Betrachtet man sich die Fotos von der Wahlparty von Neu-OB Emanuel Letz im Bonnheimer Hof am Sonntagabend, sieht man nur jubelnde Menschen. Hier wird frenetisch gefeiert, dort wird sich überschwänglich zugeprostet. Kein Wunder: Einen derartig überragenden Wahlsieg gab es bei den Freien Demokraten in Bad Kreuznach noch nie.
Selbst der stets gefasst wirkende FDP-Fraktionschef Jürgen Eitel war kaum wiederzuerkennen: So gut gelaunt hat man den Grandseigneur der Nahe-Liberalen selten gesehen. Einer, der den größten Grund gehabt hätte, ekstatisch zu feiern, schaut auf den meisten Bildern dagegen meist ungläubig. Die Belastung der zurückliegenden Tage merkt man dem 45-jährigen Bosenheimer Letz auch im Sieg an.
„Die Nacht war kurz, ich war schon die letzten zwei Tage fix und fertig, das muss ich ehrlich zugeben“, erzählt Emanuel Letz dem Oeffentlichen Anzeiger am Morgen nach dem Wahlsieg. Dem hohen Tempo, dem Dauereinsatz der vergangenen Wochen musste er bereits am Sonntagabend Tribut zollen. Während das Team Letz in der Kaiserremise feierte, strich der Sieger früh die Segel und verließ seine eigene Wahlparty.
Die Höhe des Wahlsieges (mit 62,4 Prozent) kam für ihn dabei völlig überraschend. „Dass es so deutlich ausfällt, hätte ich nicht gedacht.“ Die Gründe dafür? Letz spekuliert: „Es gibt nicht nur den einen Grund. Wir haben gemeinsam einen super Wahlkampf gemacht, sicherlich haben die Wähler auch honoriert, dass ich ein Bad Kreuznacher bin.“ Bei einem solch klaren Sieg muss es doch aber auch am Kandidaten insgesamt gelegen haben, oder? „Ja, ich denke auch, dass ich bei den Leuten sehr gut ankam.“
Während die Liberalen jubeln, beginnt bei der CDU rund um OB-Kandidatin Sabine Drees das Wundenlecken.CDU nach Wahlpleite gnadenlos enttäuscht
Glückwünsche gab es bereits von FDP-Generalsekretär Volker Wissing, CDU-Vorsitzende Erika Breckheimer habe angerufen, SPD-Parteichef Günter Meurer habe schriftlich gratuliert, ebenso Landrätin Bettina Dickes. „Mein Handy stand bereits gestern nicht mehr still.“ Den Montag nutzte Emanuel Letz, um die ganzen Gratulationen zu beantworten. Einige hätten ihn als neuen OB auch schon zu Veranstaltungen eingeladen. Da bremst Letz aber: „Ich bin noch kein Oberbürgermeister. Schon allein aus Respekt vor Dr. Kaster-Meurer halte ich mich da zurück.“ Den FDP-Stadtverbandsvorsitz wird Letz übrigens niederlegen.
Glücklich ist Jürgen Eitel. „Ich ging von einem Sieg aus. Er hatte schließlich einen Vorsprung. Trotzdem hat mir die Wahlempfehlung der anderen Parteien Sorgen bereitet. Ich habe in den letzten Tagen viel gerechnet“, blickt Eitel zurück. Das Rechnen war spätestens ab Sonntag, 18 Uhr, überflüssig.