Hildegard Schäfer, als Hildegard Viehl am 2. Dezember 1918 in Bad Kreuznach geboren und dort am 1. Mai 1995, also vor 30 Jahren, verstorben, ist für Menschen, die sie kannten, ein leuchtendes Beispiel. Denn die standhafte Frau war nicht bereit, in der Rüstungsindustrie der Nazis zu arbeiten, und wollte das Töten nicht unterstützen. Als sie als Arbeitssuchende am 19. März 1940 beim Arbeitsamt in Bad Kreuznach das Angebot ablehnte, in der Rüstungsindustrie zu arbeiten, wurde sie von einer Angestellten des Amtes denunziert und noch im Arbeitsamt verhaftet. Im August 1940 kam sie ins KZ Ravensbrück, wo sie fast fünf Jahre lang, bis zur Befreiung inhaftiert war.
Inspiration für junge Menschen
Nach ihrer Befreiung hat sie die Erinnerung an den Naziterror wachgehalten. Sie war Gründerin und bis zu ihrem Tod Vorsitzende der Kreisgruppe der VVN-BdA (Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten). Die VVM-BdA Bad Kreuznach, die Organisation „Hunsrücker Freundinnen der Lagergemeinschaft Ravensbrück“ und das Netzwerk am Turm in Bad Kreuznach sind die Initiatoren eines Gedenksteins für Hildegard Schäfer, der auf dem Bad Kreuznacher Friedhof am 7. Mai, dem Vorabend der Kapitulation der Wehrmacht, enthüllt wird. Nachdem ihr Grab auf dem Friedhof geräumt wurde, soll künftig ihr Gedenkstein vor Faschismus mahnen.
Hildegard Schäfers Forderung an nachfolgende Generationen: „Wenn ich mal nicht mehr da bin, müsst ihr das machen", ziert den Stein der Bildhauerin Gudrun Schuster (Neuss) als Umschrift. Der Pfarrer im Ruhestand Siggi Pick hofft, dass künftig junge Menschen sich von der Standhaftigkeit Schäfers inspirieren lassen. Die junge Schäfer war überzeugte Christin und in der evangelischen Jugend aktiv, als diese schon längst verboten war und verweigerte die Mitgliedschaft im BDM (Bund Deutscher Mädel). Sie sei geleitet von der christlichen Ethik gewesen und hätte darum das Töten nicht unterstützen können, sind die Initiatoren sich sicher.
Unterstützung kommt auch von der Stadt
Laut Bildhauerin Schuster thematisiert ihr Gedenkstein den Freiheitsgedanken und die aufrechte innere Haltung, die Schäfer ausgemacht habe. Der Stein, der im beinahe rechten Winkel ausgeführt ist, handelt einerseits vom Eingeschlossensein des Lagerlebens, andererseits von der Freiheit, die vor dem Stein herrscht.
Bildhauerin Schuster und Margit Kuhnle, Vertreterin des Hunsrücker Freundinnenkreises der Lagergemeinschaft Ravensbrück, hatten in den Herbstferien des vergangenen Jahres damit begonnen, den fünf Tonnen schweren Gedenkstein aus Udelfanger-Sandstein in Form zu bringen. Hiernach ist der Stein um die Hälfte leichter geworden. Rund 5 Wochen – immer nur während der Schulferien – wurde an dem Stein gearbeitet. Unterstützung kommt übrigens auch von der Stadt. Bürgermeister Thomas Blechschmidt hat zugesagt, dass der Bauhof das Fundament für den Stein gießen wird. Der Gedenkstein selbst besteht am Ende aus drei Teilen. An der Vorderseite hat die Bildhauerin eine Art Stuhl aus dem Stein gehauen.