Wer übernimmt das GZ Glantal?
Meisenheimer Unternehmer: Sofortiger Stopp des Verkaufs
Das Gesundheitszentrum Glantal soll verkauft werden. Bis zum Sommer will der jetztige Träger, das Landeskrankenhaus, Vollzug melden.
Roswitha Kexel

Die Unternehmer der Region rund um Meisenheim sind in Sorge. Der Träger des Gesundheitszentrums Glantal, das Landeskrankenhaus, will die Klinik verkaufen. Gegen diese Pläne regt sich Widerstand. 

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Die Zukunft des Meisenheimer Krankenhauses, dem Gesundheitszentrum Glantal (GZG), beschäftigt weiter die Öffentlichkeit. Diese Woche hatte der Träger, das Landeskrankenhaus, erklärt, dass der geplante Verkauf bereits bis zur Sommerpause unter Dach und Fach gebracht werden könnte und zum Beginn des Jahres 2026 der neue Träger das Ruder übernehme. Ebenso teilte der Träger mit, dass das Betriebsergebnis 2024 einen Gewinn von 1,7 Millionen Euro ausweise. 

Nun meldet sich erneut die Unternehmergruppe aus der Region zu Wort, die bereits Ende April, nach dem Bekanntwerden der Pläne des Landeskrankenhauses, das GZG verkaufen zu wollen, publik wurden, dieses Ansinnen scharf kritisiert hat. Zu der Gruppe gehören Michael Groß (Inhaber des Gebäudetechnikherstellers IGM in Medard), Silvia Martin (Möbel Martin, Meisenheim), Rainer Kressmann (Niehoffs Vaihinger Fruchtsaft GmbH, Lauterecken), Sabine Bittmann (Bito, Meisenheim), Achim Hehl, Geschäftsführer von KOB, ein international führender Hersteller von medizinischen Textilien mit Sitz in Wolfstein. Ihre größte Sorge: der Verlust der medizinischen Grundversorgung in der Region, der eine veritable Schwächung des Wirtschaftsstandortes darstellt.

Die Unternehmergruppe fordert ein k lares Bekenntnis der Landesregierung zum Erhalt des Standorts Meisenheim sowie ein sofortiges Moratorium für den Verkauf, bis eine umfassende öffentliche Debatte und Bewertung erfolgt ist. Das kommt nicht von ungefähr: Von der Landesregierung war zu dem geplanten Verkauf noch kein Wort in der Öffentlichkeit zu hören. Immerhin steuerte das Land 2014 28 der 42 Millionen Euro zum Bau bei. Eine Anfrage im Landtag von CDU-Mann Helmut Martin vom 1. Mai zu diesem Thema blieb bis Freitagmittag unbeantwortet, die Antwortfrist ist mit Beginn des Samstags abgelaufen.

„Die aktuelle Situation darf nicht zu vorschnellen Entscheidungen führen. Stattdessen braucht es kreative, verantwortungsvolle Lösungen für eine zukunftsfähige Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum“, fordert die Gruppe und signalisiert Gesprächsbereitschaft. Letztere hatte Landeskrankenhaus-Geschäftsführer Alexander Wilhelm vergangene Woche ebenso signalisiert. Einem Dialog steht offenkundig nichts mehr im Weg.

„Zentrale Strukturen nicht durch einen Trägerwechsel gefährden“

Eine Notwendigkeit für den Verkauf sehe die Gruppe derzeit nicht. Der Gewinn, den das GZ gemacht habe, mache die Pläne wenig nachvollziehbar. Stattdessen sollten die „Entscheidungsgründe transparent offengelegt werden“. Die Gründe für den Verkauf hatte Wilhelm wie folgt erläutert: Das GZ mit seiner Ausrichtung als klassisches Krankenhaus passe nicht ins Portfolio und sei nach Umsetzung der Krankenhausreform nicht mehr wirtschaftlich für das Landeskrankenhaus, das eher auf Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik ausgerichtet sei, zu betreiben.

Die Gruppe um die Unternehmer aus den Kreisen Bad Kreuznach und Kusel verweisen auf die Wichtigkeit des Erhaltes des Krankenhauses, das überregionale Bedeutung habe. Das neurologische Komplettangebot dort sei einzigartig, das sektorenübergreifende Versorgungskonzept erfolgreich. Zudem sei die angegliederte Pflegeschule ein wichtiges Ausbildungszentrum. „Der Standort für Notarztversorgung mit über 1000 Einsätzen pro Jahr – Diese Strukturen sind zentral für die Region und dürfen durch einen Trägerwechsel nicht gefährdet werden“, formuliert man in dem Schreiben.

Auch spricht man einen weiteren kritischen Punkt an. „Seit dem politischen Beschluss zum Neubau im Jahr 2010 wurden rund 28 Millionen Euro Steuermittel in das GZG investiert. Ein Verkauf ohne Rückzahlung dieser Mittel oder politische Rückendeckung für den Standort wäre aus Sicht der Interessengemeinschaft nicht nur verantwortungslos, sondern wirft auch Fragen hinsichtlich des Umgangs mit öffentlichen Geldern auf“, kritisiert man.

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