Trio aus dem Kirner Land fuhr Hilfstransport in die Ukraine
Mit gutem Gefühl im Gepäck zurück: Trio aus dem Kirner Land fuhr Hilfstransport in die Ukraine
Die Hilfsgüter aus dem Kirner Land sind in der Ukraine eingetroffen. Nun soll ein weiterer Transport organisiert werden. Foto: Sebastian Schmitt

Das Trio Björn Ottenbreit, Sven Schäfer und Mathias Vier, das sich Mitte November mit einem Hilfstransport auf den langen Weg in Richtung Ukraine aufgemacht hatte, ist gesund und mit einem guten Gefühl im Gepäck zurück im Kirner Land. Damit geht eine Reise mit vielen emotionalen Momenten zu Ende.

„Rund 4200 Kilometer haben wir in fünf Tagen absolviert“, berichtet Björn Ottenbreit aus Bruschied, der als Leiter der Interessengemeinschaft seine Fahrzeuge für den Transport zur Verfügung gestellt hatte. Eine Reise mit vielen Emotionen und unterschiedlichen Gefühlen beschreibt Sven Schäfer aus Hahnenbach seine Eindrücke nach dieser aufregenden Fahrt.

Mehr als drei Tonnen Hilfsgüter transportiert

Mit mehr als drei Tonnen Hilfsgütern in Form von Notstromaggregaten, warmer Kleidung, Hygieneartikeln für Erwachsene und Kinder, Lebensmitteln, Spielzeug sowie feuerwehrtechnischem Gerät machte sich das Trio am 17. November auf den Weg nach Czernowitz, eine 265.000-Einwohner-Stadt im Südwesten der Ukraine, die vom Krieg bisher weitgehend verschont geblieben ist. Über Österreich, Ungarn und Rumänien erreichte das Helferteam am frühen Morgen des 19. November die rumänisch-ukrainische Grenze, wo sie von Pfarrer Sergej, einem Freund des Trios, erwartet wurden.

Zwischenzeitlich hatten sich zwei weitere Transporter, prall gefüllt mit Lebensmitteln, in den Konvoi eingereiht. Eine weitere Hilfsorganisation um Pfarrer Addi sowie Firutsa, eine Mitarbeiterin des Vereins Open Hands Charity, begleiteten das Trio über die Grenze. Die Abwicklung am Grenzübergang verlief dank Sergej und der von Rebekka Ottenbreit vorbereiteten Zollpapiere reibungslos. Vorbei an einer mehr als 30 Kilometer langen Lkw-Schlange, die sich zur Ausreise bildete, erreichte der Hilfskonvoi das erste Tagesziel, ein Waisenhaus im Osten der Stadt.

„Die Bilder werden mir nicht so schnell aus dem Kopf gehen“, sagt Schäfer. „Doch genau hier waren wir richtig“, ergänzt Björn Ottenbreit, der bereits zum fünften Mal das Land mit Hilfsgütern bereist.

Mehr als 50 zum Teil schwerst behinderte Kinder, die in den vergangenen Monaten aus Waisenhäusern des Ostens der Ukraine evakuiert wurden, waren hier untergebracht. Außer zwei Kinderrollstühlen aus Merxheim und Hunderten Kilo Lebensmittel wurden auch die Weihnachtstüten von Martina Herrmann aus Kirn übergeben. „Es war ein richtig gutes Gefühl“, beschreibt Schäfer seine Emotionen nach der Reise.

Die Bilder werden mir nicht so schnell aus dem Kopf gehen.

Sven Schäfer

Nach der Verabschiedung am Waisenhaus und dem Versprechen wiederzukommen ging es quer durch die Stadt zu einem Warehouse, das eigens für das Team um Ottenbreit als Verteilerstation eingerichtet worden war. Hier wurden weitere Hilfsorganisationen um Pfarrer Sergej versorgt, der mit Kleintransportern die Hilfsgüter direkt zur Frontlinie bringt.

Weitere Hilfsgüter wurden Raisa und Ivanna Zatletska vom Ensemble Zernyatko in den Kleinbus geladen. Sie versorgen die Kiewer Feuerwehr und unterstützen eine Hilfsorganisation in der Stadt Kiew. Es wird umgepackt, und viele Hilfspakte werden mit der Post, die in der Ukraine noch funktioniert, im ganzen Land verteilt. Ebenso verteilt Viktor, ein Freund von Iryna Denys, Hilfsgüter im ganzen Land.

Er freute sich vor allem über mehr als ein Dutzend Notstromaggregate, die der Hahnenbacher Verein Freundeskreis für ukrainische Kultur und Volkskunst über Spenden finanziert und dem Trio mitgegeben hatte. Viktors Dankbarkeit war so überwältigend, dass er die Helfer aus dem Kirner Land am späten Abend im Hotel mit einem kürzlich aus dem Krankenhaus entlassenen Kriegsveteranen aufsuchte, und ihnen mehr als 40 Jahre alte Flasche Wodka schenkte, berichtet Schäfer. „Ich war den Tränen nahe“, sagt Mathias Vier. Nach einem Tag und einer Nacht in der Ukraine – ohne Luftalarm und sonstige Kriegsgeschehnisse – machten sich die drei auf den Heimweg.

Kontakt mit anderen Gruppen geknüpft

„Ich hoffe, dass wir weitere Gleichgesinnte oder Nachahmer für unsere Mission begeistern können, denn es wird nicht unsere letzte Fahrt in die Ukraine gewesen sein“, meint Ottenbreit. Eine Interessengemeinschaft aus Waldböckelheim erfuhr von der Tour; ein Austausch hat bereits stattgefunden.

Auch der Verein Open Hands Charity sucht nun den Kontakt ins Kirner Land. Ein Treffen soll im kommenden Januar organisiert werden. Open Hands kümmert sich um Waisenhäuser und Kinderheime unter anderem auch in Rumänien, und im Kirner Land hat man ja bereits Erfahrung.

Die Sammelaktion geht weiter

Mit Oliver Kohl, der Vierte im Bunde, der an der Tour aus beruflichen Gründen nicht teilnehmen konnte, soll in Hahnenbach weiter gesammelt werden. Jederzeit können Hilfsgüter in der Hahnenbachstraße 62 abgegeben werden. Für den nächsten Hilfstransport wird Folgendes benötigt: Thermo-Unterwäsche, warme Kleidung und Socken, Mützen, Handschuhe, Kerzen (auch Kerzenreste), Taschenlampen, Batterien, Powerbanks, Gaskocher mit Kartuschen, Verlängerungskabel, Wechselrichter von 220 auf 12 Volt, Thermoskannen und -becher, Elektroheizungen (Radiatoren oder Gebläse), Notstromaggregate, Hämmer, Nägel, Äxte, Beile, Benzinmotorsägen und Kunststofffolien für Fenster.

Darüber hinaus sind Spenden auf das Konto IBAN DE54 5605 0180 0010 1501 00 bei der Soonwaldstiftung „Hilfe für Kinder in Not“ unter dem Stichwort „Ukrainehilfe-Kohl“ willkommen.

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