Debatte um Kirner Freibad
„Laute Jugendliche gab es schon vor 30 Jahren“
Das Personal des Jahnbads hat vernünftig deeskalierend agiert, so sieht es Stadtwerke-Chef Jochen Stumm. (Archivbild)
Sebastian Schmitt

Die Debatte um die Vorfälle im Kirner Freibad wurde nun im Rat der Verbandsgemeinde fortgesetzt. Jochen Stumm, Leiter der Stadtwerke, hält die in sozialen Medien kolportierten Aussagen über störende Jugendliche für übermäßig dramatisiert.

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Im VG-Rat nahmen sowohl Bürgermeister Thomas Jung als auch Stadtwerke-Chef Jochen Stumm am Donnerstagabend Stellung, was die in den sozialen Medien kolportierten Vorfälle im Kirner Freibad betrifft. Es war ja von einer Gruppe junger Männer mit Migrationshintergrund gesprochen worden, die sich so störend verhalten haben sollen, so dass diverse Gäste das Bad verließen. Es wurde auch kritisiert, dass sich das Personal nicht gegen die jungen Männer durchgesetzt habe.

Kritik an Gewaltaufrufen

Stadtwerke-Geschäftsführer Jochen Stumm erklärte im VG-Rat, die Beiträge in den sozialen Medien hätten aus seiner Sicht „jeglicher Vernunft entbehrt“. Denn laute Jugendliche seien im Freibad nun einmal normal, das „hat es in den Bädern schon vor 30 oder 40 Jahren gegeben. Nur Handys gab es halt damals nicht.“ Damit spielte Stumm darauf an, dass sich nach den ersten Postings auf Facebook viele andere meldeten und die Situation vor Ort dramatisierten. Ganz besonders schlimm fand Stumm, dass es offene Gewaltaufrufe gab, also gefragt wurde, ob sich andere einer Gruppe anschließen würden, die bei den vermeintlichen Störern mal für Ordnung sorgen würde: „Das sind tiefe Abgründe, offenbar hat man nichts aus der Vergangenheit gelernt.“ Stumm wies energisch darauf hin, dass das Badepersonal vernünftig gehandelt habe. Und die Mitarbeiter hätten kürzlich auch an einer Deeskalationsschulung teilgenommen. Der Betreuer habe ihm per E-Mail attestiert, dass die von ihm ausgebildeten Mitarbeiter des Jahnbads sich als Team, „sehr professionell“ gezeigt hätten.

Auf Gäste aus Kirchberg gehofft

Bürgermeister Thomas Jung bedauerte, dass das Kirner Bad ausgerechnet zum Tag der Eröffnung in ein derart schlechtes Licht gerückt worden sei. Das Kirchberger Freibad habe wegen Personalmangel den Betrieb eingestellt, und dort habe man durchaus „hingeschielt“ und gehofft, dass einige Gäste nach Kirn kämen.

Er habe gleich am nächsten Morgen mit dem Badepersonal gesprochen. Was er dort gehört habe, klang eben weniger dramatisch als das, was abends zuvor auf Facebook berichtet worden war. Demnach habe es vor Ort keinen echten Anlass gegeben, ein Hausverbot auszusprechen. Dem Personal dürfe vertraut werden: Wer sich wirklich danebenbenähme, der fliege raus. Die kritisierten Jungs hätten zwar mit Ballspiel und Sprüngen vom Beckenrand den Einspruch des Personals provoziert, doch sie hätten sich ansprechbar gezeigt und hätten sich dann auch an die Vorgaben gehalten.

Beschwerde von Gästen mit Migrationshintergrund

Auf Facebook hatte es dann auch Kritik eines jungen Besuchers mit Migrationshintergrund gegeben. Nämlich dass man von einer Besucherin aggressiv bedroht worden sei: „Geht weg, bevor ich euch aufs Maul haue.“ Da habe man „natürlich“ mit der Frau diskutiert, denn man habe sich diskriminiert gefühlt. Man werde häufig einfach bedroht, nur weil man „nicht deutsch genug“ aussähe: „Solche Situationen passieren leider öfter.“

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