Beim Monzinger Unternehmen Renzmann und seinen 100 Mitarbeitern ist wieder Ruhe und Zuversicht eingekehrt, nachdem der traditionsreiche Maschinenbauer D. W. Renzmann Ende Oktober überraschend einen Insolvenzantrag stellen musste. Seit Februar hat die Firma nun einen neuen Besitzer und bekommt auch einen neuen Namen – das Unternehmen ist nun 100-prozentige Tochter der Unternehmensgruppe Rieckermann und wird künftig nur noch als Renzmann GmbH firmieren.
Ansonsten, berichtet Geschäftsführer Dominik Zimmermann, habe sich tatsächlich durch die neuen Weichenstellungen nicht allzu viel im Alltagsgeschäft geändert. Die Produktion der Reinigungsmaschinen und Lösemittel-Destillieranlagen für die Druckereibranche, die Verpackungsindustrie sowie die Farb- und Lackindustrie laufe uneingeschränkt und in vollem Umfang weiter – wie übrigens auch während der Insolvenzphase.
Insolvenz der Schwesterfirma war Auslöser
Renzmann war im Oktober laut Zimmermann vor allem deshalb in Schieflage geraten, weil eine in Dachau ansässige Schwesterfirma insolvent wurde, dadurch auch die Muttergesellschaft, eine Beteiligungsholding, kippte und sich letztlich die Banken aus der Gruppenfinanzierung zurückzogen. Damit war auch in Monzingen der Insolvenzantrag unvermeidlich geworden. „Die Insolvenz lag also vor allem an unserer Struktur“, betont er. Gleichzeitig verhehlt Zimmermann, der selbst seit März 2024 an der Spitze steht, natürlich nicht, dass Renzmann wie die gesamte Maschinenbaubranche mitten in einem Transformationsprozess steckt. In und nach der Coronazeit hatte das seit 1969 bestehende Unternehmen an Umsatz verloren.
Insolvenzverwalter war zuversichtlich
Allerdings hatte sich auch der vorläufige Insolvenzverwalter Jens Lieser schon im Oktober zuversichtlich geäußert, dass nach der Insolvenz eine nachhaltige Sanierung und ein Neustart gelingen werden. „Ich sehe bei Renzmann qualitativ hochwertige Produkte und weltweit nachgefragte Maschinen und Services. Renzmann hat gut gefüllte Auftragsbücher und ist im gesamten Geschäftsjahr 2025 durchfinanziert“, hatte er damals betont.

Mit Investor gäbe es gute Zukunftsprognosen trotz Insolvenz: D. W. Renzmann macht weiter
Monzingen. Die D. W. Renzmann Apparatebau GmbH, mittelständischer Maschinenbauer mit Sitz in Monzingen, hat am 24. Oktober beim Amtsgericht Bad Kreuznach einen Insolvenzantrag gestellt (wir berichteten).
Genauso ist es nun gekommen. Die in Hamburg ansässige Rieckermann-Gruppe war schon vorher Geschäftspartner von Renzmann. Sie vertreibt nach eigenen Angaben asienweit komplexe industrielle Produktions- und Prozesslösungen für verschiedene Industriebereiche. Dazu gehörten auch bisher schon die Reinigungsmaschinen und Destillieranlagen aus Monzingen. Rieckmann-Serviceteams kümmern sich vor Ort um die Apparate. Eine eigene Produktion hat Rieckermann jedoch nicht, die Wurzeln der Gruppe liegen in einer Handelsgesellschaft. Mehr als 750 Mitarbeiter, die außer am Hauptsitz in der Hansestadt weltweit in insgesamt 24 Büros und in 17 Ländern aktiv sind, zählt die Rieckermann-Gruppe.
Alle Beschäftigten sind an Bord geblieben
Nun gehören auch die knapp 100 Renzmann-Beschäftigten im Monzinger Gewerbegebiet dazu. Zimmermann ist stolz darauf, dass in der Insolvenzphase keiner aus dem Team von der Fahne gegangen ist – obwohl die gesuchten Fachkräfte die Chance dazu gehabt hätten. „Es ist sehr positiv, dass alle dabeigeblieben sind“, sagt der Geschäftsführer im Gespräch mit der Rhein-Zeitung, „das spricht auch für unsere Unternehmenskultur.“

Dazu, dass es gelungen sei, das qualifizierte Team komplett am Standort zu halten, habe vor allem beigetragen, dass es möglich gewesen sei, schnell eine glaubhafte Lösung zu entwickeln und den Beschäftigten deutlich zu machen, dass die Auftragslage grundsätzlich stabil und die Geschäftstätigkeit zukunftsfähig sei, sagt er. Inzwischen gibt es sogar schon wieder Stellenausschreibungen auf der Renzmann-Internetseite.

Die Mitarbeiter haben einen klassischen Betriebsübergang erlebt, bei dem die Arbeitsverträge und anderen Arbeitskonditionen unverändert fortgeschrieben werden. Die alte D. W. Renzmann GmbH wird nun abgewickelt, die neue Renzmann GmbH firmiert derzeit noch unter JR New Horizon Beteiligungsgesellschaft in Hamburg, als Mantelgesellschaft, soll aber in Bälde auf den Namen Renzmann umfirmiert werden.
„Wir sind frohen Mutes in die neue Zeit aufgebrochen.“
Renzmann-Geschäftsführer Dominik Zimmermann
Die Rieckermann-Gruppe sieht Vorteile für beide Seiten durch die Übernahme: Renzmann profitiere vom großen Netzwerk der Rieckermann-Gruppe im Bereich Verpackungsdruck und könne so seine Marktdurchdringung weiter ausbauen. „Mit Renzmann erweitern wir unser attraktives Portfolio um ein Traditionsunternehmen mit solider Substanz und weltweiter Nachfrage“, sagt Flynn Seidel, Beiratsmitglied der Rieckermann-Gruppe und Geschäftsführer der Beteiligungstochter JR New Horizons. „Mit unserem internationalen Netz an Rieckermann-Niederlassungen können wir die hochwertigen Waschmaschinen und Destillieranlagen noch besser am Markt verfügbar machen.“

Übrigens hat auch die insolvente Dachauer Schwesterfirma der alten D. W. Renzmann inzwischen einen Investor gefunden, sagt Zimmermann. Dass die Unsicherheitsphase in Monzingen nun ganz und gar überwunden ist, freut den Geschäftsführer und die Belegschaft: „Wir sind frohen Mutes in die neue Zeit aufgebrochen“, sagt er.