Wasser, in seiner Art unnachahmlich und von einer unglaublichen Kraft, eroberte förmlich das Gotteshaus mit seinen Künstlern. Drei Werke des großen Komponisten Johann Sebastian Bach (1685–1750) und das „Te Deum“ von Marc-Antoine Charpentier (1634–1704) standen auf dem Programm des Abends, das sicherlich keinen Zuhörer unberührt ließ. Sollte man die Aufführung aufgrund des Ukraine-Krieges überhaupt wagen? „Doch“, antwortete Stefan Wasser im Brustton der Überzeugung, denn „Hymnen und Choräle geben den Menschen gerade in dieser Zeit Stärke und Zuversicht. Das Konzert dient der Erbauung und Meditation.“
Und tatsächlich, es kam wie zugesagt. Der Einsatz des versierten Chors der Konzertgesellschaft Bad Kreuznach, verstärkt durch Mädchen und Jungen der 5. und 6. Klasse sowie den Eltern-Lehrer-Schüler-Chor des Gymnasiums am Römerkastell, der großartigen Opernsänger Violetta Hellwig (Sopran), Cornelia Lanz (Alt), Ingo Wackenhut (Tenor), Thomas Herberich (Bass), der kurzfristig eingesprungenen hervorragenden Flötistin Bianca Alecu und des expressiven Heidelberger Kantatenorchesters erbrachte eine Vehemenz, eine Qualität und Reichweite, wie man sie sich nur erträumen kann.
Gerade in der Interaktion mit den kleinen und großen, unerfahrenen und erfahrenen Musikern durften sich des Dirigenten Stefan Wasser ganze Passion, sein Leben für die und in der Kunst und sein Strahlen ganz entfalten. Bachs Kantate BWV 79 „Gott der Herr ist Sonn und Schild“, erstmals am 31. Oktober 1725 aufgeführt, ließ einen erschauern. Sie überzeugt durch ihre Aussage, dass der Glaube das Fundament des Seins sei, er allein gewähre Schutz und Licht.
Die Kantate „Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren“ BWV 137, 1725 für den 12. Sonntag nach Trinitatis geschrieben, verdeutlicht Bachs formale und expressive Bandbreite, sein großes Können. Pauken und Trompeten unterstützen ihre Intention. Die Orchestersuite Nr. 2 h-moll für Flöte, Streicher und Basso continuo BWV 1067, Bach hatte das Werk wohl für seine regelmäßigen Leipziger Kaffeehauskonzerte vorgesehen, stellt das konzertierende Soloinstrument, die Traversflöte, in den Fokus.
Eine Reihe von Tanzsätzen folgt der vorangestellten Ouvertüre, die mit typisch französischen Stilmitteln beginnt. Die Fuge hingegen ist polnisch inspiriert. Charpentiers gegen Ende des 17. Jahrhunderts entstandenes „Te Deum“ verkörpert ein wirkliches Meisterwerk. Das Prelude ist als „Eurovisionshymne“ bekannt geworden. Die Instrumentalbesetzung ist fantastisch zu nennen. Optimismus kommt zum Tragen, Hoffnung auf eine Welt in Frieden.
Das Konzert zeichnete sich aus durch seine deutlich zu hörende Seele, die die Zuhörer wie Balsam einhüllte und ihnen Perspektive schenkte. Stefan Wasser und allen Künstlern ist wiederum ein wahrhafter Höhepunkt gelungen. Die Übergänge wurden von Schülerin Naima Leske gestaltet, die das Ganze als Wesen eines anderen Planeten erlebte und Texte aus der Feder Stefan Wassers vortrug.