Stillgelegt ist derzeit auch die Eisenbahnlinie nach Wiesbaden. Die Sperrung könnte Wochen dauern, die beschädigte Brücke ist womöglich sogar einsturzgefährdet. Der Brückenunfall geschah am Freitag gegen 17 Uhr: Urplötzlich habe das Eisenlager an einem Brückenpfeiler unter der südlichen Autobahnbrücke aufgegeben und sei in den Betonpfeiler hineingedrückt worden, sagten die Experten der Autobahn GmbH des Bundes am Samstag. „Ein Stahllager, ein Rollenlager hat versagt“, sagte Alexander Pilz, Leiter der Außenstelle Darmstadt der Autobahn GmbH des Bundes, am Samstag bei einer Pressekonferenz an Ort und Stelle des Geschehens.
Die Autobahnbrücke sackte daraufhin ab und stürzte auf den nun ungepufferten Pfeiler, der sich daraufhin schief stellte – der Pfeiler sackte dadurch um etwa 40 Zentimeter nach links ab. Der Brückenüberbau erlitt dabei schwere Schäden: Der Aufprall habe Abplatzungen des Betons verursacht, es seien sogar „kleinere Brocken vom Pfeilerkopf heruntergefallen“, sagte Pilz weiter.
Über die Ursache herrscht derzeit Rätselraten: „Das ist Bestandteil der Untersuchungen“, sagte Pilz. Die Brücke sei bereits per Hubschrauber und mit einer Drohne untersucht worden. Im Betonbauwerk bildeten sich sichtbar Risse, die mehrere Zentimeter weit klaffen – und das offenbar auch oben auf der Fahrbahn. Die Experten können derzeit nicht einmal ausschließen, dass das Bauwerk noch komplett zusammenbricht.
„Es ist nicht ganz klar: Was macht das Bauwerk in den nächsten Tagen und Monaten?“, sagte Ulrich Neuroth, Direktor der Niederlassung West der Autobahn GmbH aus Montabaur: Derzeit herrschten sehr hohe Temperaturen, dadurch dehne sich das Bauwerk weiter aus – „und der Pfeiler macht alle Bewegungen mit“, sagte der Experte. Womöglich waren auch die starken Temperaturschwankungen der vergangenen heißen Tage ein Auslöser für den Zusammenbruch; das werde gerade untersucht.
Der Vorfall geschah an dem südlichen Teil der Autobahnbrücke, der ohnehin komplett marode war: „Es handelt sich um eine Brücke, die sowieso nie mehr unter Verkehr gehen sollte“, betonte Pilz, der Brückenteil sei „zum Abbruch planmäßig vorbereitet“ gewesen und sollte ab September „Stück für Stück abgebrochen werden“. Die Salzbachtalbrücke stammt aus dem Jahr 1963, bereits 2019 hatte sie Probleme bereitet, schon vor zwei Jahren hatte der südliche Teil abgerissen werden sollen.
Der nördliche Brückenteil war damals eigens verstärkt worden, um den gesamten Verkehr aufnehmen zu können, doch nun könnte auch dieser Teil nicht mehr tragfähig sein: „Wir schließen nicht aus, dass der nördliche Überbau in Mitleidenschaft gezogen worden ist“, sagte Pilz weiter. Tatsächlich denken die Experten nun sogar über eine Sprengung nach: „Heute morgen haben Sprengfachleute die Brücke angesehen“, sagte Neuroth weiter, diese würden nun ein Konzept auf den Tisch legen. Unklar sei aber noch, inwieweit eine Sprengung des südlichen Teils auch die nördliche Brücke beschädigen würde. Die Frage, ob es Versäumnisse der Behörden gegeben habe, wie Neuroth entschieden zurück: Es habe regelmäßige Brückenprüfungen gegeben. „Die Überwachung war gut, die Vorbereitung war gut. Dass wir hier an der Stelle ein Versagen haben, das sehe ich nicht“, betonte Neuroth.
Auch Pilz unterstrich, die Brücke sei regelmäßig, etwa einmal pro Monat, begutachtet worden. „Wir haben bei keiner Prüfung sehen können, dass das Lager ein Problem war“, betonte Pilz, „es gab keine Hinweise, dass ein solcher Schaden im Raum steht.“ Wann aber der Verkehr wieder auf und unter der Brücke rollen kann, das ist völlig unklar: Eine Frage von Tagen werde das nicht sein – wohl eher von Wochen, hieß es weiter. Am Montag wollen Experten ein Verkehrs-Notfallkonzept vorlegen und besprechen.
Der Region Mainz-Wiesbaden droht zum Wochenanfang nun ein Verkehrschaos: Über die Salzbachtalbrücke rollen pro Tag rund 80.000 Fahrzeuge. Pendler nach Wiesbaden können nicht einmal die Bahn nutzen – der Hauptbahnhof Wiesbaden kann derzeit nicht angefahren werden, weil die Bahnlinie ebenfalls unter der Salzbachtalbrücke verläuft.