In den Krankenhäusern und Altenheimen im Kreis Bad Kreuznach sind daher in den vergangenen Wochen und Monaten Vorbereitungen für die neuen Azubis getroffen worden, die Pflegefachfrauen und -männer werden wollen. So heißt die neue Berufsbezeichnung. Einfach war die Umsetzung in die Praxis nicht überall.
„Generalistik“ ist der Fachbegriff, hinter dem eine Reform der Pflegeberufe steckt, die nun umgesetzt wird. Kathrin Martini, Projektleiterin und Praxiskoordinatorin der generalistischen Pflegeausbildung in der Diakonie, hat das für die Schulstandorte der Einrichtung in Bad Kreuznach, Simmern sowie in Neunkirchen im Saarland getan. Die neuen Kurse sind voll, berichtet sie, und die 120 neuen Auszubildenden werden in den nächsten Wochen die frisch gestalteten Ausbildungshandbücher aufschlagen. Anmeldungen fürs kommende Jahr werden jetzt schon entgegengenommen.
„Die Praxis zeigt, dass in den Krankenhäusern und anderen sozialen Einrichtungen immer mehr alte Menschen aufgenommen werden, die auch geriatrisch gepflegt werden müssen. Zugleich sind auch in den Altenpflegeeinrichtungen immer mehr Menschen, die akut pflegerisch betreut werden müssen“, erklärt Andrea Djifroudi von der Unternehmenskommunikation in der Kreuznacher Diakonie. Mit der neuen Ausbildung sollen junge Menschen befähigt werden, in allen Bereichen der Pflege zu arbeiten, was ihnen mehr Flexibilität bei einem Jobwechsel bieten soll.
Die offenen Plätze an der Pflegeschule in Bad Kreuznach waren schnell besetzt: „Es gab sehr viele interne Bewerber, die ihre Praxisausbildung in den Einrichtungen der Stiftung Kreuznacher Diakonie absolvieren wollten. Aus diesem Grund konnten wir keine weiteren Bewerber für den Start am 1. Oktober aufnehmen. Generell sind wir aber für Kooperationen mit anderen Einrichtungen offen“, erklärt Kathrin Martini. Die vergangenen Monate hat sie damit verbracht, die Regelungen des Pflegeberufegesetzes mit Leben zu füllen. Martini ist Teil eines Steuerungskreises, den die Stiftung Kreuznacher Diakonie eingerichtet hat, um diese Aufgabe anzugehen.
„Die neue Ausbildung bezieht sich auf die Pflege von Menschen aller Altersstufen in unterschiedlichen Situationen und Institutionen“, so Martini. Die Auszubildenden seien anschließend gut und breit aufgestellt. Nach dem zweiten Ausbildungsjahr können sie sich auf eine der drei Fachrichtungen spezialisieren. Jetzt ist fast alles bereit: Am 1. September startete der Kurs in Simmern, am 1. Oktober geht es dann in Bad Kreuznach mit der neuen Pflegeausbildung los.
Wie die Ausbildung im Krankenhaus St. Marienwörth laufen soll, darüber ist noch nichts bekannt. Pressesprecherin Alexandra Markus teilte mit, dass es zur neuen Ausbildung in der Pflege am Montag, 14. September, eine Pressekonferenz geben wird und man sich vorher nicht äußern wolle. Gerüchte, nach denen die Gesundheits- und Krankenpflegeschule des Krankenhauses geschlossen werden soll, ließ sie unkommentiert.
Alles in allem ist die neue Ausbildung jedoch nicht unumstritten. So sieht eine examinierte Krankenpflegekraft aus dem Kreisgebiet (Name der Redaktion bekannt) auch Nachteile. „Zwar kann man davon ausgehen, dass die neuen Azubis ein besseres Verständnis der jeweils anderen Berufsgruppe haben werden“, glaubt sie. Es sei sehr wichtig, dass zum Beispiel die Alten- und Krankenpflege mehr als bisher ineinander greife. „Aber die generalistische Ausbildung kann natürlich auch dazu führen, dass die Wissensvermittlung und die Inhalte in den einzelnen Berufsgruppen nicht mehr so tief sind wie zuvor“, befürchtet sie. Das werde sich jedoch erst in der Praxis zeigen.
Mehr Vorbereitungszeit auf die neue Ausbildung hätte sich Carlos de la Fuente gewünscht, Einrichtungsleiter des DRK-Seniorenzentrums in Rüdesheim. Dort haben vier Azubis die generalistische Ausbildung begonnen und besuchen eine Schule in Alzey. „Die Neuerungen mussten ziemlich schnell umgesetzt werden. Außerdem waren Inhalte der Ausbildung nicht klar geregelt“, bemängelt er. Der Einsatz der Azubis in den Einrichtungen erfolge nun nach anderen Vorschriften. So werden die künftigen Gesundheitspfleger nicht mehr ausschließlich im eigenen Haus ausgebildet, sondern auch in Krankenhäusern oder der ambulanten Pflege sowie Kinderpflege. Ob Azubis aus anderen Einrichtung im Gegenzug nach Rüdesheim kommen, wenn die eigenen in anderen Häusern eingesetzt werden, ist noch nicht klar. Außerdem mussten Mentoren für die Azubis abgestellt werden, die sich extra dafür fortgebildet haben.Vorteilhaft findet Einrichtungsleiter de la Fuente, dass auf die generalistische Ausbildung in Weiterbildungen berufs- und praxisbezogene Fachkenntnisse aufgebaut werden können.