Gesundheit im Kirner Land
Krankenhaus Kirn weiter in der Schwebe
Ein steiler und mühsamer Weg für Patienten und ebenso mühsam ist der Kampf um den Fortbestand des Kirner Krankenhauses.
Armin Seibert

Ein Runder Tisch zur medizinischen Versorgung rund um Kirn konnte keine konkreten Ergebnisse bringen: Die Ampelregierung ist vorbei, Gesundheitsminister Lauterbach steht in Frage, also auch sein Gesetz zur Neuordnung der Krankenhauser.

Beim Runden Tisch zur Gesundheitsversorgung im Kirner Land ging es vornehmlich um den Krankenhausfortbestand. Doch schnell kam die Runde mit Vertretern von Diakonie, Landesregierung, Krankenhausförderverein, Beigeordneten, Stadtbürgermeister Frank Ensminger und VG-Bürgermeister Thomas Jung, der die Runde anberaumt hatte, zur untrennbar miteinander verwobenen Gesamtschau. VG und Stadt hatten die Initiative ergriffen, obwohl sie an keiner Stelle für die Gesundheitsversorgung zuständig sind. „Wir fühlen uns aber verantwortlich,“ sagt Thomas Jung und zeigt auf, warum man in der ersten Runde nichts Greifbares vorlegen konnte. Ein Knackpunkt ist das schon vom Titel her sperrige „Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz“. Das von Bundesgesundheitsminister Lauterbach initiierte Projekt hatte vor dem Bruch der Ampel den Bundestag passiert und liegt am 22. November im Bundesrat vor. Geht es durch, wie Lauterbach hofft, oder ist es, wie man in Kirn in Sachen Gesundheit oft genug erlebt hat, nur wieder heiße Luft?

Wird Kirn als Ausweichposten noch gebraucht?

Die Kreuznacher Diakonie saß mit vier Vertretern am Runden Tisch. Das Kirner Krankenhaus gilt als baulich gut nutzbar und hätte für die Zeit des Kreuznacher Diakonie-Umbaus für fünf Jahre als wichtige Ausweichstation gegolten. Nun kam auch die durch den Konkurs des Kreuznacher Krankenhauses St. Marienwörth anstehende Fusion der Bad Kreuznacher Kliniken ins Spiel: Wird das Kirner Krankenhaus als Ausweichposten überhaupt noch gebraucht? Hier sind ambulante Leistungen mit sektorübergreifenden stationären Möglichkeiten in Kirn angedacht.

Die seit Jahren währende Suche in Sachen Kirner Arztversorgung vom Hausarzt über den Kinderarzt bis zum Internisten und Diabetologen könnte mithilfe der Diakonie Erfolg haben, hofft Bürgermeister Jung und setzt auf gedeihliche Zusammenarbeit mit der Diakonie. Das würde auch Arbeitsplätze in Kirn sichern.

Ruhe und Erholung wünscht der Krankenhausförderverein, aber es ist eine unruhige und ungewisse Debatte rund ums Kirner Krankenhaus.
Armin Seibert

Aber die zahlreichen Institutionen, die mitzureden haben, erschweren die Sache. Oft sei staatliche Führung keine Lösung, aber in diesem Fall wäre etwas mehr Staat angebracht, formuliert Jung vorsichtig.

Ellen und Michael Müller, die als Vertreter des Krankenhausfördervereins und der BI „Rettet das Kirner Krankenhaus“ mit am runden Tisch saßen, bedauerten die Abwesenheit der Krankenkassenvertreter. Vielleicht bei der nächsten Sitzung, die nach dem Bundesrats-Termin des „Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz“ stattfinden soll.

Dieses war, egal wie der Bundesrat entscheidet, heftig kritisiert worden. Auch von der BI Kirn, die dem Netzwerk gegen die Klinikschließungen angehört. Die Kirner BI hatte im Vorfeld der Abstimmung im Bundesrat mit prominenten Kritikern wie dem Marburger Bund darauf verwiesen, dass kleine Krankenhäuser die Mindestforderungen nicht erfüllen könnten. Drei Fachärzte pro Station seien beim ohnehin herrschenden Fachkräftemangel unmöglich. So bezeichnet Klaus Emmerich, Leiter des Netzwerks Klinikrettung, das Lauterbach-Projekt als „Krankenzerstörungsgesetz für organisierte Klinikschließungen“.

Nicht umsetzbare Kopplungen

Debattiert wurde auch die Frage der Notfallversorgung. Das Rettungswesen mit Arzt- und Krankenhausversorgung zu verknüpfen sei nur bei doppelt- und dreifacher Besetzung möglich, argumentiert Michael Müller. Er fragt: „Was wäre, wenn der Rettungswagen mit einer leichten Schnittverletzung unterwegs ist und ein lebensbedrohlicher Notfall auftritt? Sendepause.“

Wie auch immer: Der runde Tisch in Kirn soll fortgeführt werden. Gemeinsam mit Verantwortlichen der ambulanten und stationären Versorgung sollen Bundes-Gesundheitsreform und die Folgen für Kirn vor Ort diskutiert werden, dann auch mit Krankenkassen als Kostenträger und dem Rettungsdienst. Die politisch Verantwortlichen im Kirner Land bleiben mit am Gesprächstisch.

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