Als die Krankheit mit den 1000 Gesichtern wird Multiple Sklerose (MS) häufig beschrieben, denn die Formen der Erkrankung sind individuell. MS ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems. Einmal im Monat treffen sich Betroffene bei der Multiple Sklerose Selbsthilfegruppe Bad Kreuznach 2. Etwa 16 Personen sind Teil der Gruppe, acht sind regelmäßig bei den Treffen da, berichtet Karin Busser, Stellvertreterin und selbst Betroffene, im Gespräch mit unserer Zeitung. Organisiert wird die Selbsthilfegruppe von der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG) Landesverband Rheinland-Pfalz mit Sitz in Mainz.
Jeden dritten Freitag im Monat bekommen sie kostenlos einen Raum im St. Franziska-Stift zur Verfügung gestellt. Allgemein mache die Klinik viel für Selbsthilfegruppen, betont Busser. Seit Juni 2014 ist das St. Franziska-Stift Mitglied im „Netzwerk Selbsthilfefreundlichkeit und Patientenorientierung im Gesundheitswesen“.

Die Bad Kreuznacherin ist 2008 zur Gruppe dazugestoßen. Früher gab es zwei MS-Selbsthilfegruppen in der Kurstadt, etwa 2023 hat sich die Selbsthilfegruppe Bad Kreuznach 1 aufgelöst, erzählt sie. Seit 2012 ist die 59-Jährige die Stellvertreterin der Gruppe 2, kümmert sich um „alles Drumherum“, vor allem eben um organisatorische Belange. Gemeinsam mit Christine Berlandy führt sie durch die Treffen. Karin Busser ist darüber hinaus auch Teil der Gruppe „TandeMS“, bei der Betroffene von anderen Betroffenen kontaktiert werden können, um sich beispielsweise telefonisch oder per Videochat auszutauschen.
Für die Selbsthilfegruppe gibt es einen Jahresplan mit verschiedenen Programmpunkten. So gibt es am Freitag, 16. Mai, einen Vortrag von Ursula Büsch, Coach bei der DMSG-RLP, zum Thema Recht und Sozialleistungen, die Betroffene beantragen können. Der Vortrag richtet sich aber nicht nur an MS-Patienten, sondern an alle mit einer chronischen Krankheit, betont Busser. Im Laufe des Vortrages soll es auch die Möglichkeit geben, Fragen zu stellen. Los geht es um 17.30 Uhr im dritten Stock des St. Franziska-Stifts, Franziska-Puricelli-Straße 3, Raum 5.3.04. Themen, zu denen in der Gruppe häufig Fragen aufkommen, sind Arbeit, Kündigung, Rehamöglichkeiten und Pflegegrad. Viele mit MS können nicht mehr arbeiten, bekommen etwa eine Erwerbsminderungsrente, sagt sie.
„Man muss lernen, mit der Krankheit umzugehen.“
Karin Busser
Die Krankheit könne „jeden treffen“, so Busser. MS könne sich dadurch zeigen, dass eine Hand nicht mehr richtig greift oder ein Bein nicht mehr richtig funktioniert. „Viele haben Probleme mit den Augen“, erklärt sie. Auch eine Fatigue betreffe viele. Ein Schub werde vor allem durch körperliche und psychische Anstrengung ausgelöst. Sie selbst war 36 Jahre alt, als sie ihre erste Diagnose erhielt. Heute sei die Medizin aber auf einem anderen Stand und es werde oft schneller beziehungsweise früher diagnostiziert. Häufig werde die Krankheit auch zufällig, etwa bei einem MRT (Magnetresonanztomografie), entdeckt.
„Man muss lernen, mit der Krankheit umzugehen“, meint die 59-Jährige. Es gebe auch sehr viele Hilfsmittel. „Man muss nur wissen, dass es sie gibt.“ Im Nachhinein habe die Erkrankung für sie auch positive Seiten, wie zum Beispiel, dass sie sich intensiv darüber Gedanken macht, worauf sie ihren Fokus im Leben legt. Besonders wichtig ist ihr auch Zeit, um sich um sich selbst zu kümmern.
Betroffene können eine Begleitperson mitbringen
Beim Austausch in Selbsthilfegruppe kommen die individuellen Probleme und Erfahrungen zur Sprache, und man spricht auch mal über persönliche Dinge, erklärt Busser. Wer überlege, mal eine Selbsthilfegruppe zu besuchen, dem rät sie dazu, „einfach mal schnuppern zu kommen“. Es ist auch möglich, eine Begleitperson zur Stärkung mitzubringen. Eine Teilnahme an der Selbsthilfegruppe ist unabhängig davon möglich, ob man sich therapieren lässt oder nicht und in welcher Art und Weise. „Niemand muss sich rechtfertigen“, betont sie. Für den 20. Juni ist eine Gesprächsrunde und für den 18. Juli ein Grillen geplant.
Anmeldungen für die Selbsthilfegruppe sind über die Internetseite kh2.dmsg-rlp.de oder per E-Mail an info@kh2.dmsg-rlp.de möglich. Eine Reservierung für den Vortrag am Freitag, 16. Mai, ist möglich unter dmsg-rlp.de/event/sozialrecht525/ Weitere Informationen zum Thema MS gibt es auf der Internetseite der DMSG unter dmsg-rlp.de/
Aktionstag „MS bewegt“
Ganz im Zeichen von Bewegung und Gesundheit steht der Aktionstag „MS bewegt“ am Samstag, 14. Juni, in der Rundsporthalle in Bingen. Aktivitäten wie Qigong, eine traditionelle chinesische Bewegungskunst, Rollstuhl- und Funktionstraining sowie Neuroathletik werden angeboten. Die Veranstaltung setzt ein Zeichen für Unterstützung und mehr Bewusstsein im Umgang mit der Erkrankung. Damit die Teilnehmer die Angebote stressfrei nutzen können, gibt es zwei Zeitslots: einen am Vormittag und einen am Nachmittag. Infostände wird es auch geben. Weitere Informationen und Anmeldung unter dmsg-rlp.de/event/msbewegt25