Beim Immobilienfachgespräch ließ Bauwert-Vorstand Uwe Birk als Gastredner dies noch einmal Revue passieren. Zu dem Austausch hatte die städtische Wirtschaftsförderung mit Wirtschaftsdezernent Markus Schlosser und Michael Fluhr, Amtsleiter für Wirtschaftsförderung und Liegenschaften, eingeladen. Birk referierte zur aktuellen Situation am Wohnimmobilienmarkt und den Herausforderungen des projektierten Wohnungsbaus. Sein Credo ist eindeutig: Es ist dringend mehr neuer attraktiver Wohnraum notwendig. In Deutschland gebe es einen hohen Anteil an Altobjekten. Diese seien aber nur eingeschränkt zu modernisieren – wenn es sich für den Bauträger rechnen soll. Allein durch die energetischen Auflagen sei das „ein schwieriges Terrain“: „Dann lieber neu bauen“, so Birk.
Doch auch da geht der Trend nach unten: Statt 450.000 wurden zuletzt bundesweit jährlich nur 200.000 bis 250.000 neue Wohnungen im Jahr gebaut – gerade mal die Hälfte. Verantwortlich dafür macht Birk die Kostensteigerungen im Bau, aber auch die gestiegenen Zinsen in Krisenzeiten wie Corona-Pandemie und Ukrainekrieg.
Fehlt Wohnraum, steigen die Mieten
„Der Sinkflug im Wohnungsbau nimmt deutliche Ausmaße an“, stellt er fest. Der Eigennutzermarkt sei eingebrochen. Auch in Städten wie Bad Kreuznach fehle ausreichend Wohnraum. Das ziehe dann einen Anstieg bei den Mieten nach sich. Wohnen werde immer mehr zu einer sozialen Frage.
Die aktualisierte Version des Kreuznacher Mietspiegels hatte Fluhr zuvor den rund 40 Teilnehmern vorgestellt. Danach liegt nach der Mietspiegelanpassung 2023 im Stadtgebiet aktuell die niedrigste Kaltmiete bei 5,06 Euro pro Quadratmeter, die höchste bei 10,64 Euro. Die Durchschnittsmiete hat sich auf 7,08 Euro erhöht.
Anreiz für Zuzug
Die Nachfrage nach Wohnraum ist weiter ungebrochen. „Bad Kreuznach braucht Wohnungen.“ Wenn eine Stadt Arbeitnehmern keinen Wohnungen bieten könne, entfalle für diese auch der Anreiz, hierher zu ziehen, argumentierte Birk: „Da muss immer nachgefüttert werden.“
Natürlich sei es der Wunsch jeder Stadt, sozial geförderten Wohnraum anzubieten. Doch das sei ein schwieriges Thema, an dem Wohnbauprojekte aus seiner Sicht aber nicht scheitern sollten. Da bevorzuge er die Variante, statt Quoten zu erfüllen, dass der Bauträger Entgelte zahlt, die die Stadt dann einer stadteigenen Wohnungsbaugesellschaft zur Verfügung stellen könne, um geförderten Wohnraum zu schaffen.
Schnelle Baufortschritte im Neubaugebiet
Im Fall Humperdinck-Park läuft nun – nachdem es sechs Jahre bis zum Start gedauert hat – alles wie am Schnürchen. Für Schlosser sind die Baufortschritte „rasant, mehr als beeindruckend“. „Die Stadt braucht Wohnraum“, betont auch er. Im Nachhinein sei er deshalb froh, dass es damals nicht zu einem Verkauf an eine Sparkassen-Tochter gekommen sei, die ein Konzept mit Einfamilien- und Reihenhäusern entwickelt hatte. Das sei so auch nicht gewollt gewesen.
Das Projekt Humperdinck-Park besteht aus zwei Baufeldern mit insgesamt 200 Wohnungen in zehn attraktiven neuen Mehrfamilienhäusern. Es sind 12.500 Quadratmeter Wohnfläche auf einem knapp 20.000 Quadratmeter großen Grundstück. Der Fokus liegt auf kleineren Wohnungen mit 52 bis 90 Quadratmetern Wohnfläche. Denn die Wohnbedürfnisse in Deutschland verändern sich. Die Haushalte werden kleiner, so Birk.
Alle Wohneinheiten bereits verkauft oder reserviert
Das Wohnungsangebot im Humperdinck-Park komme besonders Eigennutzern und Kapitalanlegern entgegen, die auf einen guten Gebäudestandard Wert legten und von intelligenten und effizienten Grundrissen in attraktiver Lage profitieren wollten. Dazu gibt es 265 Stellplätze, 157 davon oberirdisch, 108 in Tiefgaragen.
Die Investition rechne sich, denn die Nachfrage nach Wohnraum sei auch in der Kreisstadt hoch. Fast alle 200 Wohneinheiten seien inzwischen verkauft oder schon reserviert. Birk geht davon aus, dass man im November damit durch ist. Zusatzkosten, die er auf einen siebenstelligen Betrag bezifferte, habe der Bau der Erschließungsstraße verursacht: „Auch diese Kröte haben wir geschluckt.“ Dies sei aber nur möglich gewesen, weil man die Grundstücke und ein weiteres hinzugekauftes Areal am Rande frühzeitig gekauft und Risiken eingegangen sei, erklärte er. „Wenn Sie zu teuer kaufen, haben Sie diese Möglichkeiten nicht mehr.“