In der Prinzengasse übermalt Walter Brusius die Graffitis an der Wand des Modegeschäfts Bärtels
Mit Kunst die Schmierfinken in Bad Kreuznach abschrecken: Walter Brusius übermalt Graffitis
Der Bad Kreuznacher Künstler Walter Brusius übermalt und bemalt aktuell großflächig die Wand des Modehauses Bärtels in der Prinzengasse. Die Inhaber hoffen, dass dann die ständigen Schmierereien aufhören, die für viele Immobilienbesitzer seit Jahren ein großes Ärgernis sind. Fotos: Harald Gebhardt
Gebhardt

Der Bad Kreuznacher Künstler Walter Brusius übermalt und bemalt aktuell großflächig die Wand des Modehauses Bärtels in der Prinzengasse. Die Inhaber hoffen, dass dann die ständigen Schmierereien aufhören, die für viele Immobilienbesitzer seit Jahren ein großes Ärgernis sind.

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Mit Kunst gegen Schmierereien und Graffiti: Zumindest in der Gasse zum Neuruppiner Platz funktioniert das. Dort hat Walter Brusius eine Hauswand mit seiner Malerei verschönert. Am Neuruppiner Platz selbst ist der Künstler Rafael Gutierrez-Stienert tätig gewesen und hat das Trafohäuschen an der Ecke zum Platz hin mit Motiven der Bad Kreuznacher Brückenhäuser und des Schriftstellers Theodor Fontane, dem berühmtesten Sohn der Partnerstadt Neuruppin, bemalt.

Jetzt der nächste Versuch: Aktuell verschönert Brusius auch die Rückwand des Modehauses Bärtels in der Prinzengasse. Brusius spricht von einem „Panoramabild“. 25 Meter lang ist die Fassade, unten wird verputzt, obendrüber bis zu einer Höhe von etwa 2,50 Metern entsteht dann das Kunstwerk. Mehrere Wochen dürfte er damit beschäftigt sein, schätzt er und sieht es als „einmalige Gelegenheit an, ein so großes Bild zu malen“. Er versteht dies als „Herausforderung“, und es „macht Freude“. Es sei auch für ihn schön, in der Öffentlichkeit ein solches Kunstwerk zu schaffen und nicht allein im heimischen Atelier. Und auch die Leute freuen sich, ist er überzeugt, „Sie wollen auch eine schöne Stadt“, sagt Brusius und ergänzt: „Auch für mich ist es schön.“

Bärtels: Für das Image der Stadt

Auftraggeber Ulrich Bärtels will mit der (Kunst-)Aktion „die Schmierer bei der Ehre packen“. Denn, so Bärtels, „man sagt, dass Kunst nicht verschmiert wird“. Er hofft, dass die Sprayer das Kunstwerk künftig verschonen. An anderen Stellen klappe das ja auch. Die Berichterstattung darüber hätte für ihn auch den Nachschlag in der Bevölkerung, „dass so etwas begutachtet und kontrolliert wird“. Das verspricht er sich davon, wenn man die alten Schmierereien der künstlerischen Gestaltung gegenüberstelle. Ganz im Sinne all derjenigen, denen die Verschandlung der Kurstadt auf das Gemüt geht. „Es gibt noch Kreuznacher Menschen und Unternehmer, denen das Image der Stadt am Herzen liegt. Was wäre, wenn es diese Säulen der Gesellschaft nicht gäbe?“, so Bärtels.

Vorbild für andere Hauseigentümer

Michael Hübner, der selbst einige Immobilien in der Innenstadt besitzt, begrüßt die Aktion ausdrücklich und unterstützt das Engagement von Ulrich Bärtels: „Das ist eine tolle Idee.“ Vielleicht werde sie ja auch zum Vorbild für andere Hauseigentümer. In diesen Tagen wurde in dem Bereich wieder eine Wand beschmiert – doch die Stelle, die Brusius bemalt, wurde verschont. Es scheint also zu funktionieren, dass Kunst die Schmierfinken abschreckt.

Schon vor fünf Jahren haben Bärtels und Hübner auf das Sprayer-Unwesen in der Innenstadt aufmerksam gemacht. Doch das Problem ist nur schwer in den Griff zu bekommen. Hübner verzichtet darauf, Anzeige zu erstatten, weil das ohnehin kaum Erfolg habe. Erst einmal muss man dazu die Übeltäter erwischen. Hübner und Bärtels fordern deshalb mehr Präsenz und Kontrollgänge durch Ordnungsbeamte in der Innenstadt, gerade in den Abend- und Nachtstunden. Auch Videoüberwachung könnte Täter abschrecken, finden sie.

Solche Schmierereien sind Sachbeschädigung. Doch das Problem ist nur schwer in den Griff zu bekommen.
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Hübner würde auch eine Summe ausloben für Hinweise, die zur Ergreifung der Übeltäter führen. Er wäre bereit, bis zu 500 Euro dafür zur Verfügung zu stellen. Und er ist überzeugt, dass auch andere Hauseigentümer im Stadtzentrum mitmachen würden. Denn schließlich seien alle von den unsäglichen Schmierereien betroffen.

Bei Thomas Blechschmidt rennen die beiden mit ihrem Anliegen offene Türen ein. Auch dem Kreuznacher Bürgermeister sind die Schmierereien und die Vermüllung der Stadt ein Dorn im Auge. Er findet ebenfalls, die Ordnungsbeamten müssten mehr Präsenz zeigen. 95 Prozent der Bürger würden das wohl positiv bewerten, ist er überzeugt. Zuständig dafür ist zwar sein Stadtvorstandskollege Markus Schlosser, doch die Müll- und Sicherheitsproblematik sei permanent Thema im Stadtvorstand.

Forderung nach einer Videoüberwachung

Immer wieder gibt es, zum einen von politischer Seite, aber auch von Bürgern wie jetzt erneut von Bärtels und Hübner, die Forderung nach einer Videoüberwachung auf und im Umfeld von zentralen öffentlichen Plätzen. Doch dem stehen Datenschutzgründe entgegen.

Man könne da nicht einfach Kameras in der Stadt aufhängen, betonte Blechschmidt auch bei einer entsprechenden Anfrage im Kreuznacher Stadtrat. Er steht dem zwar grundsätzlich positiv gegenüber, sieht dabei aber zunächst einmal den Landes- und Bundesgesetzgeber gefordert, ein entsprechendes Gesetz auf den Weg zu bringen. Auf Bahnhöfen und Flughäfen sowie bei Großveranstaltungen wie jüngst der Fußball-Europameisterschaft sind Videoüberwachungen erlaubt. Blechschmidt hat in dieser Angelegenheit auch schon Kontakt zum Landesdatenschutzbeauftragen aufgenommen und will ihn in den Stadtrat einladen.

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