Das heißt: Berlin und Mainz geben das Geld – 50 und 40 Prozent; die anderen 10 Prozent tragen die Kommunen – und lassen versorgen. Innogy hat den Zuschlag für dieses Infrastrukturprojekt an der Nahe bekommen. Was aber nicht etwa als Freifahrtschein gilt. Auch andere tummeln sich auf diesem Mega-Markt, machen Innogy Konkurrenz.
Plötzlich drei Netze
Jahrelang haben die Bürger in den unterversorgten Dörfern des Kreises darauf gewartet. Und jetzt? Geht der Glasfaser-Punk ab: zwischen Innogy (früher RWE) und der Deutschen Glasfaser, 2011 gegründetes Unternehmen mit Sitz in Borken. Am kommenden Dienstag, 15 Uhr: Ministerpräsidentin Malu Dreyer drückt unter etlichen Kommunalpolitk-Promis den Startknopf für das von Bund, Land und Kommunen geförderte Glasfaser-Projekt, das Innogy realisiert. Am selben Tag abends ab 19 Uhr: Die Deutsche Glasfaser informiert in der Langenlonsheimer Gemeindehalle über ihre Angebote und kommt am 26. September, 19 Uhr, ebenfalls nach Windesheim, in die Römerberghalle.
Das Rennen um die Gunst des zahlenden Netznutzers hat begonnen. Beide Konzerne bieten Starterpakete mit günstigen Konditionen. Innogy ist als Stromversorger schon seit Jahrzehnten bekannt, hat den Zuschlag des Bundes für die Glasfaserinfrastruktur für rund 2000 Haushalte, Schulen, Aussiedlerhöfe im Kreis KH bekommen und reist momentan landauf, landab, um Angebote für 60-, 120- oder 300-Mbit/s-Leitungen (technisch ginge noch weit mehr) anzupreisen. Die Deutsche Glasfaser wirbt im Internet mit 1000er-Leitungen und hat kürzlich Pfaffen-Schwabenheim versorgt – ohne Zuschüsse von Bund oder Land, dafür mit der Vorgabe, dass mindestens 40 Prozent der Haushalte mitmachen. Gut möglich, dass manche der Dörfer in der VG Langenlonsheim am Ende drei Glasfaser-Netze haben: von Innogy und Deutscher Glasfaser und vielleicht auch der Telekom, der Insider den Einstieg dort durchaus zutrauen.
Schluss mit den Löchern
Wahnsinn, was die Glasfasertechnik kann: Bei einem Infoabend fitzelte Innogy-Kommunikator Friedrich Reinhardt ein Faserbündel auseinander, hatte schließlich zwei hauchdünne Fädchen beisammen und verkündete den staunenden Zuhörern: „Über zwei solch dünne Fasern kann ganz Frankfurt mit schnellem Internet versorgt werden.“ Das erinnert mich an die ersten Handys, etwa in Autos: klobige Klötze mit schweren Technikkästen im Kofferraum. Wer damals eine Flut von Hightech-Handys voraussagte, wurde als Träumer verspottet. Und heute: Haben fast alle ultraflache, moderne Handys, die ein Vielfaches dessen an Leistung aufbieten, was die Mondflugrechner 1969 konnten. Was aber nützen die stylisch-brillanten Teile, wenn sie durch Funklöcher bewegt werden? Nichts! Flächendeckender Empfang: die nächste große Aufgabe von Politik und Unternehmen.
Ebbt die Landflucht ab?
Faszinierend: junge Leute, die sich in unseren Städten ansiedeln. Wie die gebürtigen Waldböckelheimer Felix Kaiser und sein Bruder Lukas mit Möbeln und Gestaltungsideen nach Maß. Sie sitzen im Fachwerkhaus ihres Großvaters Franz am Bad Kreuznacher Salzmarkt und haben dort eine 50-Mbit/s-Internetversorgung. Grundsätzlich reicht dieses Volumen, sagt Felix Kaiser, wenngleich ihm die schnelle Glasfaserleitung natürlich lieber wäre. Durch den Glasfaseraufbau in den bis dato unterversorgten Landregionen sieht Kaiser, der bei den Wirtschaftsjunioren in Stadt/Kreis Bad Kreuznach aktiv ist, eines voraus: „Ein Abebben der Landflucht“.
Alte Zöpfe kappen
Vorsitzendensuche in der SPD: Momentan touren die Parteikandidatenduos durch Deutschland und präsentieren sich – gespannt verfolgt von der Basis. SPD-Kreisvize Michael Simon, seit gestern Abend auf dienstlicher Schweden-Tour, will in der Situation keine Empfehlung als Kreisvorstand abgeben, wenngleich er seine „persönlichen Präferenzen“ hat. Ein „Weiter so“, das er in Vorsitzkandidat und Großkoalitionär Olaf Scholz sieht, ist für Simon kein Weg. Ein Führungsduo müsse auf alle Fälle längerfristig zur Verfügung stehen: „Wir brauchen Kontinuität.“ Was den Pfaffen-Schwabenheimer mit Blick auf seine Partei freut: „Die Diskussionsebene ist sehr kultiviert bei uns.“ Am kommenden Montag will der SPD-Kreisverband ab 19 Uhr im Bad Kreuznacher Brauwerk über die Frage des Bundesvorsitzes diskutieren. Man müsse schnellstens alte Zöpfe abschneiden und habe dazu keine Alternative, sagt Michael Simon, der seine zwei Favoriten noch nicht verraten will: „Erst kurz vor der Wahl im November.“
Landrätin auf Zeit
Kaum gewählt, schon Landrätin auf Zeit: Andrea Silvestri (CDU), Ortsbürgermeisterin von Feilbingert. Kürzlich hat sie eine Kreistagsmehrheit zur Zweiten und damit ehrenamtlichen Beigeordneten gekürt. Nun ist Landrätin Bettina Dickes samt Entourage bis zum Wochenende auf Israel-Fahrt, besucht dort die Freunde in Kiryat Motzkin. Und schon ist Andrea Silvestri erstmals Landrätin in Vertretung, etwa bei der gestrigen Reanimationsinfo auf dem Bad Kreuznacher Kornmarkt oder bei den Waldjugendspielen am heutigen Donnerstag auf dem Kuhberg. Neu und ungewohnt ist für sie die Situation, die gesamte Region zu repräsentieren. Ja, sie stehe in diesen Tagen in Kontakt mit der Kreisverwaltung, in der ja alles auf die Abwesenheit der „echten“ Landrätin eingestellt, vorbereitet sei. In den vergangenen Wochen hat Silvestri erlebt, „wie vielschichtig die Aufgaben auf Kreisebene gelagert sind“. Und so will sie in den nächsten Jahren vor allem von anderen lernen, um es auch für ihre Verbandsgemeinde, ihr Dorf nutzen zu können, etwa bei Themen wie den Feuerwehren. Und, natürlich, dann kommt sie, unsere Frage, ob sie in vier Jahren für den hauptamtlichen Kreisbeigeordneten (so es ihn dann noch geben sollte) antritt? „Ich bin nicht deshalb für den Zweiten Beigeordneten angetreten, so weit gucke ich nicht nach vorn.“ Vier Jahre seien politisch wie familiär eine lange Zeit, betont Andrea Silvestri, „bis dahin kann noch viel passieren“.
Elmar Meyer und die 40
Gestern Nachmittag trudelte die Info ein: Am 26. September eröffnet der neue Rewe-Markt an der B 41 bei Waldböckelheim: Auf 1500 Quadratmetern werden 23.000 Artikel angeboten; Rewe-Kaufmann Elmar Meyer und sein 40-köpfiges Team stünden bereit, teilt Anja Krauskopf vom Mutterkonzern mit.
Entsteint euch, blüht auf
„Entsteint euch – für begrünte und blühende Gartenvielfalt.“ Die Feilbingerter belassen es nicht bei Appellen: Sie laden alle Bürger zum Vortrag ein: heute, Donnerstag, 19 Uhr, in der Lemberghalle. Referentin ist Annerose Gundlich (Welgesheim), Garten- und Landschaftsarchitektin sowie Pflanzendoktorin der Gartenakademie Neustadt. Sie informiert über Garten- und Freianlagen, über die Zusammenhänge des Artensterbens von Pflanzen und Tieren mit Luft- und Bodenverschmutzung und der Erderwärmung. „Und sie gibt Tipps zu den Möglichkeiten, egal ob Gartenbesitzer oder nicht, um den Lebensraum Erde für uns, unsere Kinder und kommende Generationen genauso wie für Tiere und Pflanzen lebenswert zu erhalten und zu verbessern“, heißt es auf der Homepage der Lemberggemeinde.
Schnörkellose Ansage
Das Internet, die Quasselbude der Netz-Nerds. Es geht aber auch anders. So fragte ich am Dienstagnachmittag auf Facebook, ob einer auf der IAA war und im neuen E-Stromer von VW, dem ID.3, gesessen hat? Die so kurze wie klare Ansage eines E-Mobilisten: „Nee“.