Ausstellung über Denkmal
Kreuznacher Künstler dokumentiert Brückenhaus-Rettung
Architekt Sandro Ferri gab mit Gernot Meyer-Grönhof Einblicke in spannende Momente der Sanierungsarbeiten.
Bernd Lasetzki

Den Künstler Gernot Meyer-Grönhof hat die Restaurierung des Brückenhauses mit der Schwedenkugel begleitet und besondere Momente in Gemälden festgehalten. 

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Sandro Ferri (von rechts), Gernot Meyer-Grönhof, Klaus Nordmann und Michael Vesper vor einem Bild, das die anspruchsvolle Restaurierung des Brückenhauses Nr. 94 deutlich macht.
Harald Gebhardt

Sie sind die Kreuznacher Wahrzeichen, die Brückenhäuser auf der Nahebrücke. Das Haus Nr. 94, das Haus mit der Schwedenkugel, stand kurz vor dem Einsturz. Dass es gerettet wurde, ist Teil der Geschichte der Ausstellung mit Bildern des Bad Kreuznacher Künstlers Gernot Meyer-Grönhof in der Galerie K in der Mannheimer Straße. Die 15 Bilder zeigen dramatische Momente der Sanierung des 1609 errichteten Brückenhauses. Ende Mai dieses Jahres ist es nach sechs Jahren Planungs- und Bauphase neu eröffnet worden.

Entdeckungen im Baufortschritt, die nach der Fertigstellung nicht mehr zu sehen sind, zeigen die Gemälde von Gernot Meyer-Grönhof.
Bernd Lasetzki

Gemälde zeigen Rettung in letzter Minute

Die Ausstellung in der Galerie K von Klaus Nordmann, der bei der Vernissage feststellen konnte, dass das Thema die Kreuznacher bewegt, ist noch bis zum 27. Juli zu sehen. Geöffnet ist montags, dienstags, donnerstags und freitags von 15 bis 18 Uhr, samstags von 10 bis 15 Uhr und nach Vereinbarung. Bei tropischen Temperaturen war Wasser willkommener Durstlöscher, in der größten Weinbaugemeinde der Nahe aber natürlich dem Anlass gemäß auch ein Schlückchen Sekt. Werner Klopfer, der mit seinem Ausschank in der Nr. 94 auf der Brücke an die letztmalige Nutzung als Weinlokal vor der langen Leerstandszeit anknüpft, hatte prickelnden Rebensaft spendiert. Ein Denkmal, noch dazu ein Fachwerkbau, hat viele „natürliche“ Feinde, wie Michael Vesper, Geschäftsführer der GuT, hervorhob.

Die Rettung von Brückenhaus Nr. 94, dessen Geschichte nur mit der Brücke und der Wirtschaftsgeschichte zu denken sei, sei daher ein Glücksfall für die Stadt, unterstrich der promovierte Historiker. „Die Brücke und die Häuser sind Materie, Technik und Ästhetik, genau diese Elemente bringt die Arbeit von Gernot Meyer-Grönhof wunderbar zusammen“, so Vesper. Es war deutlich fünf vor zwölf in der Lebenszeit des Brückenhauses, insbesondere fehlerhafte Sanierungen jüngeren Datums hätten in absehbarer Zeit den Todesstoß für das Gebäude bedeutet. „Jetzt ist alles verpackt, alles vergessen, die Dramatik ist in den Bildern noch nachvollziehbar“, erläuterte Gernot Meyer-Grönhof seine Idee, die Schockmomente dieser herausfordernden Rettungsaktion in allerletzter Minute zu erhalten. Einige Bilder sind – für Baukundige – durchaus vergleichbar mit den abschreckenden Fotos auf Zigarettenpäckchen.

Langes Sanierungsabenteuer 

„Jede Stelle, die wir geöffnet haben, war schlimmer als vermutet“, so Architekt Sandro Ferri. Die Fachwerkkonstruktion war stark verformt, musste mit Schwerlaststützen abgesichert werden. Seine Schilderung dieses langen Bauabenteuers hörte sich bisweilen wie ein Bericht über eine Operation am offenen Herzen an. Eines der vielen Probleme: Eine dampfdichte Beschichtung, die in den 1970er- und 80er-Jahren auf den Putz aufgebracht wurde und das Holz der Konstruktion stark beschädigte. Zwar überlebten die Eichenbalken die Tortur, aber das Weichholz war komplett zerstört. Der damalige Fehlgriff brachte aber zutage, dass das Haus als Sichtfachwerk geplant war. Davon musste erst mal die Denkmalbehörde überzeugt werden, ebenso davon, dass das Haus ursprünglich mehr Fenster hatte. „Das Gebäude hätte nicht mehr lange gestanden“, fasste Ferri den Zustand vor der Sanierung zusammen.

„Angesichts dessen, wie viel an alter Gebäudesubstanz in der Stadt verloren ging durch Brände, durch die Kriege 1689, durch Umbauten und Abrisse, durch den Zweiten Weltkrieg mit der Brückensprengung vom 16. März 1945, durch die Freimachung von Flächen für Verkehrswege, durch unterlassene und fehlerhafte Unterhaltung einerseits, durch sogenannte Stadtsanierung andererseits, ist es ein Glücksfall, dass dieses Gebäude, dass dieser Teil der Brücke erhalten geblieben ist, und ein Glücksfall, dass sich ein Investor fand, eine denkmalgerechte Sanierung so einsam durchhielt, wie hier das Brückenhaus auf dem Sockel steht und dann auch noch eine Nutzung – Ferienwohnung und Weinausschank, die historischen Funktionen der Nahebrücke gerecht wird“, hat Michael Vesper ausgeführt. Er dankte, ebenso wie Sandro Ferri und Gernot Meyer-Grönhof, Eigentümer Endemann dafür, dass er sich auf dieses Wagnis eingelassen hat.

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