Der Start ins Leben ist im Fall von Frühgeborenen eine besondere Herausforderung. Darauf macht der Weltfrühgeborenentag am 17. November aufmerksam. Die Geschichte von Lilli und Paul zeigt, wie wichtig die Unterstützung von Pflegepersonal und Ärzten ist, wie eine Pressemitteilung zeigt.
Nach einer komplikationslosen Schwangerschaft musste plötzlich alles ganz schnell gehen. „Ich kam wegen eines Ziehens im Bauch ins Krankenhaus. Schnell war klar, dass Lilli über die Nabelschnur nicht mehr ausreichend versorgt wird“, erklärt Mama Eva Hemmes, selbst Ärztin in einer Kinderarztpraxis. Drei Monate vor dem errechneten Geburtstermin wurden die Zwillinge Lilli und Paul mit einem Gewicht von 650 Gramm und 960 Gramm per Notkaiserschnitt geholt. Zusammen wiegen sie weniger als ein normal entwickeltes Kind in der 33. Schwangerschaftswoche allein.
„Uns war bewusst, dass unsere Zwillinge viel zu früh kommen werden. Trotzdem waren wir von der ganzen Situation letztendlich überrumpelt. Es war ein großes Glück, dass wir trotz aller Turbulenzen über jeden Schritt ganz genau informiert wurden“, erzählt Papa Florian.
Spezielle Weiterbildungen
Das Diakonie-Krankenhaus gewährleistet die Versorgung für Neugeborene jeden Reifealters. „Als Perinatalzentrum Level 1 sorgt unser Team der Intensivabteilung aus einem Oberarzt der Neonatologie, mehreren Assistenzärzten und insgesamt 31 Pflegekräften mit langjähriger Erfahrung und speziellen Weiterbildungen für eine optimale Behandlung“, heißt es. Pflege- und Ärzteteam arbeiteten eng und rund um die Uhr zusammen, erklärt Nicole Maurer, Stationsleitung der Kinderstation.
„Mir als Vater wurde alles genau erklärt. Alle waren sehr entspannt und haben diese Ruhe auch ausgestrahlt“, sagt Florian Hemmes. Nach der Geburt ging es beiden Kindern den Umständen entsprechend gut. Sie erhielten die erste Zeit eine Atemunterstützung, aber zeigten einen eigenen Atemantrieb und wurden über eine Magensonde ernährt. Beide waren gut entwickelt, da sie bereits vor der Geburt eine Spritze zur Lungenreife bekommen hatten und schnell selbstständig atmen konnten. Nachdem Eva Hemmes nach drei Tagen wieder entlassen wurde, verbrachten die frisch gebackenen Eltern jeden Tag im Krankenhaus.
Morgens begann der Tag mit einem Anruf aus der Klinik. Und auch darüber hinaus hatten die Pflegekräfte Ideen, um die Zeit in der Klinik zu überbrücken: Fußabdrücke der Kinder wurden gestempelt und jeder Gewichtsmeilenstein mit Luftballons und Wimpelketten gefeiert. „Egal wie kompliziert es war oder wie viel auf der Station los war, wir konnten jederzeit unsere Kinder sehen, sie streicheln, füttern oder auf den Bauch legen. Wir haben von den Pflegekräften und Ärzten viel lernen können und Berührungsängste komplett verloren“, berichtet das Ehepaar. Im Jahr 2021 kamen im Diakonie-Krankenhaus 30 Kinder mit einem Gewicht von weniger als 1500 Gramm zur Welt, 19 hatten sogar ein Gewicht weniger als 1250 Gramm, heißt es im Pressetext.
Viele Wochen Intensivstation
Heute kann das Ehepaar mit einem Lächeln sagen, dass diese Zeit sehr schwer war, aber die Menschlichkeit und Fürsorge des Personals die Situation viel erträglicher gemacht hat. Nach elf Wochen Intensivstation und zwölf Tagen auf der Kinderstation durfte die Familie eine Woche vor dem errechneten Geburtstermin endlich nach Hause.
Dort hat sich der Alltag langsam eingependelt: Es wird viel gekuschelt, fleißig getrunken und auch das Zunehmen klappt gut. Paul wiegt heute 5600 und Lilli 3900 Gramm. Beide haben ihr Gewicht ungefähr versechsfacht. Dennoch merkt man auch heute noch, dass es Frühchen sind: „Unser Alltag besteht aus vielen Arztbesuchen und unterstützenden Angeboten wie Physiotherapie. Bei der Nachsorge werden wir von einer Intensivkrankenschwester der Diakonie begleitet, die die Kinder beide kennt und zu uns nach Hause kommt. Dieses Betreuungsangebot ist wirklich super. Wir genießen die Familienzeit sehr. Manchmal wird einem erst im Nachhinein bewusst, was man alles geschafft hat“, fassen die glücklichen Eltern zusammen.