Das Wohlleben´sche Brückenhaus mit der legendären Schwedenkugel ist am Mittwochnachmittag feierlich eröffnet worden. Und sowohl Klaus-Peter Endemann als Eigentümer wie auch Werner und Alexander Klopfer als Pächter des Weinlokals sorgten mit ihren Reden für den ein oder anderen Schmunzler, was man in Kreuznach von Werner Klopfer als bissig, herzhaften Polit-Veteran ja zur Genüge kennt. Endemann spielte auf die bekannte Distanz an, die traditionell zwischen Kreuznachern und Bingern besteht. Es gibt eben diese unsichtbare kulturelle Mauer zwischen Gensingen und Ippesheim. „Ich hätte ja nie gedacht, dass mich als Binger mein Weg mal nach Kreuznach führt“, unkte Endemann, der ja bekanntlich das auch bei Kreuznacher Gourmands beliebte Zollamt-Restaurant am Rhein in Bingen ins Leben gerufen hat. Doch Endemann ist, darauf wies er deutlich hin, eben auch ein gelernter Maurer, und das Brückenhaus Nr. 94 habe ihn „schon immer fasziniert“. Es sei für ihn nicht einfach nur ein Haus auf der Brücke, es sei ein Zeuge vergangener Jahrhunderte. Dass er die Geschichte dieses Hauses fortschreiben dürfe, das habe ihn tief berührt.

Was die Historie betrifft, so gab es eine sehr willkommene Überraschung. Denn aus dem Allgäu war Sybille Hulka angereist, eine Tochter des früheren Eigentümers Georg Wohlleben – dessen Familie hatte ja die Seilerei von 1810 bis 1936 unten am Mühlenteich betrieben, der Laden der Familie war oben im Brückenhaus untergebracht. Werner Klopfer überreichte ihr einen Blumenstrauß.
Michael Vesper als Historiker und Geschäftsführer der Gesundheit und Tourismus GmbH konnte natürlich einen wunderbaren Einblick in die Geschichte der Brücke und ihrer Häuser geben. Garniert mit Witz, der sich aufdrängte. Denn die ersten Brückenhäuser von Bad Kreuznach waren Schwarzbauten. Im Jahre 1495 wurden sie erstmals in einem Schreiben des Pfalzgrafen erwähnt, und darin ging es um die Regelung der unerlaubt auf den Brückenpfeilern gebauten zwei Häuser: Die seien „ohne unser Wissen gebaut worden“, aber man wolle sie „jetzt mal stehen lassen, doch bis auf unseren oder unsrer Erben Widerruf“.

Klopfer erklärte humorvoll, was ihn zum Betrieb des Weinlokals bewogen habe. Als er mitbekommen habe, dass Endemann mit einem bestimmten Winzer der Stadt über eine Pacht verhandle, habe er eingreifen und selbst das Lokal angehen müssen. Die im Publikum bestens vertretenen Kenner der Kreuznacher Lokalpolitik mit ihren Fehden wussten natürlich sofort Bescheid: Klopfer spielte auf seinen Bosenheimer „Spezialfreund“ Werner Lorenz an. Der schickte möglicherweise ein paarmal Donnergrollen von der Kauzenburg hinunter zur Nahe – bekanntlich ist Lorenz ja mittlerweile Besitzer der Burg. Da war es gut, dass Pfarrer Michael Kneip von der Heilig-Kreuz-Kirche friedebringend Weihwasser versprenkelte.

Das Weinlokal wird mit Tropfen von 21 Nahe-Winzern an den Start gehen, dazu gibt es kleine, feine Speisen. In den beiden Obergeschossen wird es zwei Ferienwohnungen geben, um deren Vermarktung sich die Töchter von Klaus-Peter Endemann kümmern werden: Diana und Dunja mit Geschäftsführerin Jennifer Schirra. Hier geht es zum Juli los.

Sowohl Endemann als auch Klopfer dankten den handwerklichen Leistungsträgern. Norbert Theis ist ja mit seiner Denkmalschutz-Leidenschaft schon bei vielen Objekten maßgeblich in Erscheinung getreten, man denke nur an das Stadtschreiberhaus am Eiermarkt oder die Pfaffen-Schwabenheimer Klosterkirche. Was er nun am Brückenhaus aus dem alten Putz gezaubert hat, ist umwerfend. Im Namen des erkrankten Oberbürgermeisters Emanuel Letz erwähnte Büroleiterin Nathalie Herberger lobend den Architekten Sandro Ferri.

Bundestagspräsidentin Julia Klöckner wäre gerne gekommen, aber der Besuch des ukrainischen Präsidenten Selenskyj in Berlin machte es unmöglich. Ihre Grußworte verlas Alexander Klopfer. Die feierliche Eröffnung lief noch bis in den Abend hinein.