Im Zweiten Weltkrieg hatte sich Andreas Bottlinger geschworen, wenn er überlebt, will er allen Sobernheimer Kindern kostenlos Musikunterricht geben. Diesen Schwur hat der Sobernheimer, der 1943 verwundet wurde, gehalten. Bottlinger spielte Flöte, Geige, Gitarre, Klavier, Mandoline und Akkordeon. Unzählige Kinder unterrichtete er bis zu seinem Tod 1970 im Spiel auf diesen Instrumenten, von keinem der Kinder und Jugendlichen verlangte er dafür ein Entgelt. Seinen Lebensunterhalt verdiente der 1901 geborene Bottlinger in der Ziegelei Eimer.
Geht es nach dem Bad Sobernheimer Autor und Heimatforscher Gerhard Engbarth, sollte der Platz um den Musikantenbrunnen nach dem verdienstvollen Bürger Andreas Bottlinger genannt werden. Im Stadtrat warb er um Untersützung dafür, den Musiker zum Namensgeber für den bisher namenlosen Platz zu machen. „Gerade auch in Zeiten, in denen unsere Gesellschaft auseinanderzudriften droht.“
„Andreas Bottlinger ist ein Vorbild, auch für uns Heutige.“
Gerhard Engbarth
Die gebürtige Sobernheimerin Hedwig Siegert habe 2009 ihre Examensarbeit als Lehrerin im Fach Musik über Andreas Bottlinger geschrieben und dazu auch Zeitzeugen befragt. Da Bottlinger demnach im Dritten Reich weder Mitglied der NSDAP noch einer ihrer Organisationen war, sei er „ein Vorbild, auch für uns Heutige“, so Engbarth.

Die Stadtratsmitglieder unterstützten diesen Vorstoß einstimmig. Allerdings blieb in der Sitzung offen, ob durch die Umbenennung Anwohner der Neugasse eine neue Postanschrift bekommen müssten. Stadtbürgermeister Roland Ruegeberg (WG Ruegenberg) konnte diese Frage nicht beantworten.
Auswirkungen auf Anwohner?
Daher verständigte sich der Rat darauf, die Umbenennung des Platzes um den Musikantenbrunnen in Andreas-Bottlinger-Platz unter Vorbehalt zu unterstützen. Sollten Anwohner dadurch ihre Anschrift ändern müssen, will sich der Rat noch einmal intensiver mit dem Thema beschäftigen – in der Stadtratssitzung nach der Sommerpause. Der Rat trifft sich erst am 16. August wieder.
Im Sommer sollen auch die Arbeiten am Priorhof weitergehen, die Aufträge für Innenputzarbeiten und Fliesen darf die Stadtspitze nach der Ausschreibung nun in der Sitzungspause ohne vorherige Ratsentscheidung vergeben, ermächtigte das Gremium Ruegenberg. Dies gilt auch für den Zuschlag für die Umrüstung der Straßenbeleuchung auf LED. Diese Umstellung wird mit Mitteln aus dem Kipki-Programm des Landes für Klimaschutz gefördert. Hier erteilte der Rat ebenfalls Ruegenberg einstimmig die Ermächtigung.
Digitales Baumkataster geplant
Die Stadt will ein digitales Baumkataster erstellen lassen. Die bisherigen analogen Pläne seien nicht komplett richtig und müssten ohnehin überarbeitet werden. Nun sollen die Bäume digital ersterfasst werden und zugleich die regelmäßigen Baumkontrollen zur Verkehrssicherheit durchgeführt werden. Zwischen 20.000 und 30.000 Euro wird das kosten, schätzt Ruegenberg. Es müssen 1700 Bäume und etwa 200 flächige Baum- und Gehölzbestände erfasst werden. Volker Kohrs (Grüne) unterstützte das Projekt und sagte: „Das analoge System war eine Katastrophe, vieles hat nicht gestimmt“. Die Bauhof-Mitarbeiter hätten viele dicke Ordner als Basis für ihre Arbeit gehabt. „Es macht Sinn, das jetzt digital zu erfassen, das ist auf Dauer billiger.“ Diese Einschätzung teilte auch der Rat, der bei einer Enthaltung einstimmig zustimmte. Das Ergebnis der Ausschreibung wird ebenfalls in der Sitzungspause erwartet, so dass der Rat auch hier Ruegenberg für die Auftragserteilung ermächtigte.