Hennweiler
Lebhafte Debatte über geplanten Solarpark in Hennweiler
Sehen die großen Solaranlagen in der kleingliedrigen Kulturlandschaft des Nahelands kritisch: Rüdiger Schmit (links) und Dieter Kissel.
Robert Neuber

Zu einer kritischen Betrachtung der geplanten Solaranlagen hatte die Bürgerinitiative zur Erhaltung der Kulturlandschaft Hennweiler geladen. In der alten Schule kam es zu einem regen Austausch, auch Befürworter meldeten sich lautstark zu Wort.

Lesezeit 3 Minuten

Es ist politisch beschlossen: Die erneuerbaren Energien sollen ausgebaut werden. Weil es hier etwas langsam zur Sache ging, wurden administrative Barrieren abgebaut. Und so kommt es nun zu immer mehr Anfragen aus den Kommunen des Landes. Doch es gibt auch immer mehr Widerstand. Wie in Hennweiler.

Für Dieter Kissel, der vor einigen Jahren aus Rheinhessen nach Hennweiler gezogen ist, zerstört die dort geplante Solaranlage die wunderschöne Kulturlandschaft der Gemarkung. Mit der „Bürgerinitiative zur Erhaltung der Kulturlandschaft Hennweiler“ lud er nun den ebenso kritischen Kellenbacher Rüdiger Schmit zum Vortrag ein. Bauingenieur Schmit war lange Jahre in der Kreisverwaltung für die amtliche Bauaufsicht verantwortlich, und er erinnert sich schmunzelnd daran, dass er Ende der 1980er-Jahre das erste Windrad des Landkreises bei Hundsbach baurechtlich genehmigte. Dafür wurde er von den frühen Grünen als Naturzerstörer beschimpft – „und zwar mitten in der Kreuznacher Fußgängerzone“.

In der alten Schule Hennweiler wurde lebhaft über die geplanten Solar-Anlagen diskutiert. Die einen sehen darin eine Zerstörung der Kulturlandschaft, die anderen eine ökonomische Chance für den Ort.
Robert Neuber

Schmit fasste in der alten Schule Hennweiler zusammen, was aus seiner fachlichen Perspektive alles gegen die Solarpark in Hennweiler spricht. Aber es gab auch lebhaften Widerspruch, was nicht verwundert, denn die Gemeinde will ja von der Anlage wirtschaftlich profitieren. Hier setzte ein erster Kritikpunkt von Schmit an: Es werde immer eine verlockende Summe genannt, die in die Kasse der Gemeinde fließen werde – es werde aber nie in Rechnung gestellt, dass eben diese Einnahmen zu einer Minderung der Schlüsselzuweisungen führen würden. Am Ende blieben für das Dorf ein paar tausend Euro – und ob sich dafür die Verschandlung der Kulturlandschaft lohne, das sehe er eben sehr kritisch.

Aus dem Publikum kam hier jedoch der Einwand, dass sich die Kulturlandschaft seit Jahrhunderten verändere, und genau das geschehe nun auch. Daran gewöhne sich der Mensch, das sei normale Evolution.

Bürgermeister Michael Schmidt zeigte im September 2023, wo die geplante Solarpark-Anlage von Hennweiler geplant ist.
Robert Neuber

Auch Schmits Hinweis, dass großflächige Solaranlagen sich ökologisch schädlich auswirkten, wurde widersprochen. Er berichtete davon, dass er sich bestimmte Großanlagen im Osten Deutschlands angeschaut habe, darunter sei alles verdorrt gewesen. Das Kontra aus dem Saal verwies auf regionale Anlagen, unter denen es aktuell herrlich grün blühe. Ja, so Schmit, das liege eben daran, dass es kürzlich so heftig geregnet habe. Die Anlagen und ihre Einzäunung sorgten aus seiner Sicht für eine Minderung der Biodiversität, die eben durch die über Jahrhunderte gewachsene lokale Kulturlandschaft gewährt sei.

Erst Netze und Speicher, dann Solarparks

Es werde in den Projektierungen auch nie die Besiedlungsdichte berücksichtigt. Es sei nun einmal etwas anderes, auf großen Flächen in Spanien oder Frankreich solche Anlagen zu planen, wo die Bevölkerungsdichte weit geringer sei als hierzulande.

Es werde, so Schmit, in Deutschland gerade der zweite vor dem ersten Schritt gegangen: Es müssten zunächst Netzfähigkeit und Speicherkapazitäten geschaffen werden, denn die Erzeugung erneuerbarer Energien reiche aktuell schon aus. So seien im Juni 2023 nur 19 Prozent des eingespeisten Öko-Stroms verbraucht, 81 Prozent aber ins Ausland geleitet worden, so sein Beispiel. Hinzu komme, dass man die entsorgten Solarmodule nicht vernünftig recyclen könne. Gerade sei ein mit Alt-Modulen beladenes Schiff von Thailand wieder nach Deutschland zurückgeschickt worden. Für das Recycling dieser Module, so Schmit, zahle man 20 Euro pro Tonne – und bekomme am Ende nur einen Euro pro Tonne heraus.

Klappt es in ferner Zukunft mit dem Rückbau?

Skeptisch gesehen wird auch die Regelung der Rückbau-Modalitäten. Die projektierenden Firmen gäben die Genehmigungen als Geschäftsmodell weiter, und zwar an Firmen,die überhaupt keine Solvenz nachweisen könnten. Inwiefern hier dann Geld für einen Rückbau vorhanden sein wird, das sei fraglich. letzten Endes bleibe es dann eben am Bürger und Steuerzahler hängen. Eine Bürgerin wies energisch darauf hin, dass fachjuristische Expertise notwendig sei, aber die habe es nicht gegeben.

Aus dem Publikum kam dennoch die Forderung, nun eben in Sachen Erneuerbare Energien voranzugehen. Schließlich habe man alle Kernkraftwerke abgeschaltet, betreibe wieder die Kohlekraftwerke. Der nächste Bürger polterte wiederum dagegen: „Wir machen mit diesen hässlichen Anlagen unser ganzes Land kaputt, das ist eine Katastrophe.“

Die Meinungen gehen offenkundig auseinander...

Top-News aus der Region