Wissenschaftler begleiten
Mainzer Staatstheater im Corona-Modellprojekt: Wissenschaftler begleiten Kultur im Innenraum
Im Staatstheater gibt es Kultur unter wissenschaftlicher Betreuung. Foto: Gisela Kirschstein
Gisela Kirschstein

Mainz. Mit wie vielen Zuschauern im Innenraum ist Kultur sicher? 100 Personen sind derzeit in Rheinland-Pfalz in Innenräumen bei Kulturveranstaltungen zugelassen, ab dem 18. Juni werden es 250 sein – doch im Mainzer Staatstheater dürfen derzeit schon bis zu 350 Menschen gleichzeitig eine Vorstellung besuchen. Der Grund ist: Das Staatstheater Mainz ist Teil eines Modellprojekts, bei dem erprobt wird, wie Kultur auch in Pandemiezeiten sicher erlebbar gemacht werden kann.

Das Modellprojekt sollte eigentlich schon im Frühjahr 2021 starten, doch die dritte Corona-Welle verhinderte den Start; nun erhielt das Staatstheater grünes Licht vom Land. Durch das Modellprojekt solle „Kultur wieder unter sicheren Rahmenbedingungen erlebbar gemacht werden“ – seit 3. Juni 2021 dürfen deshalb im Großen Haus 350 und im Kleinen Haus 170 Besucher Platz nehmen.

Das Theater hat sich dafür mit der Universitätsmedizin Mainz zusammengeschlossen und kooperiert mit dem Landesuntersuchungsamt Rheinland-Pfalz und dem Gesundheitsamt Mainz-Bingen. Mainz werde so „zur Modellkommune für Kultur in Rheinland-Pfalz“, freute sich Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD), die Zusammenarbeit zwischen Staatstheater und Universitätsmedizin könne wertvolle Erfahrungen bringen. „Mit den bei diesem Modellprojekt gesammelten Erfahrungen bieten wir Kulturschaffenden eine Perspektive für Kunst und Kultur in Zeiten einer Pandemie“ – Mainz könne „ein Musterbeispiel für das ganze Land werden.“

Im Modellprojekt stehen die nun stattfindenden Vorstellungen unter besonderen Hygienestandards: Nicht nur die gelernten AHA-Regeln, sondern auch andere Aspekte wie besondere Wegeführungen, Lüftungskonzepte, Reinigungspläne sowie strikte Platzzuweisung an die Besucher machten die Vorstellungen sicher, betont man beim Staatstheater. Das Konzept sei bereits 2020 gemeinsam mit der Universitätsmedizin Mainz entwickelt worden, diese werde auch die aktuelle Umsetzung prüfend begleiten und bei Bedarf anpassen.

„Endlich wieder für unsere Besucher da sein zu können und das zu tun, was unsere größte Kompetenz ist, nämlich Theater in all seinen Facetten zu zeigen, erfüllt mich mit großer Begeisterung“, sagt Staatstheater-Intendant Markus Müller. Gleichzeitig freue er sich „auf die wissenschaftlichen Erkenntnisse des Projektes und die Chancen, die uns diese großartige Kooperation bietet“. Medizin und Kultur müssten keine Gegensätze sein, gemeinsame kulturelle Erlebnisse könnten „sehr wertvoll sein, um über den Pandemiealltag hinaus eine wohltuende Erweiterung des Horizonts oder einfach eine Ablenkung von Problemen und Ängsten zu ermöglichen.“

Eine wichtige Rolle bei dem Modellprojekt spielt zudem die eigene Teststation des Staatstheaters: Gleich neben dem Großen Haus, im früheren „Haus des Deutschen Weins“ eröffnete das Theater vor einigen Wochen diese Station, nun testen die Mainzer Malteser hier Theaterbesucher, aber auch jeden, der gerade Bedarf für einen Bürgertest hat. In den Theatervorstellungen sind nur negativ getestete Personen oder vollständig Geimpfte/Genesene zugelassen.

Die Besucher werden zudem direkt im Anschluss an und bis zu 14 Tage nach der Vorstellung gebeten, Feedback über die Situation während der Veranstaltung sowie über mögliche Infektionszeichen zu geben. „Sollten im Nachgang Covid-19-Fälle auftreten, so werden diese virologisch untersucht, um mögliche Übertragungswege eruieren zu können“, heißt es weiter. Ziel der Modellstudie sei es zu zeigen, dass Veranstaltungen unter den gesetzten Hygienestandards sicher seien.

Von Gisela Kirschstein

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