Kolumne Kreuznacher Kreis-Lauf
Mangelware: Gelder, Fahrradständer und Rollstuhlplätze
Was die Menschen aus der Region in dieser Woche so alles erleben, sehen und erfahren konnten ...
Markus Kilian

Spitzen und Notizen aus dem Kreis Bad Kreuznach, gesammelt von Markus Kilian

Z u wenig Einnahmen, zu viele Pflichtaufgaben: Der diesjährige Haushalt des Kreises Bad Kreuznach ist nicht nur – Überraschung! – nicht ausgeglichen, sondern auch Anfang Mai noch immer nicht genehmigt. Zu den Pflichtaufgaben der Kreistagsmitglieder gehört es daher, sich immer wieder mit dem Zahlenwerk zu beschäftigen.

Wer kann sich das leisten?

Nun hat man also zähneknirschend doch die Kreisumlage von 47,2 auf 48 Prozent erhöht, wohl wissend, dass es damit den Ortsgemeinden an den Kragen beziehungsweise an die Knete geht. Aber auch der Kreisstadt: Für sie bedeutet die Erhöhung Mehrabgaben von schlappen rund 600.000 Euro, dabei kämpft sie bekanntlich selbst mit tiefroten Zahlen in der Etatplanung. Um es positiv zu formulieren: 600.000 Euro weniger, um die sich bei der Verteilung gestritten werden kann! Auch die Mandatsträger im Sitzungssaal der Kreisverwaltung haben offenbar keine Lust mehr auf den Streit mit der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD), dem dauernden Moralapostel und Spielverderber für den engagierten Kreiskämmerer Daniel Bauer. Daher soll vom Land endlich mehr Geld kommen – notfalls per Klage – , statt den Ehrenämtlern in den Gemeinden den Spaß an der Kommunalpolitik mehr und mehr zu verhageln. „Wie wollen Sie den Bürgern vor Ort erklären, dass auch der letzte Rasenmäher nicht gekauft werden kann?“, fragte etwa Thomas Bursian (FDP). Sollen die ehrenamtlich Engagierten aus schierer Verzweiflung gar noch in die eigene Tasche greifen müssen? Da erinnerte sich Andrea Manz (Grüne) mit einer Portion Sarkasmus an einen Satz, den ihr Vater sie lehrte: „Ehrenamt muss man sich leisten können.“ Das wäre doch zu schade!

Wer kann das reparieren?

Grünen-Politikerin Andrea Manz ist schon vor Weihnachten aufgefallen, dass ein Haltering des Fahrradständers bei der Kreisverwaltung abgebrochen war. Auch heute liegt er noch neben dem Eingang.
Markus Kilian

Wie klamm es um die Kreiskasse steht, lässt sich offenbar gar am Fahrradständer vor dem Kreisverwaltungsgebäude ablesen. Woher der Verdacht? Wie Fahrradfan Andrea Manz – diesmal eher mit Resignation als Sarkasmus – berichtet, ist noch vor Weihnachten ein Haltering vom Metallgestell abgebrochen (ob es sich dabei um denselben Tag handelt, an dem der Haushalt beschlossen wurde, ist nicht bekannt). „Ich habe ihn neben den Eingang gestellt“, erzählt die Politikerin, die regelmäßig mit dem Fahrrad in die Salinenstraße fährt. Und heute? Der Haushalt ist immer noch ein Problem, und auch der Fahrradhaltering steht dort kaum verändert, ist inzwischen nur ins Blumenbeet gewandert und dort schon leicht eingewachsen.

Der Fahrradständer vor der Kreisverwaltung ist nicht selten mit Fahrrädern überladen.
Markus Kilian

„Ich denke jedes Mal: Der ist ja immer noch da!“, sagt Manz und meint: „Das ist symptomatisch für die Kreisverwaltung. Ich sehe es als Zeichen der Zeit.“ Vielleicht könnte man auf dem Fahrradhaltering ja kleine Zierblumen pflanzen, schlägt sie mit einem Augenzwinkern vor. Na, das wäre doch mal originell! Dann aber bitte nicht vergessen, den Fahrradträger trotzdem zu erweitern, denn viel Platz für Fahrräder ist dort in der Regel nicht.

Wer kann mitfahren?

Und wir bleiben bei Rädern und kommen zur Frage: Wie barrierefrei ist die Kommunalverkehr Rhein-Nahe? Das fragte FDP-Mann Bursian den KRN-Chef Uwe Hiltmann und dessen Kompagnon Marco Remy, Fahrplankoordinator vom Rhein-Nahe-Nahverkehrsbund (RNN), der erwiderte: „Jeder Bus ist niederflurig, es gibt keine Hochflurbusse mehr. Und in jedem Bus sollte eine Rollstuhlbeförderung möglich sein.“ Wie Hiltmann erläuterte, ist man mit Behindertenverbänden ein- bis zweimal im Jahr im Austausch, es gebe Schulungstage. „Wir laden Rollstuhlfahrer zu uns auf den Hof ein, um Busse durchzuchecken. Die sind alle nach Norm gebaut, aber es gibt Hinweise, der eine ist besser zu nutzen als der andere.“ Was schwierig bleibt: Eine größere Gruppe an Menschen mit Rollstühlen oder Rollatoren in einem Bus zu transportieren, denn in der Regel ist nur ein Platz pro Fahrzeug dafür vorgesehen. Mit Blick auf den demografischen Wandel nimmt die Zahl der Rollhilfen zu, meint auch der KRN-Geschäftsführer. „Mein Gefühl sagt mir: Wir müssen noch flexibler werden, als wir schon sind.“ Klar: Auch die besten barrierefreien Busse nützen wenig, wenn es die Haltestellen so gar nicht sind. Aber das ist eine andere Baustelle.

Wer kann das verputzen?

Die Mitarbeiter der Seniorenresidenz Felkebad erhielten von Vadirito-Eisdielen einen Glückstaler. Die ein Kilogramm schwere Eistorte ist ein Zeichen der Anerkennung für die wertvolle Arbeit.
Heidi Watson

Da ist es doch gleich viel schöner, wenn man selbst zu Hause bleiben kann und die Gäste den Weg auf sich nehmen. So wie Geschäftsführer Niklas Heblich und Gesellschafter Stefan Pallesch von den Vadirito-Eisdielen. Sie haben die Vadirito-Glückstaler-Tour in die Seniorenresidenz Felkebad nach Bad Sobernheim gebracht, wie das Haus mitteilt. Die Glückstaler-Tour ist eine Aktion, um Pflegekräften für ihre wertvolle Arbeit zu danken. Bei den Talern handelt sich derweil um stolze ein Kilogramm schwere Eistorten, die es zu verputzen gilt. Die Überraschung ist gelungen: Residenzleiterin Marietta Heiler-Eckes hatte ihre Mitarbeiter im Speisesaal für eine wichtige Übergabe einbestellt. Da dachte wohl niemand an Eistorte. Tja, häufig kommt es eben anders, als man denkt. Und das ist doch ganz gut so.

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