Plädoyer für Leitkultur
Dafür legte der Christdemokrat, der sich dem konservativen Flügel der Partei zurechnet, nach seinem Eintreffen ohne weitere Aufwärmzeit los und warb für ein Thema, das vielen schon als gut abgehangenes und wenig fruchtbares Debattenmodell um die Zuwanderung gilt: die Leitkultur. Amthor, der Jura studiert hat und seit 2017 im Bundestag sitzt, klammert den wenig erfolgreichen Verlauf des Leitkulturdiskurses nicht aus, ist aber überzeugt, dass eine Wiederaufnahme sich positiv auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt auswirken würde.
„Patriotismus und Heimat gehören in die Mitte unserer Gesellschaft“, sagt Amthor und gibt auch hier gern den unmodernen Wertebewahrer. Ihm sei durchaus klar, dass er mit diesen Themen nicht zuallererst den Beliebtheitspreis in den Medien bekomme. Wichtig sei aber, Position zu beziehen. Zur AfD und ihrer Wählerschaft hält er sich relativ bedeckt. Das Amthor'sche Erklärungsmodell für den Aufstieg der Rechten geht über das Standard-Analyse-Mantra nicht hinaus: Die Menschen im Osten hätten die Rechtspopulisten nicht gewählt, weil sie davon überzeugt seien, dass sie ihre Probleme lösen könnten, sondern aus Protest, weil sie sich als Verlierer und von den Volksparteien nicht mehr verstanden fühlten.
Die heimatbezogene Innenpolitik mit Zielen wie Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse sieht Amthor dabei als Ansatz, mit dem die Volksparteien wieder punkten könnten. Der Flügelpolitiker setzt auf Mutmach-Sprüche, die gut bei denen ankommen, denen weltpolitische Krisen und ihre Auswirkungen Angst machen. „Wir haben deshalb im Bundestag ein Fachkräfteeinwanderungsgesetz beschlossen. Dann kommen nämlich die richtigen Leute zu uns“, liefert Amthor Logikfreies, aber Beruhigendes zum Feierabend.
Wählerfang rechtsaußen
Philipp Amthor liebt den Vergleich von Politik und Fußball, daher, um im Bild zu bleiben: Er kann nicht nur Verteidiger, er kann auch Stürmer. „Wir müssen uns trauen zu sagen, dass es hier gesellschaftliche Erwartungen gibt“, will er nach Rechtsaußen versprengte CDU-Wählerschäfchen wieder einfangen. Und legt gern noch eine Schippe drauf: „Für uns gehören Härte und Humanität zusammen.“
Eine markige Aussage, die von der Mehrheit des Auditoriums mit Applaus quittiert wird. Amthor muss sich aber von einem Zuhörer auch fragen lassen, ob ihm bewusst sei, dass die Menschen, die jährlich zu Hunderten im Mittelmeer ertrinken, ihre Heimat nicht ohne Not verlassen haben.