Wohnform soll keine Konkurrenz zu Seniorenheimen sein - Angehörige werden eingebunden
Neue Wohnform in Bad Münster: Senioren-WG lädt zu Besuch
Es ist kein Werbefoto, sondern WG-Alltag: WG-Bewohnerin Christa Springweiler (links) und Mitarbeiterin Anja Spyra haben eben viel Spaß miteinander. Foto: Simon Steinheimer
bj

Tamara Hinterkircher ist in der Unternehmerszene in Bad Kreuznach als Powerfrau bekannt. Um diesen Ruf zu bestätigen, tut sie viel und entwickelt dabei oft ganz neue Ideen. So kam der Chefin eines Bad Kreuznacher Pflegedienstes vor ein paar Jahren die Idee, eine WG zu gründen. Was bei Studenten funktioniert, das müsste doch auch mit Senioren klappen, dachte sie, und gründete in Bad Münster am Stein im Gebäude der Franziskaner vom Heiligen Kreuz eine erste Senioren-WG im Raum Bad Kreuznach.

Zwischenzeitlich hat sie schon über eine Bauernhof-WG für Senioren nachgedacht. Sie versteht sich mit ihrer Senioren-WG nicht als Konkurrenz zu den Seniorenheimen, wohl aber als Alternative. „In Seniorenheimen wird aufgrund der Strukturen vieles vorgeben, in unserer WG bestimmen hingegen die Senioren die Strukturen“, sagt sie. Oft sind es Kleinigkeiten, die ihre WG von Seniorenheimen unterscheidet, aber aus Hinterkirchers Sicht sind es eben auch die Kleinigkeiten, die selbstbestimmtes Leben im Alter ausmachen. In Seniorenheimen steht ein Speiseplan oft schon für Wochen fest. In ihrer WG ist das anders. Wenn Bewohner auf die Idee kommen, mal Pizza zu holen, wird das gemacht. Manchmal wird die Pizza sogar in der Küche der WG hergerichtet.

Jeder kann sich einbringen

„Solche Aktionen sind keine Ausnahmen, wir haben längst eine Regel draus gemacht“, sagt Hinterkircher. Dass sich das Leben in der Münsterer WG gar nicht so sehr von einer Studenten-WG unterscheidet, wird nicht zuletzt auch daran deutlich, dass sich die zwölf WG-Bewohner nicht leicht aus dem Weg gehen können. Konflikte müssen daher ausgetragen und gelöst werden. „Wer allein sein möchte, für den ist eher das betreute Wohnen etwas“, glaubt Hinterkircher. Jeder kann sich einbringen – beispielsweise beim Kochen helfen. Nur die unangenehmen Arbeiten, die man früher schon im eigenen Haushalt nicht gern gemacht hat, wie Wäsche waschen oder putzen, muss man nicht selbst machen.

Angehörige sind im Konzept unverzichtbar

Unverzichtbar im WG-Konzept sind laut Hinterkircher die Angehörigen. Sie kommen nicht nur ihre Verwandten und Bekannten besuchen, die meisten sind vom WG-Bazillus längst selbst befallen und werden Teil der Gesamt-WG. Gemeinsam werden Ausflüge unternommen. Wer will, kann auch selbst aktiv werden, geht beispielsweise spazieren. „Es kann jeder tun, was ihm gefällt, das macht unsere WG aus“, weiß Hinterkircher. Die WG-Bewohner fühlen sich längst als Bürger im Stadtteil. Oft hat allerdings die Bevölkerung Hemmschwellen. Darum lädt man sich wie für kommenden Samstag ab 14 Uhr gern Gäste ein, um mit den Nachbarn oder auch mit WG-Begeisterten ins Gespräch zu kommen.

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