwaltungsgebäudes in verschiedenen Räumen, nur durch eine Küche von einander getrennt.
Führung von Anbeginn der Auszählung
Bereits bei Eingang der ersten Zahlen hatte Thomas Barth die Nase vorn. Und das sollte auch bis zum Schluss so bleiben. In seiner Heimatgemeinde Stadecken-Elsheim, in der der 47-jährige Landtagsabgeordnete auch Ortsbürgermeister ist, holte er sein bestes Wahlergebnis mit 66,2 Prozent. Selbst in Jugenheim, wo Steffen Wolf zu Hause ist, erreichte Barth 64,2 Prozent der Stimmen. Nur in der Rotweinstadt Ingelheim, in Essenheim, Dienheim und den Binger Stadtteilen Gaulsheim und Kempten hatte der Sozialdemokrat Steffen Wolf, der Erster Beigeordneter im Kreis ist, die Nase vorn.
Zufrieden mit dem Wahlergebnis ist Thomas Barth. Er bedanke sich bei den vielen Helfern, aber auch bei Steffen Wolf für den fairen Wahlkampf. „Gern würde ich mit dir die bestehende Zusammenarbeit im Kreistag fortführen“, freute sich Barth auf die gemeinsame Arbeit an der Verwaltungsspitze: „Wir sind ein tolles Team.“ Sie kennen sich, sitzen unter anderem auch gemeinsam im Verbandsgemeinderat. „Ich werde dich in der Verwaltung unterstützen, und wir werden den Kreis nach vorne bringen“, freute sich auch Steffen Wolf auf die zukünftige Arbeit.
Ob Barth das Versprechen halten kann, das er seiner Frau Ana Alvarez gab, nach dem Wahlkampf kürzerzutreten, kann bezweifelt werden. Ab Oktober wird er auf dem roten Stuhl im Landratsbüro sitzen. Dorothea Schäfer hatte nach acht Jahren im Amt schon im vergangenen Jahr bekannt gegeben, nicht mehr für den Posten der Landrätin antreten zu wollen. Erfreut zeigte sie sich über den Wahlsieg ihres Parteifreundes: „Du hast es verdient.“ Aber auch Wolf wäre ein würdiger Nachfolger gewesen, meinte sie.

Mit dem guten Ergebnis ist auch Steffen Wolf zufrieden. „Mein Team und ich haben alles gegeben. Aber der Wähler hat anders entschieden.“ Dass er in Jugenheim nicht gewinnen konnte, damit habe er gerechnet. Dort gibt es eine Zusammenarbeit zwischen CDU und FWG. Noch bis Januar ist der Sozialdemokrat Erster Beigeordneter – und er hofft, dass der Kreistag ihn wieder wählt. Was in den vergangenen Wochen in Berlin passierte, spürte auch Thomas Barth bei seinen Haustürbesuchen und Infoveranstaltungen: „Das war gerade nicht für mich zum Vorteil.“ Doch die Kreispolitik sollte bei der Landratswahl im Vordergrund stehen. Da stehen andere Themen auf der Agenda. Eines davon wird der Haushalt des Kreises sein. Der ehemals reiche Landkreis wird ab 2028 Kredite aufnehmen müssen.
Aber erst wurde einmal von Barth gefeiert im Weingut Wasem. Marie Wasem wird das Landtagsmandat erben, genauso wie Barth es acht Jahre zuvor von Dorothea Schäfer übernommen hat. Die neue Ingelheimer Landtagsabgeordnete sei in den letzten Wochen sehr aufgeregt gewesen, sagte sie. „Aber jetzt bin ich erleichtert, dass die Wahl so einen Ausgang genommen hat.“ Thomas Barth will bis zum Amtsantritt jetzt die Menschen in der Verwaltung und die Abläufe näher kennenlernen.
Barth werde ein exzellenter Landrat sein, gab Bundestagsabgeordneter Jan Metzler (CDU) zu Protokoll, der seinem Parteifreund gratulierte, ehe es für ihn wieder nach Berlin geht. „Ich bin sehr zufrieden mit dem Wahlausgang“, sagt Fraktionsvorsitzender Oliver Wernersbach (CDU) auch gerade im Hinblick auf die bestehende Koalition zwischen CDU, SPD und FWG. Das Ergebnis habe gezeigt, dass Politik für den Kreis gemacht werde. „Sie werden ein tolles Team sein, und mit der Koalition im Rücken wird es laufen im Landkreis.“ Für Wolf sei es ein schönes Ergebnis, damit könne er gut leben, meinte sein Ziehvater und stellvertretender Fraktionssprecher der SPD, Ralf Spiegler. Auch er sieht es so, dass in den nächsten acht Jahren mit Barth und Wolf an der Spitze der Verwaltung die Koalition gestärkt werde.
Für Dorothea Schäfer war es „eine tolle Zeit“
Dass sie Wehmut an diesem Abend verspürte, merkte man Landrätin Dorothea Schäfer an. „All die Jahre habe ich sehr gerne gearbeitet, und es war eine tolle Zeit.“ Natürlich habe es auch Tage gegeben, an denen es nicht so lief, wie sie es erhoffte. „Die Zeit als Landrätin habe ich nicht bereut“, auch wenn es noch ein paar Monate dauert, bis sie den roten Stuhl im Kreishaus verlässt. Wie es dann weitergeht, weiß sie noch nicht. Vor allen Dingen werde sie gerne mal wieder länger zu Hause sein. „Mein Mann und meine Mutter freuen sich.“ Auch die drei Kinder, die aus dem Haus sind, wird sie dann öfter besuchen.