Mit Passion und Pragmatismus
Lüttger will den Hattrick in der VG Rüdesheim schaffen 
Seit 2009 führt der Christdemokrat Markus Lüttger (58) die Verbandsgemeinde Rüdesheim. Der Verwaltungsfachmann will vor allem für Professionalität und Bürgernähe stehen.
Markus Schmidt

Am Sonntag, 29. Juni, hofft Markus Lüttger, amtierender Bürgermeister der Verbandsgemeinde Rüdesheim, auf eine gute Wahlbeteiligung und natürlich auf ein gutes Ergebnis für sich. Der Christdemokrat stellt sich damit zum dritten Mal einer Urwahl. 

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Am kommenden Sonntag haben die Bürger der VG Rüdesheim die Wahl: Sie bestimmen, wer in den nächsten acht Jahren ihr Bürgermeister sein wird. Seit 2009 ist der Christdemokrat Markus Lüttger in dieser Position – und er bewirbt sich jetzt für eine dritte Amtszeit. „Die dritte und die letzte“, sagt der 58-jährige Diplom-Verwaltungswirt und schmunzelt.

Schon zwei Mal in Urwahl gewählt

Es ist auch die dritte Urwahl für Lüttger, der unter den Amtskollegen im Kreis der dienstälteste ist. Politik und Verwaltung sind für den gebürtigen Bockenauer, der seit Langem in Roxheim mit seiner Familie lebt, ohne Professionalität und Bürgernähe nicht denkbar. Und die Bilanz seiner beiden Amtszeiten zeigt, dass er mit diesen Grundsätzen in der Praxis sehr erfolgreich ist. Die Rüdesheimer Verwaltungseinheit mit ihren 32 Ortsgemeinden ist schuldenfrei, steht auf einem soliden finanziellen Fundament.

Das ermöglicht unter anderem, die Umlage für die Dörfer auf landesweit rekordverdächtig niedrigem Niveau zu halten, und freiwillige Leistungen, die Kindern, Jugendlichen und Senioren zugutekommen, zu finanzieren. Markus Lüttger verfolgt oft einen pragmatischen Kurs, wenn es darum geht, was die Aufgaben einer Verwaltung sind. So hat er ein Projekt Seniorenwohnen umgesetzt, auch wenn er grundsätzlich der Auffassung ist, dass die öffentliche Hand nicht alles machen soll. Der Bedarf war da, die VG hatte die Mittel: Das passte.

Herausforderungen: Ärztliche Versorgung und Mobilität

Die Herausforderungen für die ländlich geprägte VG mit einer Fläche von rund 197 Quadratkilometer sieht der Kommunalpolitiker vor allem bei der ärztlichen Versorgung und bei der Mobilität. Deshalb will er mit der Sozialstation Nahe einen Wochenend-Bereitschaftsdienst anbieten, wie es ihn schon einmal gab. Damit hätten vor allem die Einwohner der stadtfernen Dörfer eine Alternative, wenn es um die Versorgung kleiner Notfälle geht. In Sachen Mobilität schweben ihm die Einführung eines Car-Sharing-Modells und der Ausbau von E-Ladestationen vor. Das könnte in mehreren Ortsgemeinden und mit einem Partner umgesetzt werden, als Ergänzung zum ÖPNV.

Das Thema Radwege bringt ihn wieder zu seinem Prinzip, etwas zielorientiert anzugehen. „Wir könnten doch mal die norddeutsche Variante wählen und einfach eine Radspur durch eine Linie auf der Straße schaffen, mit Fahrradsymbol, einfach mal weg von den ganzen Regeln“, so Lüttgers Idee zur Realisierung kurzer Verbindungsstücke ohne den Riesenaufwand an Grunderwerb, Planung und Bauen. Seit Langem schon können die VG-Einwohner samstags ins Bürgerbüro der Verwaltung kommen. Als Erweiterung, insbesondere für ältere Bürger, schwebt ihm das Konzept eines mobilen Bürgerbüros vor.

Von der Windkraft sollen alle profitieren

„Das ließe sich vielleicht mit dem Sparkassen-Bus gemeinsam umsetzen“, ist seine Idee. Mit der ihm eigenen Energie und Überzeugungskraft hat er auch den Solidarfonds für die Windkraft durchgesetzt. „Wir haben uns für die Ausweisung von Windkraftstandorten entschieden, um die Entwicklung steuern zu können. Wenn wir das nicht gemacht hätten, könnten die Anlagen theoretisch überall entstehen. Und wenn sie auf Privatgrund gebaut werden, auch ohne dass die Anwohner, sprich die Allgemeinheit, etwas davon haben“, erläutert Lüttger. Viele Gemeinden, die keine großen Einnahmequellen haben, müssen knapsen, um ihren Aufgaben nachkommen zu können.

„Die können es sich nicht leisten, dieses Geld liegenzulassen“, unterstreicht Lüttger. Auch sein Mitbewerber, der Waldböckelheimer Sozialdemokrat Helmut Schmidt, setzt auf die Windkraft, insbesondere weil die Gemeinde den Bau einer Großkita vor der Brust hat. Für die Gemeinden, die häufig durch Vorgaben von Bund und Land vor großen Herausforderungen stehen, ist der Verwaltungschef Lüttger ein allzeit passionierter Streiter. Zuletzt erfolgte geräuschlos die Übernahme der Betriebsträgerschaft der VG für die Gemeindekitas. Drei Urwahlen sind eine Seltenheit und kräftezehrend, trotzdem gibt es für Markus Lüttger keine andere Option als die Politik. „So lange es positiver Stress ist“, ergänzt er und schmunzelt wieder.

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