Inhaber des Salons in Mannheimer Straße haben Geschäft verkauft - Lokal bleibt erhalten - Wie die Familie zur süßen Erfrischung kam
Nach 64 Jahren Eisverkauf in Bad Kreuznach: Die Pancieras sagen Ciao
Corinna und Luca Panciera haben ihr Eisgeschäft verkauft. Foto: Markus Kilian
Markus Kilian

Luca und Corinna Panciera haben ihren Eissalon in Bad Kreuznach nach 64 Jahren verkauft. Allerdings bedeutet das nicht das Ende der Eisdiele.

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Wenn Luca und Corinna Panciera nächste Woche ihre Eisdiele zu Herbstbeginn wieder schließen, ist es diesmal nicht nur ein Abschied auf Zeit, sondern ein Ciao für immer: Der Familienbetrieb war seit 1961 in Bad Kreuznach, nun ist das Geschäft verkauft. Am kommenden Montag begrüßen sie zum letzten Mal ihre Gäste im Salon in der Mannheimer Straße. Das Ende der Eisdiele soll das allerdings nicht bedeuten.

Doch zurück zu den Anfängen. Luca Panciera wurde die Liebe zum Eis in die Wiege gelegt. Er stammt aus einer Eismacherfamilie aus Forno di Zoldo, einer kleinen Gemeinde in den italienischen Dolomiten, in der viele Eishersteller leben. „Wir sind im Eisbehälter geboren“, beschreibt der heute 60-Jährige das Phänomen und lächelt.

In meiner Familie war immer die Eisdiele an erster Stelle.

Luca Panciera

Er sitzt dabei im Gästeraum im ersten Stock des Pancieras, während er beim Termin mit dem „Oeffentlichen“ seine Lebensgeschichte als Eisverkäufer kurz umreißt: Schon Vater Danilo und Mutter Antonietta haben die süßen Köstlichkeiten kreiert, sich 1961 in der Kurstadt selbstständig gemacht. Bereits als Jugendlicher packt Luca Panciera mit an. „In meiner Familie war immer die Eisdiele an erster Stelle.“

Nach seinem Abitur hilft er regelmäßig mit, 1992 übernimmt er die Eisdiele mit Frau Corinna, die ebenfalls aus einer Eismacherfamilie stammt. „Wir waren jung und voller Hoffnung“, sagt er. Um diese Zeit kommen auch die drei Kinder auf die Welt. „Wir wollten uns etwas aufbauen. Wir hatten viel Kraft und viel Hilfe“, erzählt er, bevor ihm die Tränen in die Augen schießen. Der Italiener ist Eisverkäufer durch und durch. Sein Lokal zu schließen berührt ihn. „Es war eine wunderschöne Zeit.“

Lokal mehrmals renoviert

Im Panciera hat sich über die Jahre einiges verändert. Mehrmals renoviert die Familie das Lokal. Anfang der 80er Jahre kommt in der Fußgängerzone die Terrasse hinzu, die in den Folgejahren immer größer wird und heute etwa 100 Sitzplätze zählt. Im ersten Stock finden weitere gut 30 Naschkatzen Platz; zahlreiche Stammkunden zieht es in die Eisdiele. „Ich habe viele Leute wachsen sehen. Das fand ich sehr schön.“

Doch keines seiner Kinder wollte das Geschäft weiterführen, wie der Vater von zwei Söhnen und einer Tochter erzählt, der inzwischen Großvater ist. Den Nachwuchs hat es in andere Richtungen verschlagen. Immerhin: Tochter Francesca führt die Tradition der Eismacher fort, lebt mit Mann und Kind aber in Schwabach (bei Nürnberg).

Ich will aufhören in einer Zeit, in der die Gesundheit noch etwas mitmacht.

Luca Panciera zum Verkauf des Geschäfts

In Bad Kreuznach habe sich nun die Möglichkeit gegeben, das Geschäft zu verkaufen, sagt Luca Panciera. „Dann habe ich Ja gesagt.“ Denn: „Ich will aufhören in einer Zeit, in der die Gesundheit noch etwas mitmacht.“

Nach 64 Saisons ist also Schluss – zumindest für die Familie Panciera. Der Käufer wird den Familienbetrieb zum Januar übernehmen. Eis und Name sollen erhalten bleiben, sagt Luca Panciera. „Ich habe ihm meine Rezepturen gegeben.“ Auch der Käufer kommt aus dem Eisgeschäft, will den Salon künftig das ganze Jahr über offen halten. Im Januar will ihn der 60-Jährige bei der Übernahme unterstützen.

Ein Beruf, bei dem die Möglichkeit hat, kreativ zu sein

Und ganz ans Aufhören will der Eisverkäufer dann doch nicht denken. „Mir macht die Eismacherei immer noch Spaß. Aber nicht mehr den ganzen Tag hinter der Theke stehen.“ Es ist ein handwerklicher Beruf, in dem man die Möglichkeit hat, kreativ zu sein – das macht ihm daran am meisten Freude. „Man arbeitet mit frischen Zutaten und kann immer wieder Neues ausprobieren.“ Es gebe viele Möglichkeiten, Eis zuzubereiten, sagt Luca Panciera. „Ich habe mich immer an das gehalten, was mich mein Vater gelehrt hat.“

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