Der Stadtfotograf stellt aus
Michael Schneiders Bad Kreuznacher Ansichten
Michael Schneider ist der zehnte Stadtfotograf. Jeder, der die ehrenamtliche Aufgabe übernimmt, hat eine eigene Handschrift, so die Erfahrung von Stadtarchivarin Franziska Blum-Gabelmann.
Christine Jäckel

Der Stadtfotograf dokumentiert die Nahestadt ein Jahr lang aus seiner Sicht. Welche Eindrücke Michael Schneider in den vergangenen 12 Monaten gesammelt hat, zeigt eine Ausstellung im Haus der Stadtgeschichte.

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Von Mai 2024 bis Mai 2025 hat Michael Schneider als ehrenamtlicher Stadtfotograf Bad Kreuznach in den Blick, oder in den Fokus seines Objektes genommen. Eine Auswahl der Aufnahmen, die während seines Fotografenjahres entstanden sind, kann man in einer Ausstellung im Haus der Stadtgeschichte bis zum 8. August sehen.

Der Besuch von Ministerpräsident Alexander Schweizer auf der Pfingstwiese gehört zu den Ereignissen im Jahreslauf der Stadt, die Michael Schneider dokumentiert hat.
Michael Schneider

Bildkompositionen mit der Kamera

Das Projekt Stadtfotograf lässt dem jeweiligen Akteur viel Spielraum, grobe Vorgabe sind die Dokumentation von Ereignissen in der Stadt, von Personen, Gebäuden oder dem Stadtbild. „Jeder ehrenamtliche Fotograf macht das mit seiner eigenen Intention, so wie er die Aufgabe interpretiert“, erklärt Stadtarchivarin Franziska Blum-Gabelmann. Michael Schneider, der mit seiner Familie in Roxheim wohnt, ist Autodidakt in der Fotografiekunst und arbeitet im Hauptberuf in der Informationstechnologie. 1980 hat er seine erste Spiegelreflexkamera gekauft, die Fotografien für das Stadtarchiv sind mit einer digitalen Spiegelreflexkamera entstanden. Bildkompositionen schafft Michael Schneider mit seiner Kamera, hält Stadtarchivarin Blum-Gabelmann fest.

Dieses Foto zeigt eine typische Kreuznacher Ansicht aus der Neustadt.
Michael Schneider

Von den 1500 Fotos, die er während des Fotografenjahres gemacht hat, kommen 16 von ihr ausgewählte Bilder in die Präsentation. Zum Teil sind die Fotografien bearbeitet: Mit Tönungen hat Schneider beispielsweise bei einer Aufnahme des Stadtteils Bad Münster eine entrückende Stimmung erzielt. Ein anderer Schwerpunkt war für ihn die Dokumentation der Verfassung des städtischen Bildes, jenseits des Postkartenidylls. Dabei hat er auch Verfall oder Verwahrlosung in den Blickpunkt gerückt. „Es ist sicher interessant zu sehen, welche Entwicklung Bad Kreuznach da nimmt“, sagt Schneider, der sich schwerpunktmäßig zuletzt mit Porträt- und Peoplefotografie beschäftigte. „Es hat für mich den Anschein, dass er die Gebäude ansieht wie Personen, die ihren eigenen Charakter haben, dass er sie mit genauer Betrachtung aufnimmt“, erläutert Blum-Gabelmann.

Kunstvoll inszeniert hat Michael Schneider diesen Altglascontainer in der Van-Recum-Straße. Er will aber auch Fingerzeige für die Pflege des Stadtbildes geben.
Michael Schneider

Ästhetik im Hässlichen sichtbar machen

Dabei gelingen Michael Schneider besondere Aufnahmen wie die Ansicht eines Müllcontainers in der Van-Recum-Straße, den er mit seinen rostigen Gebrauchsspuren zu einem Objekt mit eigener Ästhetik stilisiert. „Das Schöne im Hässlichen zu sehen, das Besondere im Alltäglichen, das ist Kunst“, skizziert Blum-Gabelmann die individuelle Handschrift Schneiders. Aufnahmen hat er außerdem vom höchsten Fest der Kreuznacher, dem Jahrmarkt, gemacht, vom Besuch des ehemaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck oder auch vom Umzug der städtischen Verwaltung in das neue Rathaus am Kornmarkt. Michael Schneider ist der zehnte Stadtfotograf. „Das Projekt ist deshalb so interessant, weil man immer Persönlichkeiten hat, die mit ihrem eigenen Blick auf Bad Kreuznach durch die Stadt gehen und fotografisch dokumentieren. Wenn sich das jemand in 50 Jahren einmal vornimmt, hat man eine serielle Quelle, da wird man sehr viel Veränderung sehen“, erläutert Blum-Gabelmann.

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