Rosina und Babo vermissen ihr Livepublikum
Nach Corona-Zwangspause: Kreuznacher Clownduo will wieder loslegen
Corona legte auch Rosinas und Babos Welt lahm. Das Kreuznacher Clownduo musste seine Arbeit auf Eis legen. Die gezwungene Auszeit war aber auch angenehm. Es gab Zeit für Meditation und kreatives Theater im Hausflur. Im Interview erzählen sie, wie sie jetzt weitermachen wollen. Foto: ClownWerk
ClownWerk

Bad Kreuznach. Rosina und Babo, dahinter stecken Sigi Karnath und Hardy Hausting. Das Bad Kreuznacher Duo spielt seit 20 Jahren zusammen. Die beiden treten auf und bilden aus, bis Corona kommt und alles lahmlegt. Wie sie die Krise meisterten und warum es auch mal ganz schön war, freizuhaben, erzählte das Duo, das auch privat ein Paar ist, unserer Zeitung im Interview.

Wie kam es zur Entscheidung: „Okay, ich werde Clown!“?

Sigi: Ich arbeitete zunächst als Erzieherin und Sozialpädagogin, wollte aber den Schwerpunkt auf Theaterpädagogik legen. In einer freien Theatergruppe ist dann die Figur des Clowns entstanden. Damit fing ich 1986 an. Ich habe viel Straßentheater gemacht. In Italien fand ich eine tolle Theaterlehrerin. Durch Learning by Doing kam dann eins zum anderen, und 1997 habe ich Hardy kennengelernt.

Hardy: Ja, wir haben ähnliche Vorgeschichten. Ich habe ebenfalls mit Straßentheater angefangen in einer wild gemixten Gruppe. Irgendwann kam es dazu, dass einer der Clown sein sollte, da fielen in sekundenschnelle alle Augen auf mich. Ab da war dann beschlossen: Ich bin der Clown. Wir haben dann ein Clowntrio gegründet und sind mit einem Zirkus auf Tour gegangen. Zwischenzeitlich habe ich aber noch einen anderen Weg eingeschlagen. Ich dachte, ich muss noch etwas Anständiges lernen, so hieß es ja immer. Also lernte ich Zimmermann und habe sogar zehn Jahre in diesem Beruf gearbeitet, bis ich dann mit Sigi das ClownWerk gegründet habe.

Wie habt ihr die vergangenen Monate der Corona-Krise erlebt?

Hardy: Unsere Kurse sollten im Mai starten. Als dann der Lockdown kam, haben wir erst mal alles nur um ein bis zwei Monate verschoben. Dann war aber schnell klar, dass die Kurse auch nicht im Sommer stattfinden können. Jetzt sind sie für den Herbst angesetzt.

Sigi: Unser Terminkalender war wie bei vielen anderen wirklich einfach acht Wochen komplett leer. Wir waren gezwungen, nichts zu tun. Es war sehr ambivalent. Zum einen machte man sich Sorgen, zum anderen war da plötzlich sehr viel freie Zeit, die wir auch total genossen haben. Man konnte einfach mal durchatmen, und wir hatten Raum für Kreatives. In unserer Altbauwohnung haben wir einen sehr breiten Flur. Hardy spannte zwei Vorhänge auf, und wir probierten neue Dinge aus, spielten Theater und konnten neue Ideen entwickeln, was sonst wahrscheinlich nicht in dieser Fülle passiert wäre.

Das heißt, ihr konntet auch Gutes aus der Krise mitnehmen?

Sigi: Ich glaube, wir hatten unglaubliches Glück, dass wir nicht nur auftreten, sondern auch ausbilden. Das ClownWerk beinhaltet ja auch die Clownpädagogik. Wir bieten Kurse und Fortbildungen an. Die TuttoClown-Ausbildung ist zum Beispiel die Ausbildung zum Klinikclown. Unsere Schüler sind weiterhin angemeldet und finanzieren ihre Ausbildung, denn die Kurse sind nicht aufgehoben, nur verschoben. So konnten wir die vergangenen Monate überleben. Vielen anderen Künstlern und Kleinkünstlern war dieses Glück nicht vergönnt.

Im Herbst sollen die Kurse wieder starten?

Hardy: Ja, geplant ist, dass die Kurse und Workshops ab September wieder anlaufen. Wir verzichteten in der Corona-Zeit auf Videounterricht. Der Beruf des Clowns kann nicht über eine Kamera erlernt werden. Die Figur ist immer nah am Publikum und interagiert mit den Menschen.

Sigi: Schon vor Corona hatten wir Konzepte erstellt. Da gibt es das sogenannte 100-Meter-Theater. Das heißt, wir als Clowns spielen 100 Meter entfernt von unserem Publikum. Der Effekt: Vor einem so weit entfernten Publikum spielt man ganz anders. Es muss groß werden. Die Mimik ist viel schwerer zu erkennen. Manchmal vielleicht auch gar nicht. Was wir vor ein paar Monaten ausprobierten, ist jetzt Wirklichkeit geworden. Wenn wir jetzt für Senioren im Garten spielen und sie uns vom Fenster aus zuschauen, müssen wir so spielen, dass trotzdem etwas vermittelt wird. Da reicht es nicht, ein paar faxen zu machen und herumzualbern. Die Entfernung bringt neue Herausforderungen.

Angenommen ich möchte Clown werden. Kann ich einfach zu euch kommen und loslegen?

Hardy: Wer Lust auf den Beruf hat, kann jederzeit vorbeikommen. Wir bieten Schnupperkurse an, wo jeder willkommen ist und keinerlei Vorkenntnisse gebraucht werden. Wer dann Blut geleckt hat, kann sich ausbilden lassen.

Sigi: Interessant für Schulen oder Kitas ist vielleicht, dass sie uns durch die Aufführungsförderung des freien Theatervereins Laprofth für bis zu zehn Auftritte buchen können und 50 Prozent der Gage übernommen werden. Aufgrund von Corona ist da tatsächlich noch Kapazität vorhanden.

Die Fragen stellte Anna-Maria Pejsek

Weitere Informationen über die Schnupperkurse, die Ausbildung zum Clown, Rosina und Babos Auftritte, ihr ClownWerk, die Clownpädagogik oder die Tutto-Clown-Ausbildung findet man auf der Internetseite www.clownpaedagogik.de

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