Im Bad Sobernheimer Denkmalz empfiehlt man außergewöhnliche Biere zum Menü
Nahe(r) Genuss, Teil vier: Warum nicht mal ein Red Ale zum Fisch?
Moderne Technik, Tradition und Handwerk. Im Gewölbekeller der Kapelle Disibodenberg reifen die Craft-Biere der Denkmalz Brauerei.
Marco Gräff

Bad Sobernheim. Guten Wein zu einem feinen Essen zu genießen ist auch hierzulande mittlerweile ein Stück Lebensqualität. Ob Riesling oder Burgunder, das Naheland hat da auch einiges zu bieten. Doch wie wäre es einmal mit einem Bier? Ein fruchtiges Red Ale zum gebratenen Zander? Oder ein frisches Märzen zur Schwarzwurzelsuppe? Geht nicht? Doch. In der Kapellenküche der Denkmalz-Brauerei in Bad Sobernheim.

Moderne Technik, Tradition und Handwerk. Im Gewölbekeller der Kapelle Disibodenberg reifen die Craft-Biere der Denkmalz Brauerei.
Marco Gräff

Was heute nahezu einzigartig in der Region und wohl auch weit darüber hinaus ist, hat seinen Ursprung im Jahr 2007, als Bruno Schneider mit zwei Geschäftspartnern die spätgotische Kapelle der Zisterzienser des Kloster Disibodenberg erwarb.

Das 600 Jahre alte Gebäude versteckte sich unter meterhohem Efeu und diente bis dato unter anderem als Lagerstätte, und im Zweiten Weltkrieg nutzte man das Gewölbe auch als Luftschutzkeller. Erst mit den neuen Eigentümern nahm man sich der Kapelle denkmalpflegerisch an und entwickelte um 2011 die Idee einer kleinen Brauerei inmitten einer von Weinbau dominierten Region.

2012 folgte ein Architekturwettbewerb zur Restaurierung der heutigen Denkmalz-Brauerei. Es sollte bis ins Jahr 2018 dauern, bis die Sanierungen abgeschlossen waren. Im Februar desselben Jahres wurde das erste Bier gebraut. Seitdem lädt der dazugehörige Biergarten zum Verweilen und Biertrinken ein.

Wie verabredet, treffe ich an einem Freitagabend um 17 Uhr in der Kapelle Disibodenberg ein und werde gleich von Jörg Glauben, jetziger Maître des Restaurants, empfangen. Bis Geschäftsführer Bruno Schneider hinzukommt, erzählt mir der frühere Sternekoch aus dem Saarland ein paar Details zur Ausrichtung der Kapellenküche. Ihm zur Seite steht Fabian Schwan als Küchenchef, und zusammen wollen beide eine gehobene saisonale wie regionale Küche hier im Naheland etablieren. Mit der Besonderheit, die im Hause gebrauten Biere nicht nur als Begleitung zum Essen anzubieten, sondern auch schon in den jeweiligen Gerichten zu verarbeiten.

Bruno Schneider trifft ein, und gleich darf ich ein Helles probieren, eine der Grundsorten und das am meisten getrunkene Bier der Brauerei. Das Helle kann man seit 2019 auch im Nahegarten am Sobernheimer Barfußpfad genießen. Wir reden über Motivation und Herausforderungen einer solch kleinen Brauerei, die aktuell vom Gourmetmagazin „Falstaff“ als beste Kleinbrauerei in Rheinland-Pfalz ausgezeichnet wurde. Mittlerweile habe ich ein Dunkles vor mir stehen, und das besticht durch eine milde Röstung und guten Trinkfluss mit einem Hauch von Schokolade.

Gebeizter Saibling auf einem Algensalat. Ein Gericht, welches wunderbar mit dem hauseigenen Ingwerbier harmoniert.
Marco Gräff

Nun kommt auch Braumeister Jan Luft zu uns an den „Captain’s Table“, der sich imposant durch den Kapellenraum zieht. Sehr elegant ist das Restaurant gestaltet. Dezentes Licht sorgt für eine Wohlfühlatmosphäre, in der nicht einmal die Sudkessel links im Raum unterhalb der wunderschönen Fenster stören. Jan Luft ist nun gut ein Jahr für das Bierbrauen verantwortlich, der nach einigen Jahren in anderen Brauereien nun in Bad Sobernheim einen Platz gefunden hat. Wo er mit Hingabe, Leidenschaft und perfektem Handwerk neue Craftbiere entwickelt und braut.

Und auch im internationalen Vergleich konnten seine Denkmalz-Biere schon für gute Bewertungen sorgen. Neben neuen Kreationen und den bereits etablierten Sorten möchte der junge Braumeister vor allem auch stärkere Biere salonfähig machen.

Ich habe zwischendurch das Dinkel probiert, ein Bier, welches das klassische Weizen im Betrieb abgelöst hat und somit auch den Bogen zur heiligen Hildegard schlägt, die unweit im Kloster Disibodenberg wirkte. Mit einem Red Ale, dem „Korund“, geht es dann runter in die heiligen Hallen der Kapellenbrauerei. Im Gewölbekeller stehen die Gär- und Reifetanks, ausgestattet mit neuester Technik. Dort erklärt mir Luft, wie Bier gemacht wird, wieso eine lange Reifung dem Geschmack guttut und was er zukünftig noch so vorhat.

Es geht wieder nach oben. Mich erwarten weitere Biere (über das Jahr gesehen gibt es zwölf verschiedene) und ein Fünf-Gänge-Menü, welches Jörg Glauben für mich zusammengestellt hat. Während des Essens sitzt mir Bruno Schneider gegenüber, und wir bleiben im Gespräch. Das Menü aber beginnt mit einem mild gebeizten Saibling, der auf einem Wakame-Salat gebettet wurde. Die Algen sind frisch und pikant, ein Hauch Asien weht durch die Kapelle. Geleewürfel von Roter Bete und Passionsfrucht bringen Süße und Frucht. Dazu reicht man mir die „Wilde Ginger“. Ein leichtes Bier (3,2 Vol.), welches mit heimischer Bachminze verfeinert und mit Ingwer und Holunder abgerundet wird und wegen der dezenten Schärfe perfekt mit der Vorspeise harmoniert.

Der Saibling, leicht angewärmt und mit der knusprigen Haut dekoriert, zergeht förmlich auf der Zunge. Eine absolut runde und stimmige Kombination. Es folgt eine Velouté von Schwarzwurzeln mit Maronen-Croustillant. Die Schaumsuppe wird von einem Märzen begleitet, welches aber etwas besser zum knusprigen Maronenröllchen passt.

Mit viel Aufwand wurde die Kapelle Disibodenberg wiederhergerichtet und beheimatet neben einer kleinen Brauerei ein feines Restaurant.
Marco Gräff

Es kommen immer wieder neue Gäste in das Restaurant, das erst seit wenigen Wochen wieder geöffnet hat. Das Konzept scheint angenommen zu werden. Sei es auch nur, um am „Captain’s Table“ für ein Feierabendbier oder Glas Wein Platz zu nehmen.

Die Küche schickt derweil den nächsten Gang. „Bloody Zander“ nennt sich das Gericht. Darunter verbirgt sich ein auf der Haut gebratenes Zanderfilet, serviert mit Blutwurststreuseln und Red-Ale-Graupenrisotto, welches mit Petersilienwurzel, ein paar Cranberrys und Apfelstückchen verfeinert wurde. Dazu trinke ich das „Korund“, das Red Ale des Hauses. Was soll ich sagen; ich bin erstaunt, wie gut die Speise und das Bier zusammenpassen.

Und auch mit dem Hauptgang geben sich Küche und Braumeister keine Blöße. Zweierlei vom Hirsch (Rücken und Ravioli) mit Sellerie, Pinienkernen und Feldsalat. Dazu gibt es das hauseigene Dunkel. Und es funktioniert. Auch aufgrund der perfekten Soße. Doch den krönenden Abschluss sollte das Dessert liefern. Zweierlei Schokolade (Eis und Kuchen) mit Bier-Balsamico-Kirschen und Korund-Sabayon. Dazu gab es das Red Ale, mit Kirsche aromatisiert und abgerundet.

Man kann dem ganzen Team des Denkmalz nur gratulieren, zum Mut und zur ganzen Umsetzung dieses Konzepts, das wirklich funktioniert und somit einmalig ist in der Region und wohl darüber hinaus. Und das schon allein wegen der außergewöhnlichen Bierbegleitung.

Geöffnet hat die Küche der Denkmalz-Brauerei freitags bis sonntags ab 17 Uhr. Am Sonntag gibt es auch einen Mittagstisch.

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