Langenlonsheim
Landesregierung rudert zurück: Nur 1000 Flüchtlinge nach Langenlonsheim

Der Eingang zum Firmengelände des früheren Automobilzulieferers Delphi in Langenlonsheim

Dieter Ackermann

Langenlonsheim. Die rot-grüne Landesregierung korrigiert ihre Pläne zu Flüchtlingsunterbringung in Langenlonsheim. In den Gebäuden des früheren Automobilzulieferers Delphi sollen nun nur noch bis zu 1000 Flüchtlinge untergebracht werden.

Von unserem Redakteur Harald Gebhardt

Auch auf den Aufbau von Zelten auf dem Gelände soll verzichtet werden. Das bestätigte Landeskoordinator Detlef Placzek am Dienstagmittag gegenüber unserer Zeitung. Das ganze ist eine Übergangseinrichtung – für wie lange, steht aber noch nicht fest. Bislang war dort eine Erstaufnahmeeinrichtung für bis zu 3000 Menschen vorgesehen.

Placzek hatte sich zuvor bei einem Rundgang mit Ortsbürgermeister Bernhard Wolf (Freie Liste), Verbandsbürgermeister Michael Cyfka (CDU) und dem Bad Kreuznacher Kreisbeigeordneten Hans-Dirk Nies (SPD)einen Eindruck von der Situation in Langenlonsheim verschafft. Seinen Empfehlungen ist die Landesregierung dann gefolgt. Placzek betonte aber, diese Entscheidung sei unabhängig von der Größe der Einwohnerzahl von Langenlonsheim gefallen. „Darauf können wir bedauerlicherweise keine Rücksicht nehmen, weil dies uns der große Zustrom an Flüchtlingen nicht erlaubt.“ Seit dem 5. September habe das Land an die 14 000 Flüchtlinge in Erstaufnahmeneinrichtungen untergebracht.

Die Einrichtungen müssten bei der großen Anzahl der Flüchtlinge eine gewisse Größe haben, sonst sei dies für die ehrenamtlichen Kräfte der Hilfsorganisationen nicht zu bewältigen. Ausschlaggebend für seine Empfehlung an die Landesregierung seien die örtlichen Gegebenheiten gewesen: So grenze das vorgesehene Firmengelände unmittelbar an ein Wohngebiet, direkt dahinter liege zudem ein Bahngelände. Mitte nächster Woche soll die Einrichtung den Betrieb aufnehmen. Vorher werde es eine Bürgerversammlung geben, kündigte Placzek an.

Für Langenlonsheim ist das Erreichte zwar nicht das Wunschergebnis, aber „ein großer Schritt in die richtige Richtung“, erklärte Wolf. „Wir haben es geschafft, die Anzahl der Flüchtlinge, die hierher kommen, von bis zu 3000 auf unter 1000 zu reduzieren.“ Sein Wunsch wäre eine Größenordnung von 250 gewesen, doch angesichts der Situation sei ihm klar gewesen, dass dies ein Wunsch bleiben würde. Er ist überzeugt, dass seine Gemeinde auch jetzt noch vor einer großen Herausforderung steht, „aber mit 3000 Flüchtlingen wäre das nicht zu machen gewesen“.
Cyfka zeigte sich froh darüber, „dass die Landesregierung in dieser Frage zurückgerudert ist“. Grundsätzlich seien auch 1000 Flüchtlinge immer noch sehr viel für eine Gemeinde wie Langenlonsheim, Ministerpräsidentin Malu Dreyer habe ihm gegenüber aber klar gemacht, dass die Zahl 900 fix sei, darunter nichts gehe. Von einem Aufbau von Zelten auf dem Außengelände habe man aber Abstand genommen. „Das ist auch gut so“, erklärte Cyfka.

Seit am Sonntag bekannt wurde, dass in der 4000 Einwohner großen Nahegemeinde Flüchtlinge in große Zahl untergebracht werden, ist in den sozialen Netzwerken und in der Politik eine heftige Diskussion darüber entstanden. Sie wird immer mehr auch zum Thema des bevorstehenden Landtagswahlkampfes. „Solch eine Unterbringung muss durchdacht sein. Man gewinnt aber immer mehr den Eindruck, dass Rot-Grün hier nicht mit kühlem Kopf agiert, sondern eher unkoordiniert als durchdacht vorgeht“, kritisiert die Vorsitzende der Landes-CDU, die heimische Abgeordnete Julia Klöckner. Allein die Informationspolitik sei der Sache nicht angemessen. „Wie kann man rund 3000 Plätze für Flüchtlinge an einem Ort mit nur rund 4000 Einwohnern planen? Und das dann noch ohne den Bürgermeister, den Verbandsbürgermeister oder den Landrat vorher einzubeziehen? Das kann man nicht vom theoretischen Tisch aus der Staatskanzlei heraus einfach anordnen. Ich lade die Ministerpräsidentin ein, sich mit uns die Situation vor Ort anzuschauen, damit nicht erst wieder Entscheidungen getroffen werden, die nachher korrigiert werden müssen“, so Klöckner.

Gisela Sbrisny, langjährige Kommunalpolitikerin und Ehrenbürgerin der Gemeinde, betonte, dass sie nichts gegen Flüchtlinge habe, „doch rund 3000, das ist eindeutig zu viel und hier nicht händelbar. Schon 1000 Flüchtlinge sind für Langenlonsheim zu viel, denn die Infrastruktur ist dafür keinesfalls vorhanden“.

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