Beeindruckende Hilfsbereitschaft nach den Überschwemmungen bei Kirn
Nach der Flut in Kirn-Sulzbach: Putzen, Aufräumen und banger Blick zum Himmel
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Viele ehrenamtliche Helfer kamen nach Kirn-Sulzbach, um den unglücklichen Anwohnern zu helfen.
Jörg Dindorf/Team Medien Landkreis Bad Kreuznach. Jörg Dindorf/Team Medien Landkre

Die Überschwemmungen in Kirn-Sulzbach und weiteren Gemeinden des Kirner Lands am Sonntagnachmittag haben eine beeindruckende Hilfsbereitschaft ausgelöst.

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Alleine bei den Feuerwehren kam es zu sofortigen Einsätzen der Wehren aus dem gesamten Ladkreis und aus dem Landkreis Birkenfeld, hinzu kamen das THW und andere Hilfsorganisationen. Damit waren mehr als 300 ehrenamtliche Kräfte im Einsatz.

Im Gerätehaus der Feuerwehr Kirn wurde die Einsatzleitung unter Markus Späth, dem Wehrleiter der VG Kirner Land, eingerichtet. Zur Seite stand der Katastrophenschutz des Kreises Bad Kreuznach.

Großartige Hilfsbereitschaft

Die ganze Nacht pumpten Feuerwehr und THW Keller aus, räumten Straßen von Geröll und Treibgut. Auch lokale Unternehmen und zahlreiche spontane Privatleute unterstützten die Anwohner beim Aufräumen und Reinigen.

Was in den nächsten Tagen und Wochen natürlich geklärt werden muss, das sind die Ursachen für die massiven Überschwemmungen ausgerechnet in den genannten Gemeinden. Erste Infos lieferte hierzu das Team Medien vom Katastrophenschutz des Landkreises. Demnach hatte sich am Sonntag gegen 16 Uhr eine Starkregenzelle über dem Kirner Land festgesetzt, und in kürzester Zeit habe sich reichlich Oberflächenwasser an den angrenzenden Hanglagen gesammelt. Die vorhandenen Sandfänge hätten sich „relativ schnell zugesetzt“, sodass das Wasser dann an der Oberfläche durch Kirn-Sulzbach rauschte.

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Geflutete Keller mussten ausgeräumt werden - und vor allem musste der Unrat schnell fortgebracht werden. Denn hätte es eine weitere Flut gegeben, wäre der ganze Müll weitergeschwemmt worden.
Jörg Dindorf/Team Medien Landkreis Bad Kreuznach. Jörg Dindorf/Team Medien Landkre

Erschwerend sei hinzugekommen, so die Meldung des Teams Medien, dass „sich das Wasser am Bahndamm, der unmittelbar an die Ortslage angrenzt, sammelte und nicht abfließen konnte. Hierdurch drohte für die angrenzende Wohnbebauung Gefahr durch den steigenden Pegel. Durch das Ausbaggern der Sandfänge und das Reinigen von Entwässerungsrohren am Bahndamm konnte die Situation nachhaltig entschärft werden“.

Eingeklemmte Regenzelle

Jörg Dindorf, Medienchef des Katastrophenschutzes des Kreises, erklärte hierzu, die Starkregenzelle sei quasi in der engen Hanglage bei Kirn-Sulzbach zwischen Gauskopf und Habichtskopf sowie Kyrburg eingeklemmt gewesen. Der heftige Guss habe dann Geröll und Sedimente gelöst und ins Tal gespült. „Das schafft dann keine Kanalisation der Welt mehr.“ Flugs seien die Einlässe verstopft gewesen und hätten nichts mehr aufnehmen können.

Räumdienst in Kirn-Sulzbach
Sebastian Schmitt. Robert Neuber

Über das Ausmaß der Schäden könne noch keine endgültige Einschätzung vorgenommen werden, so das Team Medien. Es habe einige Autos erwischt, außerdem Einrichtungen der Infrastruktur und viele vollgelaufene Keller. Glücklicherweise kam kein Mensch zu Schaden. Bürgermeister Thomas Jung sprach davon, dass 60 Prozent der Häuser im 800-Seelen-Stadtteil Kirn-Sulzbach betroffen gewesen seien. Das vermeldete Bundestagsabgeordnete Julia Klöckner (CDU), die mit Jung telefoniert hatte.

Letzte Dickes-Meldung 3 Uhr

Jung war permanent im Einsatz, aber er bekam auch vor Ort Unterstützung durch Kollegen. So war Bürgermeister Marc Ullrich (VG Bad Kreuznach) mit den Feuerwehren aus Neu-Bamberg und Feilbingert nach Kirn gefahren und schippte mit. Landrätin Bettina Dickes hatte am Sonntagnachmittag noch die „Distinguished Gentlemen“ mit ihren Oldtimer-Motorrädern auf dem Weingut Kronenhof in Norheim besucht. Ihre letzte Dienstmeldung kam danach nachts um 3 Uhr aus Kirn.

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Gerümpel auf der Gass - die Schäde in Kirn-Sulzbach sind beträchtlich.
Jörg Dindorf/Team Medien Landkreis Bad Kreuznach. Jörg Dindorf/Team Medien Landkre

Am Dienstag blickten die Helfer vor Ort sehr aufmerksam in den Himmel, schließlich waren erneut Regenfälle angesagt. Es blieb aber bei eher leichten Niederschlägen. „Wir vom Katastrophenschutz sind nicht alarmiert, aber wir stehen Gewehr bei Fuß“, so Jörg Dindorf.

Viele Dankesworte für Helfer

Für die große Hilfsbereitschaft dankten Helfer und Politiker vor Ort. Thorsten Borger, stellvertretender Wehrleiter der VG Kirner Land, merkte an: „Ich danke allen Hilfskräften aus nah und fern für die schnelle und anpackende Hilfe.“ Verbandsbürgermeister Thomas Jung schloss sich an: „Es ist großartig zu sehen, wie die Hilfskette anläuft und so schnell Hilfe über Gemeindegrenzen hinweg zur Verfügung steht. Vielen Dank an alle Helfer.“ Julia Klöckner lobte: „Auf die Feuerwehr ist Verlass. Danke für Ihren Einsatz! Egal ob Feiertag oder nicht, auf Sie kann man zählen!“ Sie selbst spendete für die Soonwaldstiftung, die umgehend einen Aufruf „Flut Kirner Land“ gestartet hatte. Dr. Joe Weingarten (SPD) auf Facebook: „Danke an alle, die helfen!“

Wenn auch Sie unterstützen möchten, können Sie auf das folgende Konto spenden: Spendenkonto Soonwaldstiftung „Hilfe für Kinder in Not“, Sparkasse Rhein Nahe, IBAN DE54 5605 0180 0010 1501 00 Kennwort: „Flut Kirner Land“

DRK im Hochleistungs-Modus

  • Einen Hochleistungseinsatz lieferten auch die Rotkreuzler des Kreises Bad Kreuznach. Die Schnelleinsatzgruppen (SEG) Verpflegung und Transport waren kaum alarmiert, da waren schon 35 Hilfskräfte einsatzbereit, um Verpflegung zu organisieren und Rettungsfahrzeuge zu besetzen. Gemeinsam mit Arbeiter Samariter Bund und Maltesern standen 75 Einsatzkräfte bereit.
  • Das Rote Kreuz verpflegte bis in die Nacht fast 300 Helfer der Feuerwehren, des THW und der Hilfsorganisationen in Kirn und Kirn-Sulzbach, wie Philipp Köhler, stellvertretender DRK-Kreisbereitschaftsleiter, berichtete. Klasse dabei die Kooperation mit den Lebensmittellieferanten: So öffneten der C&C Markt und REWE Krüger in Bad Kreuznach noch in den Abendstunden eigens für das Rote Kreuz ihre Läden. In Kirn ermöglichte EDEKA Vuthaj einen Einkauf noch kurz vor Mitternacht.
  • Montagabend hatten 50 Rotkreuzler 650 Portionen für die Helfer hergerichtet. „Das geht nur mit einem eingespielten und professionellen Team“, so Köhler.

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