Kein Döner mehr und keine saubere Wäsche? Der Löwensteg als wichtige Verbindung für die Fußgänger und Radfahrer aus den Wohngebieten im Süden der Stadt hat ausgedient. Gesperrt ist er bereits seit Dezember. Der in die Jahre gekommene Eisengittersteg soll in der Nacht von Freitag auf Samstag, 6. auf 7. Juni, abgerissen werden. Für das türkische Restaurant „Tugra Grill“ Ecke Bahnstraße/Mannheimer Straße und den Waschsalon City Wash gegenüber des Hauses der Stadtgeschichte ist das ein echtes Problem.
Abdulkerim Ikiz ist sauer. Der Chef des Tugra Grills hat sich bereits an die Stadtverwaltung gewandt, weil er einen Kundenrückgang von 20 Prozent hat, wie er sagt. „Vorher war alles gut. Aber jetzt kommen die Kunden aus der Kreuznacher Diakonie nicht mehr und auch weniger Schüler.“ Verwunderlich ist das wohl nicht: Fußgänger, Rollstuhlfahrer und Radler müssen alle den Umweg über die Ochsenbrücke in Kauf nehmen. „Das machen nicht alle“, ärgert sich Ikiz.
„Wenn das so weiter geht, muss ich zumachen.“
Inhaber des Döner-Restaurants „Tugra-Grill“, Abdulkerim Ikiz
Für ihn sei das eine existenzielle Frage. „Wenn das so weiter geht, muss ich zumachen“, sagt er. Nicht nur habe er bereits mit seinem Vermieter gesprochen, ob man ihm mit der Miete entgegenkommt. Er hat sich auch an die Stadtverwaltung gewandt. Vom Amt für Wirtschaftsförderung bekam er eine E-Mail: „Es tut uns sehr leid, dass es in Ihrem Geschäft zu Umsatzeinbußen wegen der Brückensperrung kommt“, schreibt ihm eine Mitarbeiterin. Und schlägt vor, dass Ikiz ihr Fotos schicken soll, wo seiner Ansicht nach ein Hinweisschild auf sein Restaurant angebracht werden könnte. „Das Schild soll ich aber bezahlen“, beschwert sich der Döner-Chef. Das sei ihm zu teuer, wo eh schon weniger Geld in der Kasse sei. Ikiz glaubt auch nicht, dass dadurch mehr Kunden kommen. Das Problem liege an anderer Stelle: „Sie müssen ja auch wieder über die Ochsenbrücke zurück, wenn sie hier sind“, sagt er. Und daran scheitere es auch, vor allem bei Rollstuhlfahrern.
Dass die Stadtverwaltung ihm Poller an die Seite seines Restaurants gestellt hat, macht für ihn die Sache nur noch ärger. Damit soll der höhengleiche Gehweg von der Straße abgetrennt werden, damit Rollstuhlfahrer mehr Sicherheit haben. „Jetzt kommen die Rollstuhlfahrer nicht mehr, dann können die Poller auch weg. Das wäre gut, damit Kunden dort kurz ihr Auto parken können, die Bestellungen abholen“, erklärt Ikiz. Doch die Stadt würde nicht handeln, wirft er der Verwaltung vor. „Wenn das so weitergeht, nehme ich einen Kredit auf und baue die Brücke selbst“, sagt er mit einem Augenzwinkern – und einer gehörigen Portion Frust.

Auch die Inhaberin des Waschsalons City Wash, Alena Ayverdi, ist empört. Im Juni vergangenen Jahres hat sie den Salon mit Kiosk eröffnet – weil Kreuznach noch keinen Waschsalon hatte und die Kurstadt genügend Einwohner zählt, dass mit einem Bedarf gerechnet werden kann. Auch ihr bot die Stadt an, ein Schild auf Eigenkosten anzubringen, auch sie lehnte ab – ebenfalls mit Verweis auf die Flaute in der Kasse. Um bis zu 20 Prozent ist ihr Umsatz zurückgegangen, sagt sie. Vor allem die Laufkundschaft im Kiosk fehlt. Wie es weitergeht? Achselzucken. „Erst einmal bleibe ich.“

Des einen Leid, des anderen Freud: Die alteingesessene Messer- und Scherenschleiferei von Inge Seebauer in der Baumgartenstraße hat dafür alle Hände voll zu tun. Weil die Passanten wegen des gesperrten Löwenstegs über die Ochsenbrücke gehen müssen, kommen potenzielle Kunden aus dem Südteil der Stadt zwangsläufig an ihrem Laden vorbei. So beschert der gesperrte Löwensteg Inge Seebauer mehr Laufkundschaft. „Die Sperrung des Löwenstegs ist für viele ärgerlich, für mein Geschäft ist sie aber gut“, sagte sie schon wenige Wochen nach dem Aus für die Brücke gegenüber dieser Zeitung.