Von 90.000 auf 35.000 Besucher
Kreuznacher Bäderhaus: Besucherzahl erschreckt Experten
Das Bäderhaus verfügt mit seiner einzigartigen Stadtpalais-artigen Optik über ein echtes Alleinstellungsmerkmal.
Marian Ristow

2004 haben das Bad Kreuznacher Bäder rund 90.000 Menschen pro Jahr besucht, 2023 waren es gerade einmal 35.000. Der Hauptgrund sind die knappen Öffnungszeiten.

Wie laufen Bad Kreuznachs Badeeinrichtungen? Abseits aller Finanzierungsfragen, die nach Ostern akuter denn je werden dürften, stellt sich nämlich die nicht ganz unwichtige Frage, was die Bad-Gesellschaft, die Bäderhaus und Crucenia Thermen betreibt, bereits gut macht und was sie noch besser machen könnte.

Zu diesem Zweck durfte es mal wieder eine Studie sein – ein häufig zelebriertes Ritual in der Kommunalpolitik. Ein zweites Mal durfte die GMF ran. GMF steht für Gesellschaft für Entwicklung und Management von Freizeitsystemen und ist ein in München ansässiger Betreiber von Bädern und Wellnesseinrichtungen, der aber auch Beratungsdienstleistungen anbietet. Das hat die GMF bereits 2012 für Bad Kreuznach getan und eine Betriebsanalyse für die beiden städtischen Sorgenkinder, Bäderhaus und Crucenia Thermen, vorgestellt.

An der Ausgangslage hat sich kaum etwas geändert

Einige Aussagen dürften den Zuhörern der Stadtratssitzung am vergangenen Donnerstag daher bekannt vorgekommen sein. An den Grundbefunden von 2012 hat sich jedenfalls nur wenig geändert. Damals wie in diesem Jahr präsentierte GMF-Geschäftsführer Thomas Meier die Ergebnisse.

Das Bäderhaus sei nach wie vor eine sehr gute Einrichtung, die auch 2025 noch den aktuellen Ansprüchen genüge. Der Bau stelle mit seiner einzigartigen Architektur ein Alleinstellungsmerkmal dar. Die Thermen seien ein „kleines, aber feines“ Bad, das aufgrund des fehlenden Platzes an seiner Kapazitätsgrenze gelangt sei: Und: Die Entscheidung, die Gastronomie in den Thermen durch einen Snackautomaten zu ersetzen, so wurde deutlich, sei dem Umsatz nicht dienlich gewesen.

„Als ich die Besucherzahl gesehen habe, bin ich erschrocken.“
GMF-Chef Thomas Meier kennt das Bäderhaus von 2012.

Bäderhaus

Es handele sich dabei um eine „wundervolle Anlage“, die in ihrer Substanz eine Herausforderung darstelle, fasste Meier zusammen. „Als ich die Besucherzahl gesehen habe, bin ich erschrocken“, wunderte er sich. Ein solcher Rückgang sei eher ungewöhnlich. In der Branche hätten fast alle Einrichtungen ihr Vor-Corona-Niveau wieder erreicht – in Bad Kreuznach eben nicht. Der Grund dafür war schnell ausgemacht: Die Öffnungszeiten sind einfach zu minimal. Waren es 2015 noch 332 Öffnungstage, 2017 gar 353, so veränderte die Pandemie vieles (2020: 101 Öffnungstage, 2021: 122 Tage). Aber nicht nur die kann verantwortlich gemacht werden. 2022 waren es 264 Tage, die geöffnet waren, 2023 nur noch 200 Tage – eingedenk der dreimonatigen Sommerschließzeit. Zu wenig, wie Experte Meier befand.

Der Trend ist eindeutig erkennbar und auch erklärbar. Die Attraktivität des Bäderhaus hat zwar auch gelitten, aber in erster Linie ist der Schwund der Besucherzahlen auf die verringerten Öffnungszeiten zurückzuführen.
RZ-Grafik

Dass sich die Ausweitung der Öffnungszeiten sofort lohnen könnte, lässt die Zahl der Gäste pro Öffnungstage vermuten. Zwischen 2015 und 2019 waren es rund 173 Gäste pro geöffnetem Tag, 2023 sogar 176 pro Öffnungstag. Würde man diesen Schnitt halten und wieder so öffnen, wie es beispielsweise 2016 der Fall war, könnte man die Besucherzahl wieder auf knapp 60.000 steigern – was laut Meier ein realistisches Ziel sein sollte. Und ein Umstand, der dem allgemeinen Tenor der Studie („Die Bad-Gesellschaft holt aus beiden Anlagen das Optimum heraus“) dann doch ein wenig widersprach. Die Erhöhung der Öffnungszeiten verursacht natürlich wieder Mehrkosten.

Für Meier war wenig überraschend klar, dass eine sich seit Jahren wiederholende Diskussion in den politischen Gremien, ob das Bäderhaus aus defizitären Gründen nicht besser geschlossen werde, dem Standort massiv schade.

Die Crucenia Thermen laufen nach wie vor gut. Hier der ewige Streitpunkt: Die Gäste des Kurhauses, denen kostenlosen Eintritt in die Therme gewährt wird.
RZ-Grafik

Crucenia Thermen

Die Crucenia Thermen seien eine „kleine, aber feine“ Thermenanlage mit einer guten bis sehr guten Angebotsdarstellung mit wenigen Schwächen. Wie beim Bäderhaus sei es auch hier so, dass man den Personalaufwand bereits auf ein Minimum reduziert habe und hier nicht weiter drücken könne, sonst gefährde man laut GMF-Einschätzung den rechtssicheren Betrieb. Die Thermen seien zu klein, um großartig die Zahlen zu steigern, wobei hier schon noch etwas möglich sei. Das Fehlen einer Gastronomie mache sich bemerkbar. Ein durchschnittlicher GMF-Betrieb mache allein mit der Gastronomie so viel Umsatz wie die Crucenia Thermen insgesamt. Zwar hat man hier im März den Eintrittspreis auf 15 Euro angehoben, es wurde aber spürbar, dass man bei den Eintrittspreisen noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht sieht. In Sachen günstiger Eintritt, auch für Familien, möge man sich lieber auf das Salinenbad konzentrieren. In Sachen Sanierungsbedarf müsse man sich hier aber auf mindestens 1 Million Euro für Technik und das Süßwasserbecken einstellen.

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