Büfep/Faire Liste und Grüne fragen bei der Stadtverwaltung nach
Kritik am Kahlschlag auf der Schanze: Zwei Fraktionen haken bei Kreuznacher Stadtverwaltung nach
Die massiven Rodungsmaßnahmen auf der Schanze und im Schmerzschen Garten bieten auch Raum für Spekulationen. Foto: Josef Nürnberg
Josef Nürnberg

Die rigorosen Baumfällarbeiten auf der Schanze und im Schmerzschen Garten hinter dem Parkplatz an der Jahnhalle sowie dem Casinogebäude haben für Empörung oder Verwunderung gesorgt: Sowohl die Stadtratsfraktionen von Bündnis 90/Die Grünen als auch von Büfep/Faire Liste haben zu dem Kahlschlag Anfragen an die Bauverwaltung gestellt.

Zwar ist es für die Grünen nachvollziehbar, dass die Stadt ihrer Verkehrssicherungspflicht nachkommen muss. Dies bedeutete in der Regel aber, dass eine Fällung von kranken Bäumen auf Einzelfälle beschränkt sei. „Die Rodung des gesamten Baum- und Strauchbestandes auf der Schanze stellt dagegen eine Maßnahme dar, die zum Verlust des gesamten Lebensraumes für Vögel, Fledermäuse, Bilche und weitere Tiere führt. Dieser Verlust kann auch nicht ausgeglichen werden.“ Denn die große Fläche dort habe zweifellos innerhalb des Stadtgebietes für den Natur- und Artenschutz und damit auch für das Stadtklima eine überragende Bedeutung.

Nach Auffassung von Büfep/Fairer Liste „steht der Kahlschlag in einem eklatanten Widerspruch zur Landschaftsplanung gemäß dem geltenden Flächennutzungsplan“. „Hier hat sich im Lauf der Jahre eine geschlossene Baum- beziehungsweise Gehölzfläche gebildet.“ Nach dem Flächennutzungsplan sei weiter eine Grünfläche vorgesehen. Darüber hinaus handele es sich um eine Denkmalzone. „Wir hegen auch erhebliche Zweifel, dass die von der Verwaltung gegebene Begründung der Verkehrssicherungspflicht glaubhaft ist“, schreiben Wilhelm Zimmerlin und Gerhard Merkelbach.

Eventuell Verkauf des Areals geplant?

Sie fragen unter anderem danach, ob ein Baumkontrolleur im Einsatz gewesen und die Untere Naturschutzbehörde hinzugezogen worden sei. Brisant ist eine andere Frage: Laut Zimmerlin hat das Grundstück einen Verkehrswert von circa 2,175 Millionen Euro. Nehme man den Jahnhallenparkplatz sowie den restlichen Casinogarten hinzu, komme man auf eine Fläche von 1,5 Hektar in bester Citylage und einen Gesamtverkehrswert von 4,9 Millionen Euro. „Ein Kahlschlag in dieser Größenordnung erfolgt oftmals vor geplanten Bauvorhaben oder Veräußerungen.“ Entsprechende Behauptungen bestünden von vielen Seiten. Sie wollen daher wissen, „ob seitens der Stadt eine Vermarktung oder Veräußerung des gesamten oder Teilen des Areals geplant ist“.

Die Grünen „gehen zum gegenwärtigen Zeitpunkt davon aus, dass das Areal in städtischer Hand bleiben wird“. Sie fragen, ob die Verwaltung die Genehmigungen nach dem Bundes- und Landesnaturschutzgesetz eingeholt habe, was zum Totalverlust geführt habe und welche Kompensationsmaßnahmen vorgesehen seien. Dazu wollen Andrea Manz und Hermann Holste wissen, welche Maßnahmen die Stadt auf dem Gebiet plane.

Bäume waren stark geschädigt

Nach Angaben der Verwaltung war alles mit der Unteren Naturschutzbehörde einvernehmlich abgestimmt. „In dem Baumbestand sind bei dem überwiegenden Anteil der Bäume erhebliche Defekte wie zum Beispiel massive Holzfäulen oder Pilzbefall festgestellt worden. Deshalb bestand dringender Handlungsbedarf hinsichtlich eingehender Baumuntersuchungen mit technischen Hilfsmitteln“, heißt es in der Antwort von Eduard Schuckmann, Leiter des Stadtbauamts.

„Aufgrund der vom Boden aus nicht einzuschätzenden Bruchfestigkeit der dicken und alten Bäume konnte zur Ausführung der eingehenden Untersuchungen aus Gründen der Arbeitssicherheit kein Baumkletterer eingesetzt werden. Des Weiteren musste eine auf dem Schanzenplateau befindliche und total eingewachsene Oberleitung freigeschnitten werden. Außerdem befanden sich in dem zum Jahnparkplatz angrenzenden Teil infolge von Pilzbefall abgestorbene Bäume, die aus Gründen der Verkehrssicherheit dringend entfernt werden mussten“, erklärt er weiter.

Stadt will Fläche weiter untersuchen

Die auf dem Schanzenplateau dominierende Baumart, die gemeine Esche, sei wegen einer Pilzerkrankung, des sogenannten Eschentriebsterbens, zudem in weiten Teilen sehr geschwächt und nicht mehr verkehrssicher gewesen. „Aus diesen zwingenden Gründen musste ein großer Teil des Aufwuchses auf dem Schanzenplateau entfernt werden.“

Seitens der Stadtverwaltung ist geplant, das Areal der Schanze, des Grabens und eventuell des Spielplatzes vertieft zu untersuchen und zu vermessen. Dies seien Voraussetzungen für alle weiteren Planungen. Umfassende Planungen sowie Pflanzmaßnahmen könnten aber frühestens nach Anmeldung erforderlicher Haushaltsmittel 2025 beginnen. Dabei spielen auch die Überlegungen zur möglichen Teilnahme an der Landesgartenschau eine nicht unwesentliche Rolle.

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