Zwischen den Zeilen zu entnehmen seine Vermutung, dass da Steuergeld verschwendet wird. Rouven Ginz (Mandel), stellvertretender VG-Wehrleiter Rüdesheims, sagt zur aktuellen Kritik an der Masse: "Ja, das muss so sein! Aber: Es fahren immer nur so viele Kräfte wie benötigt an die Einsatzstelle.“
Benachbartes Wohnhaus gefährdet
Zur Vorgeschichte: Zu den aus noch unbekannter Ursache brennenden Gartenhäusern waren mehrere Einheiten aus der VG Rüdesheim an die Spabrücker Straße „Rödchen“ ausgerückt – dichte, schwarze Rauchwolken über dem Soonwald wiesen den Aktiven schon von Weitem den Weg. Um 11.34 Uhr hatte die Leitstelle die Wehren aus Spabrücken, Hergenfeld, Allenfeld und Bockenau sowie Wehrleitung, Einsatzzentrale und Führungsstaffel alarmiert.
Die rasch an der Einsatzstelle eintreffende Wehr aus Sparbrücken meldete den Vollbrand der Hütten, es bestand die Gefahr des Übergreifens auf ein angrenzendes Wohnhaus. Daraufhin wurde die Alarmstufe auf „Brand 3“ erhöht.
Ob beim Gartenhausbrand in Spabrücken, der Gleitschirmflieger-Rettung am Rotenfels oder parallel eintreffendem Notarzt und Rettungshubschrauber an einer Unfallstelle: Mich beruhigt es, wenn ich sehe, wie dicht unser Netz an ehren- und hauptamtlichen Helfern gewoben ist.Kommentar zur Einsatzmasse der Feuerwehr in Spabrücken: Es geht um den Lückenschluss
Somit rückten zusätzliche Atemschutzträger aus Wallhausen, ein Tanklöschfahrzeug aus Rüdesheim und eine Drehleiter aus Stromberg an. Mehrere Angriffstrupps löschten unter Atemschutz, und kontrollierten über die Drehleiter das Dach des Wohnhauses. „Durch den schnellen und umsichtigen Einsatz der Wehren konnte der Schaden an den Gartenhäusern begrenzt werden“, heißt es in der Pressemitteilung der VG-Feuerwehr. Die 35 Kräfte unter Leitung Heiko Zucks brauchten gut eineinhalb Stunden, um den Brand zu löschen und letzte Glutnester zu beseitigen. DRK und Polizei waren ebenfalls vor Ort. Am Nachmittag kontrollierte die Spabrücker Wehr den Brandort ein weiteres Mal, musste aber nicht mehr eingreifen.
Ein immenser, gar zu großer Aufwand für zwei Gartenhäuser? „Zwischen 250- und 300-mal werden die Feuerwehren in der VG Rüdesheim jedes Jahr alarmiert“, antwortet Rouven Ginz auf die Kritik, und er ergänzt: „Sie arbeiten die gesamte Bandbreite jeglicher Hilfe-Ersuchen ab, vom Mülleimerbrand über die Tragehilfe für den Rettungsdienst, der Befreiung eingeklemmter Unfallopfer aus Fahrzeugwracks bis hin zur Rettung von Menschen bei Bränden.“ Ginz selbst erreichte der Alarm auf seiner Arbeitsstelle in Mainz, 49 Kilometer oder gute 45 Minuten von Rüdesheim entfernt. Zu weit weg, um wirksam mithelfen zu können, Leib und Leben sowie Hab und Gut zu schützen. „Sind genügend Kräfte da, die direkt ausrücken und helfen können?“ Diese Frage sei grade tagsüber für die Verantwortlichen der Feuerwehren elementar wichtig, „auch für mich. Daher haben wir für alle Eventualitäten vorgeplant.“
600 Ehrenamtliche in 31 Einheiten
Vor diesem Hintergrund zwölf Fahrzeuge zu brennenden Gartenhäusern schicken? „Ja“, bekräftigt er, „solange sich nicht mehr Mitbürger ehrenamtlich in den Feuerwehren engagieren!“ In 31 freiwilligen Feuerwehren der VG Rüdesheim leisteten momentan rund 600 Aktive ihren Dienst – ehrenamtlich, mit Ausnahme der vier sie unterstützenden hauptamtlichen Gerätewarte im Rüdesheimer Dienstleistungszentrum Feuerwehr und Katastrophenschutz. Diese 600 Aktiven gingen in der Regel tagsüber ihren Berufen nach, meistens nicht an ihren Wohnorten. Somit stünden sie zwischen 6 und 18 Uhr für Einsätze oft nicht zur Verfügung, gibt Ginz zu bedenken. Daher müsse man tagsüber bei bestimmten Lagen mehrere Feuerwehren gleichzeitig alarmieren, um wirksame Hilfe leisten zu können. Denn der Gesetzgeber schreibe vor, dass der kommunale Aufgabenträger innerhalb von acht Minuten eine solche „wirksame Hilfe“ gewährleisten müsse. „Und so kann es vorkommen, dass auch mal 18 Einsatzwagen ausrücken“, erklärt Ginz.
Helfen statt mit Handy filmen
Würde sich jeder, der könnte, in seiner Heimatfeuerwehr engagieren und nicht nur zuschauen, wie die Feuerwehr mit zwei Männern/Frauen im Fahrzeug vorbeifährt oder, statt das lodernde Feuer mit der Smartphonekamera zu filmen, zum Gartenschlauch greifen, wäre allen geholfen: den Hilfe suchenden Bürgern und den Feuerwehren, so Rouven Ginz: „Von daher sind mir Freitag um 11.34 Uhr oder Dienstagmorgen um 10.15 Uhr zwölf oder noch mehr Feuerwehrfahrzeuge lieber als gar keines.“