Kosten laufen in Odernheim aus dem Ruder - Gemeinderat rechnet mit mehr als Verdreifachung und erstellt Streichliste
Kosten laufen in Odernheim aus dem Ruder: Einsparungen beim Kitaneubau sind unumgänglich
Frostig wie das für die Odernheimer Kita im Anschluss an die Bebauung vorgesehene Gelände ist auch die Stimmung im Gemeinderat bezüglich der Planung. Foto: Wilhelm Meyer
Wilhelm Meyer

„Mit Bauchweh in die Zukunft.“ Mit diesen Worten brachte Odernheims Bürgermeister Achim Schick die emotionale Lage der Ratsmitglieder in der letzten Sitzung des Jahres auf den Punkt. Die Kosten für den geplanten Kitaneubau laufen aus dem Ruder.

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Zwar hatte da der Gemeinderat nach Vorstellung durch die online zugeschalteten Peter Pesau vom Architektenbüro BHP, Martina Blank vom Landschaftsplanungsbüro Gutschker & Dongus für den Außenbereich und vom für die Versorgungstechnik zuständigen Büro Elmar Koller bei drei Gegenstimmen und einer Enthaltung der Planung zugestimmt. Auf dieser Grundlage werden nun der Förderantrag und der Bauantrag erstellt. Doch leicht hatte sich die Entscheidung niemand gemacht.

Wie kann gespart werden?

Bezeichnenderweise bestand die Projektvorstellung in wesentlichen Teilen aus Erläuterungen zur Erzielung von Einsparungen durch Verzicht. Spielgeräte, der Austausch außerordentlich teurer Holzmöbel oder das Streichen der Belüftungsanlage für die Mensa – ein entscheidender Schlag schien nicht darunter zu sein. Doch am Ende könnte man im oberen Hunderttausenderbereich landen.

Dieter Gründonner, von der gleichnamigen Liste, warnte davor, gerade dort zu sparen, wo auf lange Sicht Einsparungen zu erzielen wären, etwa bei moderner Heiztechnik oder Dämmung. Genau müsse man prüfen, wenn man wegen kurzfristiger Ersparnis Investitionen in die Zukunft unterließe.

Bedenken kamen vor allem aus der SPD. Niemand würde privat eine ähnliche Belastung eingehen, meinte Hans Jörg Lenhoff. Sein Ratskollege Thomas Langguth zählte noch einmal die Zahlen auf, die ihn und weitere SPD-Mitglieder zu ihrem Nein bewogen hatten: 2,4 Millionen Euro zu Beginn, im weiteren Verlauf 4,3 Millionen und nun stünden 7,4 Millionen beim geplanten Neubau der Odernheimer Kita zur Debatte. Sicher zeigte sich Langguth zudem, dass die 7,4 Millionen keineswegs das Ende der Entwicklung sein dürften. Wer garantiere, dass nicht am Ende die 10 steht. Nicht allein die Frage „Was will man?“, sondern ebenso „Was kann man?“ wollte Lenhoff nicht aus den Augen verloren wissen.

Keine Luftschlösser gebaut

Sicher sei das eine oder andere schweren Herzens verzichtbar. Das zeige die mögliche Streichliste. Doch ein blindes Wunschprogramm habe man keineswegs getrieben, verwies Schick auf das Augenmaß des in die Planung einbezogenen Arbeitskreises. Man habe keine Luftschlösser gebaut. Das bestätigte Pesau. Das Problem, das Odernheim habe, sei das Problem aller Gemeinden, die Ähnliches vorhaben. Wäre zu Beginn die Planung bei 5 Millionen Euro gedeckelt worden, hätte es nicht viel anders ausgesehen.

Vor allem Kostensteigerungen von 25 bis über 30 Prozent hätten die derzeitige Belastung in die Höhe getrieben. Man müsse auch sehen, was alles in dieser Zeit passiert sei, das solche Planungen verteuere, erinnerte Schick an sich addierende Krisen. Das sei ja der Grund, warum viele vor allem private Vorhaben auf Eis gelegt würden, bis man festeren Boden unter den Füßen hat, so Lenhoff. Man rechne einmal die Schulden, die pro Kopf auf jeden Odernheimer kämen. Was würde passieren, wenn man erst einmal nicht baue und noch einmal gründlich Alternativen suche, fragte Lenhoff. Die Antwort lieferte er gleich mit: Man hätte die bislang anfallenden Kosten, aber keine Kita.

Schick betonte, dass die alte Kita lediglich mit einer Sondergenehmigung geführt werde. Die laufe irgendwann aus. Dann müsse die Zahl der Kinder drastisch reduziert werden. Wer wolle den Eltern mitteilen, dass man in Odernheim nicht für ihre Kinder sorgen werde und sie einen Platz anderswo suchen müssten?

Gemeinden müssen es ausbaden

Solche Entscheidungen würden ganz oben getroffen. Die Gemeinden müssten sie ausbaden. So stünden etwa kaum mehr als 1 Millionen Euro an Fördergeldern in Aussicht. Dennoch solle man die Zahlen des Einsparpotenzials und der Förderung durchaus in die Rechnung einbeziehen, statt jetzt schon mit Zahlen zu hantieren, wie sie bei gleichem Kostenanstieg am Ende möglicherweise anstünden, befand Odernheims Erster Beigeordneter Rainer Hildenbrand. Christian Schick, Leiter des Fachbereichs „Natürliche Lebensgrundlagen und Bauen“ bei der VG, versicherte, dass das Projekt mit einer Finanzierung über einen Zeitraum von 30 Jahren gesichert sei.

Einen weiteren Posten sollte man ebenfalls im Auge behalten, warf Gründonner ein. Man habe ja noch die derzeitige Kita in bester Odernheimer Lage. Die wäre nach Fertigstellung der Neuen frei. Nach früheren grundsätzlichen Bedenken gegen den Neubau und vor allem an der geplanten Stelle sah Gründonner jedoch keine wirkliche Alternative zur Fortsetzung des bislang gegangenen Wegs.

Sicher müsse man die Kosten bei der Planung weit stringenter im Auge behalten. Das habe der Elternausschuss übrigens weit früher getan. Zu seinem Ja zur Weiterführung wollte er jedoch neben der Frage nach der Folgenutzung der derzeitigen Kita festgehalten wissen, dass die Sorgen der Anlieger nicht auf der Strecke bleiben dürfen. Wie für sie genug Parkraum bleibe und wie zu Hin- und Wegbringzeiten eine Rennstrecke im Kirchweg zu verhindern sei.

Mit 36 Parkplätzen plus zwei Behindertenplätzen wollte man dem Parkraumproblem entgegenkommen. Ein Teil davon könnte mit den Einsparungen wegfallen. 16 Parkplätze wären ein Betrag von 40.000 Euro, rechnete Blank vor. Auch ein im Vorentwurf der Außenplanung angedachter Wendehammer könnte gestrichen werden. Vorgesehen war er an der Stelle, wo der Platz mit den Glascontainern hätte einbezogen werden können.

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