Inklusion in Bad Kreuznach
Netzwerk-Tour für Beeinträchtigte
Rund 20 Teilnehmer hatte die Netzwerk-Tour „Inklusive Wege in Bad Kreuznach“ die Montag sich Leuchttürme der Inklusion in Bad Kreuznach ansah.
Nürnberg Josef. Josef Nürnberg

Die Berücksichtigung von Ansprüchen beeinträchtigter Menschen bei der Gestaltung städtischer Infrastruktur ist gesetzlich vorgegeben, wird aber oft in den Hintergrund geschoben. Die Netzwerk-Tour Inklusive Wege sollte hier Aufmerksamkeit schaffen.

Gut 20 Personen, darunter MItglieder der Veranstalter ZSL Bad Kreuznach e.V., FAW Bad Kreuznach, Kontakt und Informationsstelle des Landeskrankenhauses und „Chancen schaffen“ der Lebenshilfe Bad Kreuznach, trafen sich Montag zur Netzwerk-Tour „Inklusive Wege in Bad Kreuznach“ aus Anlass des Europäischer Protesttages zur Gleichstellung der Menschen mit Behinderung.

Cindy Davi, vom ZSL (Zentrum für selbstbestimmtes Leben) konnte die Teilnehmer an diesem kühlen Tag auf dem Kornmarkt begrüßen. Das Wetter passte allerdings zu dem oft noch rauen Umfeld, dem Menschen mit Einschränkungen immer noch ausgesetzt sind, wenn sie nur ihr Recht auf ein selbstbestimmtes Leben einfordern. Denn so mancher Teilnehmer wusste davon zu berichten, dass zwischen Anspruch und Wirklichkeit immer noch eine Lücke klafft.

Neustart Inklusion gewünscht

Davi konnte dann auch berichten, dass in mehr als 30 Jahren der bundesweiten Aktionen zum Europäischen Protesttag viele Menschen auf die wirkliche Gleichstellung immer noch warten. Daher ist das diesjährige Motto „Neustart Inklusion“ sicherlich folgerichtig. „Ein Neustart ist angesichts der aktuellen gesellschaftlichen und politischen Herausforderungen dringend notwendig“, forderte Davi. Als Betroffene weiß sie, wovon sie redet, wenn sie wie Montag erklärte, dass Themen wie Inklusion, Barrierefreiheit und Gleichberechtigung zunehmend aus dem Blickfeld von politischen Entscheidungsträgern geraten.

Sorge bereitet den Teilnehmern, dass Reformen des Bundesteilhabegesetzes (BTHG) im Raum stehen, die zu massiven Einschnitten bei der Selbstbestimmung von zehn Millionen Menschen mit Behinderungen führen würden. So informierte Davi die Teilnehmer der Tour darüber, dass unter dem Vorwand des Kostensparens den Sozialhilfe- und Eingliederungshilfeträgern die Entscheidung über die Unterbringung von Menschen mit Behinderung überlassen wird. Dies sei ein Bruch mit der Grundidee des Bundesteilhabegesetzes, so Davi.

Kritik am Wegfall des Löwenstegs

Stephanie Otto, Mitglied der Vorbereitungsgruppe der Netzwerk-Tour, erinnerte daran, dass Kinder mit besonderen Bedarfen nicht mehr in Kitas vor Ort, sondern in Kitas mit mehreren behinderten Kindern untergebracht werden sollen. Die Verlierer seien die Kinder, die nicht mehr mit den Kindern vor Ort ihren Tag begehen. „Sieht so Teilhabe in der dörflichen Gemeinschaft aus?“ fragte Otto. Sie erinnerte daran, dass gerade Behinderte, die in der Regel über kleinere Finanzmittel verfügten, unter der schlechten kommunalen Finanzausstattung litten. Otto richtete den Blick auch auf die innerstädtische Infrastruktur und insbesondere auf den Wegfall des Löwenstegs, wodurch besonders Behinderte eingeschränkt sind.

Bei all den Einschränkungen die zuvorderst Behinderte treffen, machte die Netzwerk-Tour „Inklusive Wege in Bad Kreuznach“ dennoch Mut. Denn die Route zeigte Stationen auf, die Inklusion fördern. Einer der Netzwerker das „Chancen schaffen“-Zentrum der Lebenshilfe e.V. vermittelt Menschen mit Behinderung in den ersten Arbeitsmarkt.

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