Auf dem politischen Terrain ist das Thema kommunale Wärmeplanung in aller Munde. Doch was ist das eigentlich – und was bedeutet das für Hausbesitzer und Häuslebauer? Für viele, die schon mit dem Habeck’schen Heizungsgesetz überfordert waren, wird die Unsicherheit nur noch größer. Begriffe wie Nahwärme und Fernwärme stehen im Raum. Doch konkret ist außer der Prüfung noch gar nichts.
Viele Begriffe schwirren durcheinander
„Da gehen viele Begriffe durcheinander“, sagt Simon Henkel. Er führt eine Heizungs- und Sanitärfirma in Bad Kreuznach und engagiert sich intensiv in Ehrenämtern, unter anderem als Kreishandwerksmeister der Kreishandwerkerschaft Rhein-Nahe-Hunsrück, Obermeister der Sanitär-, Heizungs- und Klimatechniker Innung des Kreises Bad Kreuznach und Vorstandsmitglied des Sanitär-, Heizungs- und Klimatechniker Fachverbandes Rheinland/Rheinhessen. Er kritisiert die Meldungen der Verwaltung, dass auch die Stadt Bad Kreuznach jetzt in die kommunale Wärmeplanung als Vollzug des Gebäudeenergiegesetzes einsteige – ohne dass das Thema für die Verbraucher richtig eingeordnet würde.
Aus Sicht der Branche ist das fatal: Die Betriebe würden leiden, weil die Endkunden sich deutlich mit Investitionen in neue Heizungen zurückziehen. Bislang habe man noch gut von Altaufträgen leben können, doch jetzt drohten Auslastungslücken. Dabei hätten viele Kunden die nötigen Finanzmittel und den Willen oder gar schon den Druck, etwas tun zu müssen in Sachen Heizung. „Aber die Leute warten auf die kommunale Wärmeplanung und auf Möglichkeiten wie Nah- und Fernwärme“, sagt Henkel. Aber das sei eine Fehleinschätzung, sagt der Kreishandwerksmeister: „Keiner muss Angst haben, jetzt in eine Heizung zu investieren.“
Lange Planungszeit und Übergangsfristen
Sein wichtigstes Argument ist die Zeit: Mit dem Abschluss der kommunalen Planung sei erst 2028 zu rechnen. Erst danach könne irgendetwas konkret gesagt, geschweige denn gebaut werden. Laufe es auf Nah- oder Fernwärmenetze in Bad Kreuznach hinaus – wovon Henkel als Fachmann angesichts der lokalen Gegebenheiten eher nicht ausgeht – vergingen weitere Jahre bis zur Realisierung von großflächigen Rohrverlegungen oder gar Kraftwerksbau. Sein Fazit: „Da sind wir dann schnell bei der Dauer des Lebenszyklus einer neuen Anlage.“ Henkel erinnert in diesem Zusammenhang als Vergleich an die schleppende Realisierung des Glasfaserausbaus.
Die Lobby der Fernwärme sei stark in der Bundespolitik, leider würden die Berufsverbände nicht immer genügend gehört. Generell sei der Ausbau richtig – wo er sich anbiete. Nahwärme, sagt Henkel, sei wegen des großen Bauaufwands und großer Leitungsenergieverluste nicht immer wirtschaftlich zu realisieren. Für viele Kommunen sei das nicht umsetzbar, zugleich würden Millionen und Milliarden für den Gesetzesvollzug verschwendet. Simon Henkel glaubt, dass es nach Abschluss der Planungszeit noch viel längere Übergangsfristen folgen, ehe es tatsächlich zu Vorgaben in Sachen Heizung kommt.
„Wer jetzt handelt, begeht auf keinen Fall einen Fehler.“
Kreishandwerksmeister Simon Henkel
Den Kunden empfiehlt er, die Zeit nicht verstreichen zu lassen: „Man sollte jetzt an eine Modernisierung herangehen. So kann man sich Stress und Probleme ersparen.“ Wenn alle auf die Zeit nach 2028 warten würden, könne die Branche dem dann einsetzenden Run kaum noch Herr werden. Ähnlich sei die Lage schon 2023 gewesen – dem Jahr, bevor 2024 das von vielen gefürchtete Heizungsgesetz in Kraft trat. Was im Einzelfall für ein Gebäude an Maßnahmen und Heizungsauswahl sinnvoll sei, sei sehr individuell und mit einem Fachmann zu besprechen. Dass es irgendwann einen Anschlusszwang an Nah- oder Fernwärme geben könnte, hält Henkel für schwer vorstellbar.

Für den Branchenfunktionär ist klar: „Wer jetzt handelt, begeht auf keinen Fall einen Fehler.“ Und in Richtung der Politik sagt er: „Bessere Kommunikation ist dringend notwendig.“