Ferdinand Frieß, Jahrgang 1940, ist in Bad Kreuznach geboren und aufgewachsen. Als Kleinkind hat er den Krieg erlebt, die Bombenangriffe auf die Stadt im Luftschutzkeller. Der Großvater, zu dem er eine enge Beziehung hatte, vermittelte ihm eine klare Haltung gegen Krieg und Gewalt: „Nie eine Waffe in die Hand, du bleibst der Bub, der ruhig bleibt und für den Frieden kämpft und für das Glück der Menschen.“ Diesem „Sag nein“-Auftrag ist Frieß bis heute treu geblieben und hat ihm sein künstlerisches Schaffen gewidmet.
Bilder klagen an und sind unbequem
Die meisten seiner großformatigen Bilder sind, bei aller ästhetischen Geschlossenheit, nichts, was man sich als Wandschmuck fürs traute Heim aussucht, denn sie klagen an, sind unbequem. Dass sie als Dekoration eher ungeeignet sind, verleiht Frieß‘ Malerei ein Gütesiegel: Seine Bilder sollten – als Botschafter und Mahner für den Frieden – in Museen und öffentlichen Gebäuden zu sehen sein. Das Exponat etwa, das die Besucher der Ausstellung empfängt, zeigt eindrücklich die Brutalität kriegerischer Auseinandersetzungen, von denen auch immer die Zivilbevölkerung betroffen ist.
Ferdinand Frieß geht in seinen Darstellungen auf viele Facetten der Kriegsführung ein, wie den systematischen Einsatz von sexueller Gewalt, Propaganda und Lügen. In einer Installation mit Licht und Ton wird sein Bild einer Söldnertruppe präsentiert, die auf gespenstische Weise faszinierend wirkt. Bar jedes individuellen und damit auch menschlichen Zuges entfaltet der Aufmarsch der Krieger-Klone beklemmende Wucht.
Naturschutz und Umwelt sind ein Anliegen
Ein Anliegen ist ihm auch der Schutz von Natur und Umwelt. Eines der größten Formate in der Ausstellung, die 18 Bilder umfasst, zeigt einen Bären beim Fischfang. Für den Bären gab es ein Foto als Vorlage, das Frieß bei einer Kanadareise selbst aufgenommen hat. In der künstlerischen Umsetzung hat er die archaische Kraft des Raubtieres als Gegenbild zum Raubbau des Menschen an natürlichen Ressourcen inszeniert.
Die aktuelle Situation verleiht dem Bären als dem russischen Wappentier noch eine ganz andere Bedeutung. Frieden schaffen mit Kunst und Malen gegen das Vergessen, das sind zwei Leitlinien im Werk von Frieß, der lange beruflich als selbstständiger Goldschmied gearbeitet hat. Danach studierte er Malen und Zeichnen ab 2001 an der Europäischen Kunstakademie in Trier.
In der Werkschau im Kunstverein zeigt er auch zwei Bilder zur Verfolgung und Vernichtung der Juden im Nationalsozialismus. Ein Berg von Teddybären vor einem der beiden Gemälde lässt wieder Assoziationen zu aktuellen Bildern von Kindern aufkommen, die auf der Flucht vor den russischen Angriffen in der Ukraine sind. Im zweiten Bild hat Frieß sich als kleiner Bub selbst porträtiert, der an der Hand seines Großvaters spazieren geht und sich dabei über die vermeintlich lustigen roten Fähnchen mit dem Hakenkreuz freut.