Fahrplanverantwortlicher Rhein-Nahe-Nahverkehrsverbund reagiert auf Kritik an Linien und Fahrtzeiten der neuen Kommunalverkehr Rhein-Nahe
Kritik der Fahrgäste hält an – RNN reagiert und gibt zwei Ziele vor: Fahrgäste gewinnen und Schulen bevorzugen
Mit dem Start der neuen Busgesellschaft KRN am 17. Oktober setzte auch die Kritik der Fahrgäste an Linien und Zeiten ein. Jetzt reagiert der Rhein-Nahe-Nahverkehrsverbund, der den Fahrplan für die KRN erstellt. Foto: Markus Kilian (Archiv)
Markus Kilian

Seit Wochen melden sich Fahrgäste der Kommunalverkehr Rhein-Nahe (KRN) beim „Oeffentlichen“ zu Wort und kritisieren teils heftig die Fahrzeiten und Linienführungen der neuen Verkehrsgesellschaft, die am 17. Oktober mit den ersten Buslinien startete und am 2. November den Schülerverkehr aufnahm.

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Nun kommt der Rhein-Nahe-Nahverkehrsverbund (RNN) mit Sitz in Ingelheim zu Wort. Er koordiniert den Gesamtfahrplan der KRN in den Kreisen Bad Kreuznach und Mainz-Bingen. Hier einige Stichworte des RNN:

Zur KRN: Über die Verkehrsleistung der KRN (quantitativ und qualitativ) entscheiden die für den ÖPNV zuständigen Aufgabenträger, also die seit 1999 im RNN zusammengeschlossenen Kreise, die Stadt Mainz und das Land.

Zur Gesetzeslage: Im neuen rheinland-pfälzischen Nahverkehrsgesetz von 2021 seien die Verantwortlichkeiten der Verkehrsverbünde definiert. Aufgaben: Marketing, Einnahmeaufteilung, Tarife und der Fahrplan für Rheinhessen-Nahe. Der RNN habe im ÖPNV somit eine Vermittlerrolle inne. Die Details würden im Vertrag zwischen Kreisen und Verkehrsunternehmen festgehalten.

Zum Busverkehr: 2022 gab es große Veränderungen im ÖPNV Rheinhessen-Nahe. Mit erheblicher finanzieller Unterstützung der Aufgabenträger, also der Kreise und Kommunen sowie des Landes und vor dem Hintergrund der politisch gewünschten Verkehrswende, solle das regionale Busnetz auch im Sinne der Daseinsvorsorge ausgebaut werden. Bereits zum 1. April wurde ein Teil des neuen ÖPNV-Konzepts im Mainzer Umland eingeführt, gefolgt zum 1. August vom Kreis Birkenfeld inklusive Stadtverkehr Idar-Oberstein und zum 17. Oktober in den Kreisen Mainz-Bingen und Bad Kreuznach mit deren dazugehörenden Stadtverkehren.

Zur RNN-Kernaufgabe: Als Nahverkehrsverbund für Rheinhessen-Nahe gehöre die Verkehrsplanung zu Kernaufgaben des RNN. Mit den Kreisen und Verkehrsunternehmen habe man das bestehende und bis dato eher rudimentäre Angebot im Busnetz überdacht und auf Wunsch des Landes und der Aufgabenträger komplett neu geplant. Faktoren wie die Verkehrsflüsse, die demografische Entwicklung, Anforderungen an den Klimaschutz und die Mobilitätserwartungen der Fahrgäste seien ins neue Busnetz eingeflossen.

Ein solcher Prozess dauere Jahre, bis er umgesetzt werden könne: 2016 startete das Projekt samt Planung und Anhörung der Verbände und Akteure. Die Einführung des ÖPNV-Konzepts in Rheinhessen-Nahe erfolgte schrittweise in Buslinienbündeln – beginnend 2019 im Kreis Alzey-Worms und fortführend 2022 in den Kreisen Birkenfeld, Bad Kreuznach und Mainz-Bingen.

Zum Kreis Bad Kreuznach: Das Busangebot im Kreis Bad Kreuznach werde deutlich gesteigert: Fast alle Orte würden mit einem mindestens zweistündigen Takt angebunden, zum großen Teil auch am Wochenende. In Verkehrsrandlagen kämen Rufbusangebote zum Einsatz, die eine kostengünstige Anbindung auch außerhalb des üblichen Pendlerverkehrs ermöglichten. Die Umsetzung treffe genau ins richtiges Zeitfenster: Die Öffentlichkeit sei durch die ÖPNV-Offensive des Bundes (9-Euro-Ticket und Deutschlandticket für 49 Euro für Bus und Bahn) sensibilisiert.

Vielerorts seien Fahrgäste dadurch auf einen nicht existierenden öffentlichen Nahverkehr im ländlichen Raum aufmerksam geworden und thematisierten das fehlende Angebot. Genau dort könne man mit dem ausgebauten Busnetzangebot ansetzen; es stärke den Nahverkehr. Ziel sei, die Verkehrswende zu schaffen, die Fahrgastzahlen bis 2030 zu verdoppeln und dem Klimawandel entgegenzuwirken. Parallel wüchsen die Anforderungen an eine neue Mobilität und somit der Bedarf an qualitativ hochwertige Fahrzeuge und an geschultem Fahrpersonal europaweit. Das stelle die neue KRN in der aktuell gesamtwirtschaftlich schwierigen Lage vor enorme Kraftanstrengung und Herausforderungen.

Zu den Zwängen der Fahrplan-Koordination: Das Erstellen eines Fahrplans sei vielschichtig und komplex. Zuerst werde die Schiene als Hauptader betrachtet, die Regio-Linien darauf abgestimmt und anschließend der restliche Busverkehr daran angepasst. Durch die Schulanfangszeiten seien feste, starre Parameter vorgegeben, die in der Verkehrsplanung bedacht werden müssten. Die Wirtschaftlichkeit sei ein weiterer Aspekt, da Kommunen und Land die Finanzierung trügen. Fahrgelderlöse leisteten zwar einen Deckungsbeitrag, der vor der politisch gewünschten bundesweiten Gültigkeit von Fahrscheinen im Sinne der Daseinsvorsorge aber immer mehr in den Hintergrund zu treten scheine.

Zum holprigen Start der KRN: Als Mobilitätsverbund für Rheinhessen-Nahe sei man stark daran interessiert, ein attraktives Busangebot zu schaffen und einen stabilen Betriebsablauf zu gewährleisten. In Anbetracht der großen Umstellung, der enorm großen Fahrleistung und dem betrieblichen Neuanfang der KRN und des Busnetzes stehe das Unternehmen vor einer riesigen Verantwortung. Alle arbeiteten mit Hochdruck daran, die Leistungen zu erbringen.

Zur Wirtschaftslage: Die derzeitige Situation der KRN sei der aktuellen Wirtschaftssituation samt Lieferengpässen und Fachkräftemangels geschuldet. Weitere Umstände wie Soft- und Hardwareprobleme, Baustellen und Streckensperrungen träfen die noch nicht in gewohnter Ortskunde agierenden Busfahrer der Verkehrsbetriebe besonders.

Zur heftigen Kritik an Linien und Fahrzeiten und zu den Schülerverkehren: Im Schülerverkehr habe man die Fahrten weitestgehend beibehalten, Änderungen beträfen nur wenige Minuten. An vielen weiterführenden Schulen habe der RNN Aufklärungsarbeit geleistet und auf Änderungen hingewiesen. Eine Schulliste mit den Verbindungen in die Orte sei bereitgestellt. Daneben informiere die Fahrplanauskunft des RNN. Bis sich alles eingespielt habe, werde es noch einige Zeit dauern. Oberste Priorität hätten die Schulen und vor allem die Grundschulen.

Zu fehlenden Fahrzeugen und Personal: Starken Einfluss auf die Lage hätten die noch nicht gelieferten Neufahrzeuge, die laut Hersteller bis Ende Januar eintreffen sollen. Das Gleiche gelte fürs Fahrpersonal. Der Fahrplan sei ein nie endender Prozess. Viele der Optimierungswünsche seien bereits umgesetzt oder würden zum Fahrplanwechsel Anfang 2023 umgesetzt, betont der RNN.

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