Um 1890 haben Leonhard Weyand und seine Frau Elisabeth, geborene Bauer, die Bäckerei gegründet. Sie kauften das Haus in der Hauptstraße 32, zogen mit ihren sechs Kindern dort ein und begannen, Brot zu backen. Mit einem Sack Mehl ging es los. War der Sack leer, wurde ein neuer gekauft. Nebenher wurde, wie in fast allen Odernheimer Familien, Landwirtschaft betrieben.
Nach dem Tod des Vaters führte der älteste Sohn Herrmann die Bäckerei weiter. Daneben führte er eine kleine Gastwirtschaft, in der der eigens hergestellte Wein ausgeschenkt und verkauft wurde. In dritter Generation folgte Herrmann Weyand junior. Als er 1990 im Alter von 60 Jahren starb, übernahm Klaus Weyand die Geschäfte in der vierten Generation.
Ideen aus Süddeutschland mitgebracht
Zuvor schon hatte Klaus Weyand nach seiner Lehre in Bad Kreuznach im elterlichen Betrieb gearbeitet. Tatkräftige Unterstützung fand er bei seiner Frau Elke. Gemeinsam haben beide Meisterlehre und -prüfung in Stuttgart absolviert, er zum Bäckermeister, sie als Friseurmeisterin. Im Süden war das Bäckerhandwerk damals weiter fortgeschritten, erinnern sie sich. Da galt es, Rezepte zu sammeln und manches auszuprobieren, was den Menschen an Nahe und Glan ebenfalls schmecken könnte. Mit Erfolg. Mit der Zeit erweiterte sich das Angebot an Kuchen und Kaffeestückchen.
Puddingteilchen und Nussecken weit bekannt
Die Puddingteilchen und Nussecken sind im ganzen Umkreis bekannt. Einige Jahre hat Elke Weyand dann noch im Friseursalon ihres Vaters Heinz Grimm gearbeitet. „Gut fünf Jahre habe ich beide Handwerke ausgeübt: vormittags Brötchen verkaufen, nachmittags Haare schneiden.“ Kern der Bäckerei war das Brot. Lange war die Bäckerei Weyand die einzige Bäckerei, die das bekannte Klosterbrot nach dem Originalrezept und mit dem Mehl der Staudernheimer Mühle hergestellt hat. Ein Einschnitt war der Umzug im Jahr 2006 aus der Hauptstraße 32 in die das heutige Backhaus in der Rehborner Straße 12b. Die alten Räumlichkeiten waren an ihre Grenzen gestoßen.
2006 Umzug in Rehborner Straße
Die Entscheidung zum Umzug hat es letztlich wohl auch möglich gemacht, dass in die Bäckerei Weyand ein Nachfolger einziehen wird. Klaus und Elke Weyand freuen sich, dass sie in Odernheim kein schwarzes Loch hinterlassen und vor Ort weiter gebacken wird. Der Meisenheimer/Bad Sobernheimer Tommy Weinz, Biobäcker und „Experte der europäischen Backkultur“, wird in ihre Fußstapfen treten.
Am Samstag, 16. Dezember, verabschiedet sich die Odernheimer Traditionsbäckerei Weyand in der Rehborner Straße 12b ab 10 Uhr mit einem kleinen Umtrunk.
9607 Bäckereien waren in Deutschland Ende 2022 registriert. Ein Jahr davor, Ende 2021, waren es noch 9965. Vor über 60 Jahren arbeiteten rund 55 000 Handwerksbäcker im alten Bundesgebiet. 1999 gehörten der Innung Rhein-Nahe-Hunsrück 56 an. Heute sind es 36.